Die Dimensionen der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) werden erst bei einem Blick auf die Karte richtig deutlich. Im Grunde ist Fraunhofer überall – in Deutschland gibt es Anlagen von Itzehoe nahe der Nordseeküste bis ganz im Süden des Landes im oberbayerischen Holzkirchen, wo man die Alpen sehen kann. Derzeit, im Jahr 2024, gibt es allein in der Bundesrepublik etwa 80 Fraunhofer-Institute und Forschungseinrichtungen. Hinzu kommen Zentren auf fast allen Kontinenten: in den USA und Brasilien ebenso wie in Südafrika, Israel, China und Indien. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist weltweit vernetzt und die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Bauphysik, Datenverarbeitung, Photovoltaik, Biomedizin, Mechatronik und Polymerforschung; Tatsächlich gibt es nur sehr wenige wissenschaftliche oder technische Themen, in denen die Organisation nicht aktiv ist.
Weltberühmte Erfindungen: Airbag, MP3-Format, weiße LED
Viele Erfindungen seiner Institute sind weltweit bekannt: der Airbag zum Beispiel oder das berühmte MP3-Format, mit dem man Musik in kleine Datendateien komprimieren kann. Letzterer kam vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen. In den 1980er-Jahren verwendeten Forscher bei der Entwicklung wegen seines klaren Rhythmus und seiner Einfachheit das bekannte Lied „Tom’s Diner“ von Suzanne Vega. Es war das erste Lied überhaupt, das komprimiert wurde. Auch die weiße LED ist eine weltberühmte Erfindung aus der Fraunhofer-Welt. Früher mussten Lampen das Licht blauer, grüner und roter LEDs mischen, um weißes Licht zu erzeugen. Das machte LED-Systeme kompliziert und teuer. 1995 gelang es Forschern des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg erstmals, einen einzelnen Halbleiterchip rein weißes Licht aussenden zu lassen. Das war der Beginn der LED-Erfolgsgeschichte. Heute beleuchten sie Millionen von Büros und Wohnungen.
Warum sind die Fraunhofer-Gesellschaften so kreativ?
Reimund Neugebauer, damals Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, erklärt im Jahr 2022, woher der Ideenreichtum der rund 30.000 Mitarbeiter kommt: „Wir konzentrieren uns auf Schlüsseltechnologien, die für die Zukunft relevant sind.“ Um dies zu erreichen, bewerten wir kontinuierlich innovative Geschäftsfelder und Technologietrends mit großem Marktpotenzial und gesellschaftlicher Relevanz und passen unsere Schwerpunkte entsprechend an.“ Wichtige Felder, an denen die FhG derzeit arbeitet, sind unter anderem Bioökonomie, Intelligente Medizin, Quantentechnologien, Künstliche Intelligenz und Klimatechnologien. Ziel ist es, Energiesouveränität mit den Nachbarn in der Europäischen Union zu erreichen.