Das RKI meldet aktuell fast acht Millionen Menschen mit Atemwegserkrankungen. Wer gefährdet ist und wie Sie bis zum Weihnachtsfest gesund bleiben.
Die Vorweihnachtszeit sollte besinnlich sein, doch für die meisten Menschen ist sie gerade alles andere als das. Allerorten klagen die Menschen über Schnupfnasen, Halsschmerzen, unangenehmen Husten und Fieber.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet steigende Zahlen bei Atemwegserkrankungen. Aktuell seien fast acht Millionen Menschen von Corona, Grippe oder der Respiratorischen Synzytial-Virus-Infektion (RSV) betroffen.
Mehr als 200 Erkältungsviren
Dass momentan gefühlt jeder Zweite aus unserem Umfeld ans Bett oder die Couch gefesselt ist, hat einen Grund: In den kalten Monaten haben es die Viren und Erreger besonders leicht, unter anderem deshalb, weil unser Immunsystem momentan viel mehr zu tun als sonst. Das liegt nicht zuletzt auch an Corona: Durch das Tragen der Masken haben wir uns bestmöglich geschützt, aber gleichzeitig keine Immunität gegenüber anderen Erregern aufbauen können.
Und von denen gibt es viele: Experten kennen mehr als 200 Erkältungsviren aus sieben Virusfamilien. Kein Wunder, dass wir pro Jahr mehrere Erkältungen bekommen. Erwachsene im Durchschnitt zwei bis vier pro Jahr, Kinder sogar sechs bis acht.
Wer jetzt besonders gefährdet ist und wann wir uns ärztliche Hilfe holen sollten, verraten die Experten Prof. Dr. Volker Limmroth, Chefarzt an der Klinik für Neurologie und neurologische Intensiv-Medizin in Köln-Merheim, und Neurophysiologe und Digital-Health-Experte Dr. Gerd Wirtz.
Zur Person
Prof. Dr. Volker Limmroth ist Chefarzt, Neurologe, Neurowissenschaftler und Longevity-Experte. Seit 2006 ist er Chefarzt der Klinik für Neurologie und Palliativmedizin Köln-Merheim. Spezialist für Multiple Sklerose, chronische Schmerzen und Parkinson. Er war mehr als zehn Jahre Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Kliniken der Stadt Köln.

Zur Person
Dr. Gerd Wirtz ist Neurophysiologe, Medizin-Moderator und Digital-Health-Experte. Sein Spezialgebiet ist die Zukunftsmedizin.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Kurscheid und Prof. Dr. Volker Limmroth beantwortet er Ihre Fragen rund um ein besseres und längeres Leben im Podcast „Gesund & Gesund“.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Erkältung und Grippe
1. Wer ist besonders gefährdet?
Wie stark uns eine Erkältung oder ein grippaler Infekt umwirft, liegt daran, wie gut unser Immunsystem ist. So hat eine Kinderkrankenschwester mit vielen kleinen Patienten mehr Infektionen in ihrem Berufsleben durchgemacht und dadurch stärkere Abwehrkräfte entwickelt als ein Sachbearbeiter, der den ganzen Tag ohne Kontakte in seinem Büro oder im Homeoffice am PC sitzt. Auch ältere Menschen, die eher isoliert leben, sollten achtsam sein. Für sie kommt auch eine Impfung gegen die Grippe oder Corona infrage (siehe Fragen 7 und 8).
2. Muss ich wirklich Bettruhe halten?
Sie müssen nicht im Bett liegen, aber das Wort Ruhe hat seine Berechtigung. Vermeiden Sie große Anstrengungen. Auch auf sportliche Aktivitäten – die ansonsten ja sehr gut für die Gesundheit sind – sollten Sie mit einer Erkältung verzichten.
3. Soll ich ein Antibiotikum nehmen?
Selbst unter Medizinern ist es überraschenderweise immer noch verbreitet, bei Virusinfektionen Antibiotika zu verschreiben. Dabei weiß man eigentlich schon sehr lange, dass diese nur bei bakteriellen Infektionen helfen. Um herauszufinden, ob es sich um eine solche handelt, müsste genau genommen Blut abgenommen werden. Hinweise darauf geben aber auch Symptome wie hohes Fieber über 38 Grad und geschwollene Lymphknoten. Mit einer unnötigen Einnahme von Antibiotika tun Sie sich nichts Gutes – im Gegenteil. Sie züchten Resistenzen gegen das Mittel, sodass es im schlimmsten Fall nicht mehr wirkt, wenn wir es wirklich brauchen. Und wir verändern die Zusammensetzung unserer Darmbakterien und können unter Umständen chronischen Durchfall bekommen.
4. Was kann man selbst zu Hause tun?
So banal es klingt: Die einfachsten Dinge sind oft die besten – solange es sich nur um eine Erkältung und nicht um eine Grippe handelt: Besorgen Sie sich einen Vorrat an Hustenbonbons, denn diese legen einen Flüssigkeitsfilm über den Bereich des Rachens, der trocken oder entzündet ist.
Auch Hausmittel wie eine Hühnerbrühe können helfen, denn sie führen Flüssigkeit zu. Außerdem sind in der Brühe Immunglobuline enthalten, Eiweiße, die im Blut zirkulieren und die ein wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems sind und entzündungsreduzierend wirken können.
Verzichten Sie auf Alkohol, denn dieser entzieht dem Körper Flüssigkeit, die er jetzt gerade besonders dringend braucht.
5. Kann ich einer Infektion vorbeugen?
Generell gilt: Essen Sie viel Obst und frisches Gemüse, um ausreichend mit Vitamin C und Vitamin B12 versorgt zu sein. Verzichten Sie dagegen auf eine fettreiche Ernährung. Viel Bewegung an der frischen Luft und häufiges Händewaschen während der Virensaison sind außerdem sinnvoll.
6. Wann sollte man zum Arzt?
Wenn das Fieber auf Temperaturen jenseits von 38,5 Grad steigt, man angeschwollene Lymphknoten spürt oder sich andere Organe schmerzhaft melden, sollte man sich ärztlichen Rat einholen. Im besten Fall nutzen Sie die Videosprechstunde, denn so sparen Sie sich nicht nur den anstrengenden Gang zum Arzt, sondern schützen auch andere Patienten.