Timo Schultz soll den 1. FC Köln retten. Sportchef Christian Keller betont, der 46-Jährige sei die Wunschlösung als Nachfolger für Steffen Baumgart gewesen.
Er legte eine halbe Stunde früher los als geplant. Timo Schultz betrat am Donnerstag den Trainingsplatz am Geißbockheim um kurz nach halb elf, nur wenige Minuten nachdem der 1. FC Köln die Verpflichtung des 46-Jährigen bekannt gegeben hatte. Der gebürtige Ostfriese folgt auf Steffen Baumgart, und viel schwerer könnte sein Job kaum sein.
Schultz kommt zu einem Klub, der als Tabellenvorletzter erst 10 Punkte und 10 Tore in 16 Bundesligaspielen gesammelt hat. Der Mannschaft fehlt es an jeglichem Selbstvertrauen und ebenso an jeglichen Automatismen. Darüber hinaus darf der FC im Jahr 2024 keinen einzigen Spieler verpflichten und somit den unausgewogenen Kader nicht verstärken. Abgesehen davon muss Schultz die Nachfolge eines Trainers antreten, der in Köln zweieinhalb Jahre die Galionsfigur war.
Gegenentwurf zu Baumgart
Viel Erfolg, möchte man Schultz da zurufen. Der Norddeutsche wirkte am ersten Arbeitstag beim FC eher wie ein Gegenentwurf zu Baumgart. Er wolle auch „kein Steffen Baumgart 2.0 sein“, erklärte er und verzichtete auf markige Sprüche oder kultige Gesten. Er trug keine Kappe, wirkte mehr wie der freundliche Nachbar, gedanklich sortiert, ruhig in der Ansprache, mit einem Schuss Humor und dem einen oder anderen Lächeln oder gar Lachen.
Christian Keller betonte, dass Schultz in den Gesprächen „sehr eindrücklich belegen konnte, dass er in ganz vielen Punkten in unser Anforderungsprofil passt“. Der FC habe „mit mehreren Kandidaten“ gesprochen und Schultz am 27. Dezember 2023 erstmals kontaktiert. Er bringe die Überzeugung mit, den Klassenerhalt schaffen zu können und gleichzeitig den „aktiven, aggressiven und offensiv orientierten Fußball“ (Zitat Schultz) spielen zu lassen, den der FC erwartet.
Chance für den FC, Chance für Schultz
Dabei ist es keine Überraschung, dass Schultz letztlich von Keller als Wunschlösung präsentiert, aber eben doch erst am 27. Dezember erstmals kontaktiert wurde – und damit sechs Tage nach der Trennung von Steffen Baumgart. Zwar lagen die Weihnachtstage dazwischen. Keller jedoch hatte mit der Kontaktaufnahme zu möglichen Kandidaten bereits vor den Feiertagen begonnen.
Somit liegt nahe, dass der FC sich erst einmal die eine oder andere Absage eingehandelt haben dürfte bei der Suche nach einem Baumgart-Nachfolger. Das ist nicht ungewöhnlich und kein Beinbruch für Schultz. Klar ist aber auch: Der ehemalige Trainer des FC St. Pauli und des FC Basel ist für die Geißböcke ebenso eine Chance, wie der FC eine Chance für den 46-Jährigen ist. Schließlich hat Schultz noch nie in der Bundesliga trainiert.
Nach der Baumgart-Ära „ein neues Kapitel schreiben“
Er sei „kein typischer Feuerwehrmann“, erklärte der langjährige Paulianer, der am Millerntor bis heute Kultstatus genießt. Beim FC soll er einerseits kurzfristig wirken und die Rettung schaffen, andererseits langfristig entwickeln. Wie das im Abstiegskampf zusammenpassen wird, muss sich erst noch zeigen. Schultz sieht jedoch „Potenzial, das wieder geradezurücken“. Wie? Mit wenigen Veränderungen. Er will mit „kleinen Mitteln eine große Wirkung schaffen, denn wir haben nicht viel Zeit“.
Der FC tritt also mit einem ruhigeren Cheftrainer in die Post-Baumgart-Ära ein. Schultz will mit Taten überzeugen, nicht mit Worten. Baumgart habe „vollkommen zu Recht Kultstatus genossen, war eine Galionsfigur“. Doch jede Zeit gehe einmal zu Ende. Es bringe nichts, ständig nur in alten Kapiteln zu lesen. „Wir können jetzt ein neues Kapitel schreiben.“ Es soll ein erfolgreiches werden.