Die AfD stellt nach der Wahl in Pirna erstmals in Deutschland einen Oberbürgermeister. Vernetzt ist er mit Europa-Spitzenkandidat Maximilian Krah. Der spannte ihn für China ein.
Die AfD hat den Marsch begonnen, „um Europa zu verändern“: So zumindest könnte es der Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, nach der für die Partei erfolgreichen Wahl im sächsischen Pirna sehen. Bundesweit erstmals stellen die Rechtsextremisten dort mit Tim Lochner bald den Bürgermeister. Das ist nicht nur für die AfD und ihre lokalen Vertreter ein Meilenstein, sondern auch für den Spitzenkandidaten Krah, der die Partei immer weiter in Richtung totalitärer Bestrebungen drängt.
Kampf gegen den Feind im Inneren
In Pirna beginne er, der Marsch, sagte er 2019 bei einem Wahlkampfauftritt in der sächsischen Stadt. Und es liegt nicht fern, bei seinen Worten rückblickend an den „langen Marsch“ zu denken – also den zentralen Heldenmythos der Kommunistischen Partei Chinas, bei dem der „Überragende Führer“ Mao Zedong seinen Machtanspruch festigte.
Krah, der mit dem siegreichen Pirnaer Kandidaten Lochner bekannt ist, ist mit seiner Bewunderung für China und seinen Ideen für Deutschland und Europa selbst in seiner eigenen Partei angeeckt. Norbert Kleinwächter, der kürzlich im parteiinternen Ringen um die Ausrichtung der Partei sein Amt im Vorstand der Bundestagsfraktion verlor, ließ kein gutes Haar an Krahs Ideen für die Zukunft Deutschlands.
„Sein Manifest ist ausdrücklich anti-konservativ, anti-liberal, anti-freiheitlich, anti-bürgerlich, anti-intellektuell, anti-christlich, anti-individuell, anti-rechtsstaatlich, anti-völkerrechtlich, anti-ethisch und anti-souveränistisch, vor allem aber anti-anglosächsisch und anti-westlich“, schrieb Kleinwächter in einer Rezension über das Buch des Spitzenkandidaten der eigenen Partei. Und es fällt nicht schwer, dieses vernichtende Urteil nachzuvollziehen.
In Krahs Vision von Deutschland, die er in seinem Buch „Politik von rechts“ entwirft, steht der Feind „nicht außerhalb“, also beispielsweise in den Diktaturen Chinas und Russlands oder „in der islamischen Welt“, sondern im Inneren. Er nennt es den „Wokeismus“, meint aber im Grunde alle liberalen Demokraten, die außerhalb der AfD stehen. Diesen Feind gelte es zu bekämpfen.
„Menschenrechte sind nicht absolut“
Dabei sind Menschenrechte, die jeden Bürger vor staatlicher Repression, vor Folter und Verfolgung schützen, nur im Wege. „Menschenrechte sind nicht absolut, sondern im Kontext der Gesellschaft zu definieren.“ Wer Rechte hat, das bestimmt in Krahs Vision die Partei. Ausdrückliche Begeisterung zeigt Krah deswegen für Maßnahmen im kommunistischen und von der Geheimpolizei überwachten China, das er beispielsweise für die Kontrolle der sozialen Netzwerke lobt.
Ob all diese Ausführungen eine Rolle dafür spielten, dass Krahs Landesverband in Sachsen seit Kurzem vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch bewertet wird, ist nicht bekannt. Es kann aber als Alarmsignal gelten, dass ausgerechnet Tim Lochner nun als erster Kandidat der Partei das Amt des Oberbürgermeisters einer deutschen Stadt erringt.
Lochner und Krahs China-Lobby
Denn Krahs Lobbyarbeit für China und die Anpassung der deutschen Politik an chinesische Standards geht seit Jahren über politische Manifeste hinaus. Sie schlägt sich in seiner Arbeit im Parlament nieder, wo er dubiose Kontakte pflegte und immer wieder von der Fraktionslinie abwich. Den neuen Oberbürgermeister spannte er schon vor Jahren für sein pro-chinesisches Netzwerk ein.
t-online deckte Anfang Oktober auf: Ein aus Krahs Abgeordnetenbüro orchestrierter Lobbyverein lotste Lochner im November 2019 nach China, wo ihm eine Frontorganisation der Kommunistischen Partei den Titel eines „Botschafters der Internationalen Freundschaft von Lishui“ verlieh. Eine Städtepartnerschaft mit Pirna sollte angebahnt werden. Knotenpunkt war Krahs Assistent Jian G., den der heutige Spitzenkandidat seit seinem Einzug ins Parlament dort beschäftigt. G. ist gebürtiger Chinese, hat aber mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft.
Der dubiose Assistent
Seit vielen Jahren bewegt er sich in Kreisen der chinesischen Exil-Opposition, also einem Personenkreis, der in Deutschland Überwachung und Schlimmeres von chinesischen Geheimdiensten zu befürchten hat. Trotzdem machte er Geschäfte mit China und organisierte für Krah Reisen dorthin. Gemeinsam mit Krah traf er sich sogar mit Vertretern des Geheimdienstes IDCPC. Kurz vor und nach der Reise im November 2019 floss Geld aus China in sein engstes privates Umfeld.