Doch gemeinsame Ziele helfen nur dann, wenn es Einigkeit darüber gibt, wie man sie erreichen kann. Genau in diesen Fragen sind die Brüche in der transatlantischen Beziehung kaum zu übersehen. Die Europäer bitten die Amerikaner etwa um weitere Sanktionen gegen Russland, auch Wadephul spricht oft eine Initiative von US-Senatoren an, die neue US-Strafmaßnahmen gegen Putin forcieren möchten. Dem erteilte Trump allerdings am Mittwoch eine Absage. „Wenn ich glaube, dass ich kurz vor einem Abkommen stehe, will ich das nicht durch solche Maßnahmen vermasseln“, sagt er zu Reportern. „Wir werden herausfinden, ob er uns hinhält oder nicht. Falls ja, werden wir etwas anders reagieren.“
Putin ist es in den vergangenen Monaten immer wieder gelungen, erfolgreich auf Zeit zu spielen. Immer, wenn die US-Regierung weitere Sanktionen erwägt, wirft Moskau dem US-Präsidenten ein paar diplomatische Brotkrümel hin. So war es der russische Außenminister Sergej Lawrow, der am Mittwoch weitere Gespräche mit der Ukraine in Istanbul ins Gespräch brachte, die wahrscheinlich schon kommende Woche stattfinden sollen.
Das könnte die US-Regierung erneut darin bestärken, auf ein Ergebnis dieser Gespräche warten zu wollen. Vor allem für die Ukraine ist die Lage nicht gut. Putin spielt erfolgreich auf Zeit und auch der für seine Impulsivität bekannte Trump lässt sehr lange die Erkenntnis reifen, dass der Kremlchef die US-Regierung hinhält. Auch hier gibt sich Wadephul zuversichtlich, dass neue US-Sanktionen kommen werden. Unklar bleibt, woher er diesen Optimismus nimmt.
Gemeinsame Maßnahmen verkündeten die USA und Deutschland in jedem Fall nicht. Die Probleme bleiben, aber für den deutschen Außenminister geht es vor allem darum, den Dialog mit den Amerikanern fortzusetzen. Deutschlands Ziel: Die transatlantischen Beziehungen sollen sich nicht weiter verschlechtern – und dafür nimmt die Bundesregierung durchaus große Mühen in Kauf und intensiviert den Dialog mit der Trump-Administration. Zunächst mit der Reise des deutschen Außenministers, zeitnah wird dann ein Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz in der US-Hauptstadt erwartet.