Auf Schalke geht die Abstiegsangst um – auch bei Klaus Fischer. Die Stürmer-Legende nimmt im Interview die Profis in die Pflicht: „Es geht nur gemeinsam!“

„Mr. Fallrückzieher“ bangt um seinen Herzensverein: Klaus Fischer macht sich große Sorgen um den abstiegsbedrohten FC Schalke 04, für den er selbst elf Jahre lang gespielt hat. Vor dem Kellerduell an diesem Samstag gegen Eintracht Braunschweig spricht die Stürmer-Legende im Interview mit t-online über das, was auf Schalke schiefläuft, und nimmt die Mannschaft in die Pflicht.

t-online: Herr Fischer, wie groß ist in diesen Tagen Ihre Sorge um Schalke 04?

Klaus Fischer: Die Tabelle kann jeder lesen. Wir sind punktgleich mit dem Vorletzten – das muss man sich mal vorstellen. Jetzt kommt mit Eintracht Braunschweig ein Gegner, der in den letzten Wochen gute Ergebnisse erzielt hat. Die kommen mit viel Selbstvertrauen. Das ist aus Schalker Sicht alles schon sehr beängstigend.

Was muss passieren, damit Schalke aus dem Tabellenkeller kommt?

Das kann nur die Mannschaft schaffen, weder der Vorstand noch sonst irgendwer. Das muss in erster Linie die Mannschaft hinbekommen. Aber wenn man die Spiele so angeht wie in Kaiserslautern, dann wird es ganz schwer. Wenn du als Mannschaft nicht dagegenhältst und den Gegner nicht unter Druck setzt, dann wird das nichts. Du musst von der ersten bis zur letzten Minute den Kampf annehmen. Spielerisch alleine schaffst du das nicht.

Hat es Sie erschreckt, wie Schalke in Kaiserslautern aufgetreten ist?

Wenn du 0:1 zurückliegst und machst den Ausgleich, müsste das für die Mannschaft ein Zeichen sein, wie es geht. Und dann so etwas: Lautern hat den Schock schnell weggesteckt, während wir einfach aufgehört haben. Wir haben gar nicht mehr dagegengehalten.

Fehlt es der Mannschaft an der nötigen Qualität?

Die Mannschaft ist stark genug, die 2. Liga zu halten. Davon bin ich überzeugt! Aber vom Reden allein geht es nicht. Die Spieler müssen sich vielleicht auch mal die Meinung sagen. Es geht nur gemeinsam. Wenn drei oder vier nicht mitmachen und versagen, dann geht es nicht. Diese Spieler musst du dann auch intern klar ansprechen. Und dann darf auch keiner beleidigt sein. Du musst als Team mit dieser Lage fertig werden.

Dazu braucht es auch Führungsspieler.

Es sind Spieler dabei, mit denen wir in die Bundesliga aufgestiegen sind und die die entsprechende Qualität haben müssten. Wir haben erfahrene Spieler, wir haben sogar Nationalspieler. Ich weiß nicht, ob da jemand intern mal auf den Tisch haut. Aber natürlich sind die Führungsspieler gefragt, vorwegzugehen. Und das fängt vorne an und hört hinten auf.

Schalke ist die Mannschaft mit den meisten Gegentoren in der 2. Liga.

Wenn Bälle in den Strafraum kommen, musst du beim Gegner sein. Du kannst das Spiel ja lesen, da darfst du nicht mehr im Raum stehen. Wenn du solche Fehler machst wie gegen den HSV, kannst du keine Spiele gewinnen. Wenn eine Flanke von außen kommt und die Innenverteidigung einfach nicht da ist, wenn dann ein Spieler mit 1,70 Meter Körpergröße ein Kopfballtor macht – was willst du da noch sagen? Da müssen sich die Spieler an die eigene Nase packen und sich fragen: Was ist los mit uns?

Vorne hat man sich mehr Tore versprochen von Simon Terodde. Was sagen Sie als ehemaliger Mittelstürmer über ihn?

Terodde ist ein klassischer Mittelstürmer, der läuft keinem weg und hat seine Stärke auch nicht darin, jemanden zu umspielen. Er hat seine Gefährlichkeit im Strafraum und lebt davon, dass er mit Vorlagen gut bedient wird. Tore machen kann er, das hat er bewiesen. Aber wenn nichts kommt und über die Außenbahn nichts versucht wird, dann kann auch ein Terodde keine Tore schießen. Es kommt einfach zu wenig!

Ist Karel Geraerts in dieser Situation der richtige Trainer für Schalke?

Es liegt nicht immer am Trainer, wenn etwas schiefläuft. Wie viele Trainer hatten wir denn schon in den letzten Jahren? Es kann doch nicht sein, dass immer der Trainer herhalten muss. Die Mannschaft ist jetzt gefordert. Du musst einfach als Mannschaft Gas geben und dagegenhalten, das müssen die Fans sehen. Von der ersten bis zur letzten Minute, jeden Meter – nicht nachlassen, den Gegner unter Druck setzen. Nur so geht’s. Es ist übrigens sensationell, dass die Fans bisher so ruhig geblieben sind.

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