Neben Staus und Baustellen ärgern lange Rotphasen der Ampeln die Kölner. Das wohl schlimmste Beispiel befindet sich am Rande der Stadt.
Montagnachmittag, grauer Himmel, strömender Regen. Sollte das die Laune der Autofahrer nicht schon in den Keller befördert haben, erledigen die langen Wartephasen an den Ampeln den Rest. t-online steht an einer Kreuzung in Klettenberg und beobachtet den zäh fließenden Verkehr.
Wo Autofahrer besonders viel Geduld aufbringen müssen, wollte t-online von der Stadt Köln wissen. „Es gibt keine gesonderten Messungen, welche Ampel die längste Rotphase hat“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Eine Umfrage in den sozialen Medien ergab jedoch mit himmelweitem Abstand einen „Gewinner“: die Kreuzung Luxemburger Straße/Militärringstraße.
„Die Kreuzung der Hölle“, schreibt ein User in den Kommentaren. „Da bekommt das Auto schon mal einen Standplatten.“ Ein anderer User ächzt: „Da hab ich als Lkw-Fahrer gefühlt schon Monate verbracht.“
Bahnstrecke sorgt für lange Wartezeiten
Wir prüfen die Lage vor Ort. An besagter Kreuzung fließt Verkehr aus der Innenstadt, Raderthal, Junkersdorf und Hürth zu. Autofahrer aus den Richtungen Innenstadt und Hürth haben es vergleichsweise gut. Handgestoppt kommen wir auf Rotphasen von 45 Sekunden bis zu einer knappen Minute. Wirklich schlimm sieht es dagegen für Autofahrer aus, die aus Junkersdorf kommen: Unsere Messungen ergeben Wartezeiten von bis zu dreieinhalb Minuten.
Für die besonders langen Rotphasen sorgt hier die Gleisstrecke der Bahnlinie 18, die die Straße quert. „Bei geschlossener Schrankenanlage werden die Ampeln der Kreuzung, welche die Zufahrt zum jeweiligen Bahnübergang regeln, umgehend für die Dauer des Bahneingriffs auf Rot geschaltet“, erklärt eine Stadtsprecherin t-online.
Die Verwaltung hat das Problem erkannt und will entgegensteuern. Seit über einem Jahrzehnt ist geplant, die Bahnstrecke der 18 im Bereich der Kreuzung unter die Erde zu legen. Doch noch sind Gutachten offen, die Finanzierung ist nicht abschließend geklärt und vor Baubeginn muss das Gebiet nach Kampfmitteln und archäologischen Objekten abgesucht werden. Aktuell rechnet man damit, dass der Tunnelbau frühestens im Jahr 2027 abgeschlossen ist.
Zwei Arten der Ampelschaltung
Aber wovon hängt eigentlich ab, wie lange die Rot- beziehungsweise Grünphase einer Ampel in Köln ist? Zuständig für die Schaltung aller Ampelanlagen sei das Amt für Verkehrsmanagement, so die Sprecherin weiter. „Bei der Planung der Signalsteuerung und der Festlegung der Grünzeiten werden Verkehrszählungsdaten berücksichtigt.“
Grundsätzlich gebe es zwei Arten der Schaltung. Wie die meisten Ampeln in Köln sei auch die Anlage an der Kreuzung Luxemburger Straße/Militärringstraße verkehrsabhängig geschaltet. „Hier ermitteln Detektoren das Verkehrsaufkommen und beeinflussen unmittelbar die Länge der Grünzeit. Damit nehmen sie auch Einfluss auf die Länge der Rotzeit der konkurrierenden Verkehrsströme.“ Ein kleinerer Anteil der Ampelanlagen in der Stadt schalte dagegen zyklisch, also in festgelegten Zeiträumen. „Hier werden die Zeiten im Rahmen der Planung ermittelt und entsprechend eingestellt.“
Deutschlandweit einzigartige Gelbphase
Beim Thema Ampeln hat Köln übrigens überregional Bekanntheit erlangt. Als einzige Stadt in Deutschland hat sie Anlagen mit viersekündigen Gelbphasen. Normal sind drei Sekunden. Die Spezialregelung hatte die Stadt in den 70er-Jahren auf Drängen des mittlerweile verstorbenen Verkehrsrichters Eugen Menken eingeführt. Der soll damals massenhaft Verfahren gegen nicht zahlungswillige Rotlicht-Sünder eingestellt haben – mit den Worten: „Ich kann nicht jemanden wegen eines Rotlicht-Verstoßes verknacken, wenn die Gelbphase so kurz ist, dass man nicht vernünftig bremsen kann.“
Heute sind noch 678 der insgesamt 854 Kölner Ampeln mit einer viersekündigen Gelbphase ausgestattet. 176 Ampelanlagen hat die Stadt inzwischen auf die Gelbzeit von drei Sekunden umgestellt.