Ein massives Aufgebot von Rettungskräften durchkämmte am Sonntag auf der Suche nach Arian die Felder rund um Bremervörde – ohne Erfolg. Wie es nun weitergeht.
Eine Woche nach dem Verschwinden des sechsjährigen Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens geben die Einsatzkräfte die Hoffnung nicht auf. „Wir haben jetzt auch übers Wochenende wieder einige Fußspuren gefunden“, sagte ein Sprecher der Polizei am Montag. Die Fußabdrücke könnten von dem Jungen stammen. Die Ermittler verfolgten die Spuren mit Hunden – zunächst aber ohne Erfolg.
Mehrere Trupps der Bereitschaftspolizei sollen am Montag weiter die Region nach dem autistischen Jungen durchkämmen, wie der Polizeisprecher ankündigte. Die Einsatzkräfte möchten punktuell vorgehen und gezielt Hinweisen nachgehen. „Alle Informationen nehmen wir ernst“, betonte der Sprecher. „Wir betreiben hier extrem viel Aufwand.“ Die Polizei richtete inzwischen auch eine Ermittlungsgruppe ein. Die Bundeswehr sei nicht mehr an der Suche beteiligt.
„Aufgeben ist für uns noch keine Option“, sagte eine Sprecherin der Polizei. „Wir suchen weiter, Tag und Nacht.“
Arian ist Autist, er reagiert einer Expertin zufolge auf Rufe wahrscheinlich nicht. Eine Überwachungskamera hatte am Montagabend vergangener Woche aufgezeichnet, wie der Junge nach seinem Verschwinden in einen benachbarten Wald lief.
Mehrere Spuren entdeckt – sind sie von Arian?
Von Sonntagvormittag an durchkämmten rund 800 Helfer mit einer 1,5 Kilometer langen Menschenkette das Gebiet nördlich des Wohnorts des Jungen. Hinzu kamen 400 weitere Kräfte, die an anderen Orten suchten. Insgesamt waren also 1.200 Menschen im Einsatz.
„Eine derart große Suchmaßnahme habe ich zuvor noch nicht geleitet“, sagte Jörg Wesemann, Gesamteinsatzleiter der Polizei Rotenburg. Man konzentriere sich auf ein Gebiet, in dem man in den vergangenen Tagen zahlreiche Spuren gefunden habe. Ziel sei es, „lückenlos alles noch einmal umzudrehen“, sagte eine Polizeisprecherin.
Auch Suchhunde und Drohnen wurden eingesetzt. Technisches Hilfswerk (THW) und Feuerwehr durchsuchten Gräben und darin befindliche Rohre. Das Suchgebiet, das bisher auf das Umfeld von Elm konzentriert war, wurde am Sonntag ausgeweitet.
Eltern danken Helfern für die tagelange Suche
Am Samstag hatte sich die Suche erneut auf die Oste, einen Nebenfluss der Elbe, nahe Elm konzentriert. Einsatzkräfte fuhren mit sogenannten Sonarbooten auf dem Fluss. An Land liefen Helfer den Fluss zu Fuß ab. Weitere Einsatzkräfte durchkämmten das Gebiet zwischen Elm und der Gemeinde Oldendorf. In dem Gebiet beobachtete ein dpa-Reporter am Samstag, wie etwa 30 Bundeswehrsoldaten eine Weide kontrollierten. Anders als am Freitag konzentrierte sich die Suche nicht auf Elm.
Vor dem Wochenende hatten Arians Eltern über die Facebook-Seite der Polizei einen Appell an die Helfer gerichtet, in dem sie erklärten, wie Arian geholfen werden könne. „Wir glauben, dass Arian sich auf den Weg gemacht hat, um ein großes Abenteuer zu erleben“, hieß es darin. Er könnte sich demnach nicht nur in Elm, sondern auch in die umliegenden Gemeinden bewegt und dort versteckt haben. Sie dankten allen für die Hilfe bei der Suche.
Elmer Kinder malen „Glückskleeblätter“ für Arian
Der Rückhalt im Dorf sei groß, berichtete eine Mutter, die am Sonntag zusammen mit ihrem Sohn ein selbst gemaltes Bild am Eingang zum Lagezentrum im Feuerwehrhaus des Ortes anbrachte. „Das sind Glückskleeblätter für Arian, dass er zurückkommt“, sagte sie. Die Bilder seien in einer Aktion des Kindergartens entstanden.
„Alle hoffen, dass Arian zurückkommt und er sich halt irgendwo versteckt“, sagte die Frau. „Wenn man mit dem Fahrrad, wenn man mit dem Auto unterwegs ist – man guckt immer links und rechts und hofft, dass er irgendwo läuft“, sagte sie. „Alle wollen mithelfen und suchen. Aber wir sollen ja nicht, weil hier genug Einsatzkräfte vor Ort sind, die wirklich ihr Bestes geben.“