Auch beim FC Bayern wird es am letzten Tag des Wintertransferfensters mal wieder hektisch. Dabei wollte man genau das eigentlich unbedingt vermeiden.
Was Uli Hoeneß sagt, ist beim FC Bayern nach wie vor Gesetz. Und so verfügte der Klubpatron nach dem Debakel, das der Ehrenpräsident als Mitglied der damals gegründeten Taskforce am Deadline Day im Sommer miterleben musste, eine neue Klubrichtlinie. „Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten wir in Zukunft am letzten Transfertag nicht mehr mitten im Geschehen sein“, sagte der 72-Jährige in der Süddeutschen Zeitung. „Früher haben wir über diesen Deadline Day gelacht!“
Am 31. August des vergangenen Jahres wurde am Deadline Day allerdings eher über ihn und die Bayern gelacht. Zur Erinnerung: Wunschspieler João Palhinha, für den der Rekordmeister 65 Millionen Euro Ablöse an den FC Fulham zu überweisen gewillt war, war damals bereits nach München geflogen und hatte dort sogar den Medizincheck schon erfolgreich hinter sich gebracht.
Nur, um dann doch wieder umkehren zu müssen, weil sein Klub so kurzfristig keinen Ersatz mehr für den defensiven Mittelfeldspieler fand und den vereinbarten Deal in letzter Sekunde platzen ließ. Auch alle anderen geplanten Last-minute-Transfers kamen aus verschiedenen Gründen am Ende nicht mehr zustande, also kam auch kein Defensivspezialist mehr nach München.
Dieses Hoeneß-Gesetz muss Bayern direkt brechen
Unter den Folgen dieses Debakels leidet vor allem Cheftrainer Thomas Tuchel, dem in den vergangenen Monaten bisweilen die Abwehrspieler komplett ausgingen. Mit den Verpflichtungen von Innenverteidiger Eric Dier, der von Tottenham Hotspur kam, und Rechtsverteidiger Sacha Boey, der als neuer Winter-Rekordtransfer für 30 Millionen Euro (plus Boni) von Galatasaray nach München wechselte, hat Sportdirektor Christoph Freund die Versäumnisse des Sommers nun korrigiert. Und zwar schon vor dem Deadline Day.
Dennoch steuern Freund, der seinen Dienst beim Rekordmeister genau einen Tag nach dem Transferdesaster am 1. September antrat, und die Bayern erneut auf einen hektischen letzten Tag des Transferfensters zu, das am Donnerstag um 18 Uhr geschlossen wird – und müssen damit das neue Hoeneßsche Gesetz direkt brechen.
Dabei waren die ursprünglich vorgesehenen Transferaktivitäten der Bayern mit Dier und Boey ja bereits erfolgreich abgeschlossen worden. „Das war eigentlich der Plan“, bestätigte Freund am Dienstag bei der Vorstellung von Boey. „Aber aufgrund der aktuellen Situation ist es nicht ganz auszuschließen, dass noch etwas passiert“, sagte der Österreicher. Grund für das Umdenken der Verantwortlichen ist vor allem die schwere Verletzung von Flügelspieler Kingsley Coman, der sich am Samstag in Augsburg (3:1) das Innenband im Knie riss und damit monatelang ausfallen wird.
Dreesen erklärt Bayerns Umdenken
„Sicherlich hätte ich vor zwei, drei Tagen gesagt: Das Transferfenster ist abgeschlossen“, sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen am Sonntag bei seinem Fanclubbesuch der „Red Stars Attenhausen“: „Wir schauen es uns nun an. ‚King‘ fällt etliche Wochen aus, das ist schmerzhaft und langwierig.“
In der Defensive fehlen momentan aufgrund von Verletzungen bereits Joshua Kimmich (Schulterprobleme), Konrad Laimer (Muskel- und Sehnenverletzung in der Wade), Dayot Upamecano (Faserriss Oberschenkel), Bouna Sarr (Kreuzbandriss im linken Knie) und Tarek Buchmann (nach Muskelbündelriss und Oberschenkel-OP). Darüber fehlt Min-jae Kim, der mit Südkorea beim Asien-Cup noch um den Titel kämpft. Immerhin wird Noussair Mazraoui, der am Dienstag mit Marokko im Viertelfinale des Afrika-Cups ausschied, nun zeitnah zurückerwartet.
Bayern will Sommertransfer vorziehen
Mit Coman kommen nun aber auch in der Offensive Personalsorgen hinzu. Um sich dieser kurzfristig zu entledigen, prüfen die Münchner, wie Freund bestätigte, in erster Linie die Option, den Wechsel von Bryan Zaragoza, der bereits als Sommerneuzugang vom FC Granada feststeht, um ein halbes Jahr vorzuziehen.