Nach der Geburt des Kindes kommt es oft zu vermehrtem Haarausfall. Die veränderte Hormonsituation spielt hierbei eine wichtige Rolle, doch auch andere Faktoren.
In den Wochen nach der Geburt finden Frauen oft viele Haare in der Bürste. In der Regel ist das kein Grund zur Sorge. Schuld daran ist vor allem der Östrogenspiegel, der nach der Geburt abfällt, sich aber im Laufe der Zeit wieder auf ein neues Niveau einpendelt. Doch auch Eisenmangel kann die Ursache für ausgedünntes Haar sein. Wird der Mineralstoffmangel nicht frühzeitig behandelt, kann der Haarausfall zum Dauerzustand werden. Wann Frauen aufmerksam werden sollten.
Schwangerschaft macht schönes Haar
In den meisten Fällen wirkt sich die Schwangerschaft positiv auf die Haarpracht aus: Die Haare wirken voller, kräftiger und glänzender. Und das hat seinen Grund: „Ab der achten Schwangerschaftswoche bildet der Körper vermehrt Östrogen“, sagt Vivian Fassbender, ausgebildete Hebamme und Expertin in der telemedizinischen Onlineberatung von Kinderheldin. „Östrogen sorgt dafür, dass sich die Lebensphase der Haare verlängert und die Haare schneller wachsen. Zugleich wird die Kopfhaut verstärkt durchblutet, was die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln verbessert.“
Haarausfall während der Schwangerschaft ist laut der Expertin selten und ein Hinweis auf einen Eisenmangel – eine häufige Ursache für Haarausfall bei Frauen. „Im Rahmen der ersten Vorsorgeuntersuchung um die fünfte Schwangerschaftswoche herum, wird der Eisenwert kontrolliert. Es kann aber durchaus sein, dass sich im Laufe der Schwangerschaft ein Eisenmangel ausbildet“, sagt Fassbender. „Schwangere sollten daher ihre Blutwerte überprüfen lassen, wenn sie während der Schwangerschaft plötzlich Symptome wie etwa starke Müdigkeit, Haarausfall, Schwindel oder blasse Haut bemerken, denen ein Eisenmangel zugrunde liegen kann.“
Gesunde Ernährung schützt Kind und Haar
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, damit das ungeborene Kind und der Körper der Mutter ausreichend mit wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt sind. Neben Eisen braucht der Körper beispielsweise eine gute Versorgung mit Magnesium, Folsäure, Zink und Vitamin B12. Eine gesunde Ernährung mit frischem Gemüse, Obst, Salaten, Vollkornprodukten, Milchprodukten sowie Fisch und auch mal ein Stück Fleisch beugt einem Mangel in der Regel vor.
„Gut ist, wenn schwangere Frauen auf ihre ‚Gelüste‘ hören. Plötzlicher Appetit auf Fleisch kann auf den erhöhten Bedarf an Eisen zurückzuführen sein. Besonders ab der 20. Schwangerschaftswoche erhöht sich der Eisenbedarf. Heißhunger auf dunkle Schokolade steht möglicherweise mit dem erhöhten Magnesiumbedarf in Zusammenhang. Der Körper hat Hunger auf das, was für ihn wichtige Nährstoffe enthält“, weiß die Hebamme.
Eisenpräparate in der Schwangerschaft nehmen?
Können bestimmte Nährstoffe nicht in ausreichender Menge über die Nahrung aufgenommen werden, kann eine Nahrungsergänzung mit Supplementen nötig sein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt Schwangeren eine tägliche Eisenzufuhr von 30 Milligramm. Stillende sollen 20 Milligramm pro Tag aufnehmen. Im Vergleich: Erwachsene Frauen benötigen laut DGE zehn Milligramm Eisen pro Tag. Schwangere sollten die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sowie die bedarfsgerechte Dosierung immer mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin abstimmen. Das gilt auch für eine Vitamin B12-Supplementierung für Frauen, die sich vegan ernähren.
Vivian Fassbender ist ausgebildete Hebamme seit 2017, arbeitete nach ihrem Examen in der Uniklinik Köln und ist jetzt als Expertin in der telemedizinischen Onlineberatung von kinderheldin.de tätig, wo sie unter anderem zu Schwangerschaft und Hormonumstellung berät.
Haarausfall nach der Geburt: Warum fallen nach der Schwangerschaft die Haare aus?
Nach der Geburt bemerken viele Frauen, dass ihnen vermehrt Haare ausfallen. Das ist nicht ungewöhnlich: Der Östrogenspiegel sinkt wieder auf sein normales Niveau. Fehlt der zusätzliche „Haar-Booster“ Östrogen, normalisiert sich der Lebenszyklus der Haare wieder. Die Haare, die hormonbedingt länger erhalten geblieben sind, gehen nun aus. Auch das Haarwachstum verlangsamt sich wieder.
„Nach sechs bis neun Monaten reguliert sich der Hormonspiegel in der Regel wieder und die Haare wachsen meist wie gewohnt nach“, beruhigt Fassbender. „Wichtig ist, dass Frauen auch in der Stillzeit auf eine ausgewogene Ernährung achten. Der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, aber auch Makronährstoffen, ist nach wie vor erhöht. Etwa 500 Kilokalorien brauchen Stillende mehr am Tag. Reguliert sich der Haarausfall nicht, ist ein Blutbild empfehlenswert.“
Schlafmangel, Stress und die Haare
Nicht nur, dass der Körper Zeit benötigt, um den Hormonhaushalt wieder zu regulieren. Auch Schlafmangel und Stress nach der Geburt wirken auf die Haare ein und können Haarausfall begünstigen. „Stresshormone können das Zellwachstum verändern und so die Haarwurzeln schwächen“, so die Expertin. „Auch hier lässt sich mit einer ausgewogenen Ernährung das Haarwachstum unterstützen. Für eine Extraportion Vitamine können Sie zum Beispiel täglich einen Smoothie trinken. Das darin enthaltene Vitamin C unterstützt zugleich die Eisenaufnahme.“