Ein ausrangiertes Batteriepaket der ISS hält Deutschland in Atem. Es gibt tatsächlich Chancen, dass wir das Objekt bei seinem Wiedereintritt sehen können. Am Abend soll es so weit sein.

Seit drei Jahren umrundet ein großes Paket Weltraumschrott unsere Erde. Die Palette mit alten Nickel-Wasserstoffbatterien war am 21. März 2021 von der Internationalen Raumstation ISS abgetrennt worden und soll in den kommenden Stunden in die Erdatmosphäre eintreten.

Wirkliche Sorgen, dass Teile des Müllhaufens eine Gefahr darstellen könnten, müssen die Menschen in Deutschland sich laut Behörden nicht machen. Aber dürfen wir womöglich auf ein kleines Feuerwerk hoffen?

Mit bloßem Auge zu sehen

Rainer Kresken, Leiter der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim und Raumfahrtingenieur bei der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, sagte t-online: „Zurzeit sagen die Berechnungen, dass das Objekt gegen 17.52 Uhr unserer Zeit über Brasilien in die Atmosphäre eintritt. Aber es gibt auch eine kleine Chance, dass es über Deutschland verglüht. Das könnte eine richtig gute Show werden.“ Er fordert Fans auf, die Augen Richtung Himmel zu richten, denn in bestimmten Gebieten könnte man den Eintritt mit bloßem Auge sehen, „als Lichtstreifen oder flammendes Objekt, das sich von einem Horizont bis zum anderen bewegt.“

Wo und wann soll das Objekt zu sehen sein?

Wenn alle Berechnungen stimmen, lohnt es sich ab 19.20 Uhr in den Himmel zu schauen. Das Paket wird von Nordrhein-Westfalen in Richtung Cottbus Brandenburg überfliegen, später könnte es außerdem bei einer zweiten Erdumrundung über Baden-Württemberg zu sehen sein.

Eine Karte des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zeigt die wahrscheinliche Überflugbahn über Deutschland. Dabei ist zu beachten, dass die Karte Uhrzeiten in Zulu-Zeit angibt und damit eine Stunde früher als auf unseren deutschen Uhren. Die Trümmerteile fliegen demzufolge in einem Zickzackmuster und in drei Vorbeiflügen über diverse Bundesländer wie Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

Laut BBK werden die Eifelkreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel, Euskirchen und auch Trier ab 17:52 Uhr in Richtung Osten (Lahn-Dill-Kreis, Gießen, Fulda) überflogen bis nach Thüringen (Erfurt, Gotha) und Sachsen (Zwickau, Gera, Altenburger Land, Görlitz).

„Die Chance, das Objekt tatsächlich zu sehen zu bekommen, ist hier am größten“, sagt Esa-Raumfahrtingenieur Kresken. Dabei wird es sich aber nur um ein Zeitfenster von ein paar Minuten handeln, in denen der Schrottcontainer sich von einem Horizont zum anderen bewegt, womöglich in Form eines flammenden Lichtstreifens. Wer sich auf einer erhöhten Stelle mit freiem Blickfeld positionieren kann, sollte das tun.

Ab 19.22 Uhr sausen Trümmerteile nach Angaben der Karte über NRW (Kleve, Wesel, Dortmund, Paderborn) nach Osten. Innerhalb von nur einer Minute legen sie ihren Weg über den Harz und die Brandenburger Kreise Wittenberg, Elbe-Elster sowie Spree-Neiße zurück. Hier wird die Chance auf eine Sichtung laut Kresken schon geringer sein.

Etwa eineinhalb Stunden später wurde ein Überflug ab 20.54 Uhr im südwestlichsten Zipfel Deutschlands (Emmendingen, Freiburg, Tuttlingen, Konstanz und Oberallgäu) berechnet.

Auf der Website satflare.com können Sie zudem in Echtzeit die Laufbahn des Batteriepakets der ISS verfolgen. Unter dem Menüpunkt „Predict Passes“ ist zu sehen, wann die Trümmerteile über den eigenen Standort hinwegziehen.

Wieso kann man den Wiedereintritt nicht genau vorhersagen?

Es handelt sich um einen unkontrollierten Wiedereintritt, deswegen sind genaue Vorhersagen sehr schwer. Zurzeit gehen die Experten davon aus, dass das Schrottpaket am heutigen Freitagabend final abstürzt.

„Das Objekt wird allmählich durch die Atmosphäre abgebremst und verliert damit an Bahnhöhe“, sagte der Leiter des Esa-Programms für Weltraumsicherheit, Holger Krag, dem Onlineportal der „Tagesschau“. „Die großen Unsicherheiten kommen daher, dass wir nicht genau voraussagen können, wie dicht die Atmosphäre sein wird. Es hängt von vielen Faktoren ab und bleibt zu einem großen Teil dem Zufall überlassen. Insofern kann man selbst einige Stunden vorher den Ort noch nicht genau benennen. Man kann vielleicht einige Kontinente ausschließen, aber man kann die Vorhersage auf keinen Fall auf ein Land oder eine Stadt herunterbrechen.“

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte am Donnerstagnachmittag über mehrere Warn-Apps eine amtliche Gefahreninformation verbreitet, derzufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmer auf Deutschland stürzen, sehr gering sei.

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