Deutschlands bedeutendste Klinik hat ein neues Modell entwickelt, das mit großer Genauigkeit Tumorarten erkennt und den Patienten riskante Eingriffe erspart.
Ein ungünstig gelegener möglicher Hirntumor kann mitunter schwer diagnostiziert werden. Eine Gewebeprobe („Biopsie“) ist dann oft riskant und birgt für den Patienten Gefahren. Die Charité Berlin hat jetzt eine Methodik entwickelt, die 170 solcher (Hirn-)Tumorarten ganz ohne Operation erkennen kann. Das Geheimnis: ein KI-Modell auf der Grundlage eines molekularen Fingerabdrucks.
Die exakte Diagnose ist entscheidend für die Therapie von Krebserkrankungen, denn sie entscheidet über die richtige Therapie, wie zum Beispiel Chemo-, Strahlen-, Immun- oder Stammzellentherapie. Im neuen Modell vergleicht die Künstliche Intelligenz den molekularen Fingerabdruck mit mehr als 8.000 Mustern und kann die Tumorart damit innerhalb von Sekunden identifizieren.
In Tests zeigte sich: Das Modell ist besonders treffsicher. Bei Hirntumoren lag die Genauigkeit bei 99,1 Prozent. Insgesamt konnten über 170 Krebsarten mit 97,8 Prozent Genauigkeit erkannt werden. „Damit lässt es sich über die relativ seltenen Hirntumoren hinaus für Krebserkrankungen aller Organe anwenden“, erläutert Studienleiter Philipp Euskirchen.
„Selbst bei seltenen Krebsarten liefert das Modell sehr präzise Ergebnisse“, erklärt Studienleiter Dr. Philipp Euskirchen. Die Charité plant nun gemeinsam mit dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) klinische Studien an acht Standorten. Auch ein Einsatz während Operationen ist geplant. Beim DKTK handelt es sich um eine Initiative der Bundesregierung zur Förderung der medizinischen Krebsforschung.