Dieses Menü soll zum Nachdenken anregen: In Bremerhaven servieren Köche Gerichte aus Resten. Es sei eine „genussvolle Weise, unser Wissen zu teilen“.
Chips aus Kartoffelschalen, eine Tomatensuppe dazu, Rumpsteak und zum Nachtisch ein Pudding: Dieses beispielhafte Menü klingt auf den ersten Blick nicht besonders ausgefallen, geschweige denn besonders – ist es aber. Denn die einzelnen Gänge werden im Restaurant Strom des Bremerhavener Atlantic Hotel-Sail-City aus Übriggebliebenem hergestellt. Die Gäste kämen ganz gezielt, um Reste zu essen, verrät der Chefkoch.
Hinter der Aktion steht der Gedanke, auf die weiter wachsende Lebensmittelverschwendung in Deutschland und der Welt aufmerksam zu machen, teilte das Lokal mit. Mit jedem Gang würde nicht nur leckeres Essen serviert, sondern auch „schmackhafte Erkenntnisse“. Denn Lebensmittelreste würden nicht automatisch schlechte Qualität bedeuten. Im Gegenteil, erläutert der Hotelküchenchef Dominik Flettner.
Gästen wird nicht das Essen anderer Gäste serviert
Den Besuchern werde natürlich nicht das übriggebliebene Essen anderer Gäste kredenzt, es gehe beim Kochen mit Resten vielmehr darum, diese weiter zu verwerten. Aus Gemüseabschnitten könne man hervorragend Fonds und Suppen herstellen, aber auch Vorspeisen und Salattoppings.
Mit jedem Gang werde die Herangehensweise erklärt und geschildert, welche Abfälle nicht in die Tonne gehören. Beim diesjährigen Essen servierte Chefkoch Flettner unter anderem Pannacotta mit hausgemachtem Radieschengrün-Pesto und Karottenpüree, der zweite Gang bestand aus einem Fischtopf, der in erster Linie mit Fischabschnitten gekocht wurde. Diese Teile seien qualitativ genauso hochwertig, wie der Rest des Tieres, könnten jedoch nicht separat angeboten werden.
Doch auch Fleisch gehörte zum Menü, genauer Rumpsteak. Die Stücke sind nicht so opulent, wie man das kennt und können nicht für einen „richtigen“ Hauptgang verwendet werden. Für den Abfall sind sie aber viel zu schaden. Das Gleiche gilt für Kabeljau, der in Kombination mit dem Rumpsteak ein Turf & Surf ergab. Das Dessert bildete ein Pudding, dazu ein Sorbet aus Äpfel aus dem Alten Land. Pro Person wurden 54,50 Euro fällig.
Aber nicht nur beim Essen selbst setzen die Verantwortlichen auf Nachhaltigkeit. Auch beim Drumherum wolle man Sorge tragen, dass nur wenige Ressourcen verschwendet werden. Bietet das Lokal zum Beispiel ein Buffet an, dann fehle unter anderem die Dekoration. Es stünden nur kleine Teller und kleine Löffel zur Verfügung. Ein Koch stehe immer bereit und lege nach, statt große Platten herausgeben. Darüber hinaus würden kleinere Brötchen serviert, sodass Gäste verschiedene Sorten probieren können, aber keine Hälften überlassen. Eine Buttermaschine verhindere zudem den Einsatz von Plastik.