Zum Start der Fußball-EM buhlen die TV-Anbieter um die Gunst der Fans. Manche Fans können die Tore bis zu 26 Sekunden früher sehen.
Fans aus ganz Europa freuen sich auf die Fußball-EM in Deutschland. Vor allem hierzulande werden die meisten Menschen in den nächsten Wochen viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen – im Wohnzimmer, in Restaurants und Bars sowie beim Public Viewing.
Doch die gute Laune kann schnell verfliegen, zum Beispiel, wenn die eigene Mannschaft verlieren sollte. Oder wenn die Nachbarn das TV-Bild früher übermittelt bekommen. Denn der vorzeitige Jubel von nebenan kann die Spannung komplett ruinieren, wenn auf dem eigenen Bildschirm noch der Angriff läuft.
In den vergangenen Jahrzehnten waren hier stets die Zuschauer im Vorteil, die ihr Fernsehbild per Satellitenübertragung erhalten haben. Warum das so ist, können Sie hier nachlesen. Der Kabelanbieter Vodafone möchte das nun ändern und führt für seine Kunden den sogenannten Jubel-Booster ein. Dadurch sollen „erstmals in der Geschichte des Fernsehens die Live-Bilder einer Fußballübertragung im Kabelfernsehen sogar schneller“ sein, schreibt das Unternehmen.
Möglich sei das, weil die Signale heutzutage meist über schnelle Glasfaserleitungen an die Sender weitergeleitet und von den TV-Anbietern mittels modernster Technik ohne Zeitverlust aufbereitet werden. Damit die Differenz zwischen Geschehen auf dem Fußballplatz und dem TV-Bild beim Kabelfernsehen geringer wird, hat Vodafone in den vergangenen Monaten außerdem die Leitungszuführung im Kabelnetz umgestellt.
„Die Signale von ARD und ZDF kommen nun per Glasfaser und nicht mehr per Satellit in die beiden TV-Zentren in Kerpen und Frankfurt-Rödelheim. Zusätzlich wurde nun für den Zeitraum der EM der ‚Jubel-Booster‘ im Rahmen eines Pilotprojekts aktiviert. Das unkomprimierte TV-Signal aus den Studios der TV-Sender wird nun unverändert in der Signalaufbereitung genutzt“, erklärt Guido Kneuper, TV-Technik-Experte aus dem Vodafone Engineering.
Das Ergebnis sei laut Vodafone ein zeitlicher Vorsprung des Kabelfernsehens gegenüber dem Satelliten. Aus technischen Gründen funktioniere die Technik derzeit nur bei ARD und ZDF und auch nur in 13 der insgesamt 16 deutschen Bundesländer. In Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg werde derzeit noch an der Einführung gearbeitet.
Das Unternehmen veed analytics hat die Signalverzögerung beim Spiel der deutschen Damennationalmannschaft gegen Polen am 4. Juni gemessen. Für diesen Praxistest wurde die Satellitenübertragung als Referenzsignal genutzt. Mehrere Messungen wurden miteinander verglichen. Das Kabelsignal von Vodafone war zwei Sekunden schneller als Sat-TV.
Bei früheren Welt- und Europameisterschaften hatte Sat-TV immer die Nase vorn. Drittplatziert ist das Antennenfernsehen DVB-T2 mit fünf Sekunden Rückstand auf Kabel-TV. Bei den Anbietern von Internetfernsehen war waipu.tv am schnellsten und lag sieben Sekunden hinter dem Kabelsignal. Andere Anbieter von Internetfernsehen waren deutlich langsamer – mit bis zu 26 Sekunden Verzögerung.
Im Free-TV werden 34 Spiele bei ARD oder ZDF übertragen, darunter die Vorrundenspiele des DFB-Teams. 12 weitere Spiele werden bei RTL gezeigt. Alle EM-Spiele, darunter fünf Exklusivspiele, sind auf MagentaTV zu sehen.