Gundula Gauses Schwächeanfall im ZDF-„heute journal“ zeigt: Wenn etwas vor der Kamera schiefgeht, muss man vor allem eines: weitermachen!
Man hat schon Pferde vor der Apotheke gesehen… Sie wissen schon. Aber was einem Gaul, dem die eigene Würde eher am Schweif vorbeigeht, egal ist, ist für Fernsehmoderatoren die Mutter aller Alpträume. Fragen Sie mal Eva Nazemson.
Der schwedischen Call-In-Moderatorin ist genau das im Jahr 2007 passiert. Es geschah nicht während eines Aspirinkaufs, sondern live im Fernsehen. Nazemson begrüßte gerade einen Telefonkandidaten, als sie plötzlich das Gesicht verzog. Sie versuchte, sich zu beherrschen, jedoch ohne Erfolg. Schließlich drehte sie sich zur Seite und übergab sich kräftig. Man könnte fast sagen: wie ein Pferd. Dann kippte sie aus dem Kameraausschnitt und schrieb TV- und Internetgeschichte: Der Clip wurde millionenfach angeklickt. In Deutschland machte ihn Stefan Raab bei „TV Total“ berühmt.
Gundula Gause wird höchstwahrscheinlich um diese Art der Aufmerksamkeit herumkommen. So groß die Aufregung am Montagabend und Dienstagmorgen in den sozialen Netzwerken auch war, ihr Schwächeanfall während des Nachrichtenblocks im ZDF-„heute journal“ wird schneller vergessen sein als der umgedrehte Magen ihrer schwedischen Kollegin.
„Das muss man locker aufnehmen“
Es gibt kein Geheimrezept, wie man mit Pannen und Zwischenfällen in einer Live-Show umgeht, sagt Fanny Fee Werther. Die 29-Jährige ist beim Fernsehsender Welt Gastgeberin der „Welt am Abend“. Sie ist nicht selten mehrere Stunden am Tag live auf Sendung und weiß, dass hinter jedem Beitrag, jeder Anmoderation und jedem Gast eine Panne lauern kann. „Gerade komme ich aus meiner Sendung, und da brach eine Liveschalte erst ab, und dann ging die Technik wieder. Das muss man locker aufnehmen“, so Werther.
Was schiefgehen kann, das geht auch schief, weiß man im TV-Geschäft. Ein Reporter kann beispielsweise auf den Bildschirmen zu sehen, aber nicht zu hören sein (oder umgekehrt). Da gibt es den Beitrag, der einfach nicht anlaufen will. Oder der anläuft, aber nicht zum Thema passt. Der Studiogast, der sich einsilbig gibt. Pannen beim Licht. Der leere Teleprompter. Die Kameras, die hin und her irren. Wer sich live vor eine Kamera begibt, kann sich leicht einsam fühlen, wenn ihm die Technik Streiche spielt.
Dabei sind Moderatoren nie einsam. Sie haben Stimmen im Kopf – im wahrsten Sinne des Wortes. Über das Earpiece – den Knopf im Ohr – hilft der Regisseur bei Orientierungsschwierigkeiten. Ein kurz gezischtes „Die Eins! Die EINS!!!“ rettet den Blick zurück in die richtige Kamera. „Kommt!“ lässt Moderatoren aufatmen, die verzweifelt in die Kamera starren, weil ein Beitrag nicht anlaufen will. „Zur Schalte!“ hilft, wenn er doch nicht kommt, aber der Live-Reporter zum Thema schon bereitsteht. Und inhaltlich kann der Chef vom Dienst soufflieren, wenn es mal hakt.
„Wir sind ein eingespieltes Team. Meistens merken alle, wenn etwas nicht stimmt“, ist sich auch Fanny Fee Werther jederzeit sicher. „Wir haben eine Taste unter dem Tisch, mit der wir in die Regie sprechen können, ohne dass uns der Zuschauer hört. Die ist sehr wichtig für kurzfristige Absprachen“.
Für den äußersten Notfall liegt normalerweise auch mindestens ein Beitrag aus der Konserve bereit. Wenn alle Stricke reißen und sich Menschen und Maschinen nicht vor den Augen des Zuschauers sortieren wollen, verschafft so ein Backup-Stück eine willkommene Atempause und einen kleinen Neustart.