Oliver Masucci ist international als Schauspieler bekannt. Jetzt ist er Teil des Theaterstücks „Harry Potter und das verwunschene Kind“. t-online hat sich mit ihm getroffen.

„Expecto Patronum“, ruft Oliver Masucci; sein langes, schwarzes Perückenhaar glänzt im Deckenlicht. Der im „Harry Potter“-Universum als Patronus bekannte Schutzzauber zeigt sofort Wirkung: Eine hell leuchtende Hirschkuh tritt auf die Bühne und vertreibt die gefährlichen magischen Kreaturen um sie herum. Bei dem Patronus handelt es sich um einen Zauber, der den ausführenden Magier in Tiergestalt verwandelt – und düstere Widersacher fortjagt.

Als Severus Snape, der griesgrämige Hogwarts-Lehrer, zaubert Schauspieler Masucci derzeit auf der Hamburger Theaterbühne in der Inszenierung von „Harry Potter und das verwunschene Kind“.

Insgesamt zehnmal ist der international bekannte Schauspieler noch bis zum 10. März Teil des Gastspiels im Mehr!-Theater am Großmarkt. t-online hat mit ihm über seine Hamburger Vergangenheit, Eitelkeit und seine größte Angst auf der Bühne gesprochen.

t-online: Welche Tiergestalt hätte Ihr Patronus-Zauber, Herr Masucci?

Oliver Masucci: Mein Patronus wäre ein Hund. Ich habe eine ziemlich gute Verbindung zu diesen Tieren. Die kommen oft zu mir, sind sehr zutraulich und wollen bei allem mitmachen. Als Kind hatte ich mal eine nicht so schöne Erfahrung mit zwei Schäferhunden, die auf mich gehetzt worden sind und mich gebissen haben. Trotzdem mag ich die Anwesenheit von Hunden heute – ihretwegen habe ich kein Trauma. Eher wegen der Halter.

Auf der Theaterbühne können Sie derzeit in Hamburg einen Patronus beschwören – wenn auch keinen Hund. Zuletzt hatten Sie eine längere Theaterpause. Wie kommt es, dass Sie nun auf die Bühne zurückkehren?

Das Theater ist mein Sehnsuchtsort, ein Ort der Fantasie – dort habe ich alles gelernt, was ich kann. Gleichzeitig im Theater aufzutreten und zu drehen, ist allerdings sehr fordernd. Das geht nur nacheinander und wenn ich die Vorstellungen im Block spielen kann. Die letzten Jahre habe ich, bis auf den Macbeath beim Hamburger Theaterfestival, ausschließlich Filme gedreht. Das Stück hat mich nun aber sehr gereizt. Zaubern ist einfach großartig. Ich bin großer „Harry Potter“-Fan. Ich habe selbst alle Teile gelesen, alle Filme geschaut und bei „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ den Chef der magischen Welt gespielt. Diese ganze Detailverliebtheit von Harry Potter fasziniert mich. Und jetzt spiele ich zehn Vorstellungen beim Franchise, danach kann ich wieder Filme drehen. Das ist eine schöne Sache für mich.

Sie tragen auf der Bühne einen ziemlich langen Umhang. Haben Sie Angst, während einer Aufführung darüber zu stolpern?

Ich fürchte mich wahnsinnig, über diesen Zauberumhang zu stolpern. Ich bleibe überall hängen damit. Dass ich plötzlich mit zerrissenem Mantel auf der Bühne stehe oder darauf ausrutsche – das ist wohl gerade wirklich meine größte Angst.

Ich habe gelesen, dass Sie eigentlich für die Rolle des Schulleiters Albus Dumbledore gedacht waren. Dem NDR sagten Sie, dass Sie sich dagegen entschieden hätten, weil Sie dann einen langen Bart tragen müssten – und Sie niemand erkennen würde. Klingt ziemlich eitel.

Ja, ich bin ja auch Schauspieler.

Und Schauspieler wie Sie sind immer eitel?

Ja, natürlich. Hochgradig eitel sogar. Es gibt nur diejenigen, die es zugeben. Und diejenigen, die so tun, als seien sie es nicht. Man kann auf der Bühne oder beim Dreh Mut zur Hässlichkeit beweisen und trotzdem eitel dabei sein. Schauspieler wird man aus einem Defizit heraus. Es gab eine Zeit, in der ich zu wenig gesehen worden bin, als das, was ich sein wollte. Und um gesehen zu werden, führte mein Weg schließlich auf die Bühne. Irgendwann fangen die Leute an, zu applaudieren – hat man dann erreicht, was man wollte? Schließlich kommt die Frage in einem auf, wieso man nun weitermachen soll. Nach dem Applaus ist vor dem Applaus. Geht das jetzt immer so weiter? Wofür will man auf der Bühne stehen? Wofür seinen Namen hergeben? Mit der Beantwortung dieser Fragen wird aus der Schauspielerei nicht mehr nur das reine Ringen um Aufmerksamkeit, sondern eventuell etwas Künstlerisches.

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