Nirit Sommerfeld ist eine deutsch-israelische Sängerin, Schauspielerin, Autorin und Gastronomin. Sie ist Jüdin, wurde 1961 in Eilat auf Israelin geboren, lebt seit vielen Jahren in Deutschland und ist kürzlich nach Chemnitz gezogen. Sie ist durch ihre Familiengeschichte mit dieser Stadt verbunden. Im Interview spricht sie darüber, was ihrem Vater und Großvater in Chemnitz widerfuhr und wie sie in ihrer Erinnerung nun mit Kunst und sozialen Kontakten der Ausgrenzung entgegenwirkt.
Frau Sommerfeld, Sie sind nach Chemnitz gezogen, um Ihren Großvater aufzuspüren. Was hat Sie dazu motiviert?
Als vor etwa zwei Jahren bekannt gegeben wurde, dass Chemnitz Kulturhauptstadt Europas werden soll, wollte ich einen genaueren Blick auf die Stadt und unsere dortige Familiengeschichte werfen. Ich besitze ein kleines Grundstück in Chemnitz – auf dem Gelände, auf dem früher das Haus meiner Großeltern stand. Mein Großvater Julius wurde 1939 verhaftet und 1940 im KZ Sachsenhausen ermordet. Das Haus wurde zu einem „jüdischen Altersheim“, von dem aus viele Juden in das Vernichtungslager geschickt wurden. Von dem Haus ist heute nichts mehr übrig – das Gelände wurde als Parkplatz genutzt. Ich möchte die Kulturhauptstadtveranstaltungen nutzen, um hier ein Kulturzentrum zu schaffen, einen Pavillon für Kunst, Kultur, Forschung, Miteinander und Jugendaktivitäten. Mit einer ganz klaren Botschaft: Es sind schreckliche Dinge passiert, an die wir erinnern müssen und aus denen wir lernen können. So etwas sollte niemandem und nirgendwo mehr widerfahren.