US-Investorin Cathie Wood setzt auf Technologien, die unser Leben umkrempeln. Ihre Aktienfonds sind nun in Deutschland zu haben, jedoch umstritten. Im Interview verteidigt Wood ihre Investmentstrategie.

Cathie Wood wirkt energetisch und konzentriert, als sie am Donnerstagmittag den Konferenzraum im Frankfurter „Steigenberger Hotel“ betritt. Die US-Anlagestrategin mit irischen Wurzeln gilt als Pionierin, wenn es um Investitionen in Zukunftstechnologien geht. Sie ist auf Roadshow in Europa, stellt also Geldgebern die drei Aktienfonds (ETFs) Ihrer Firma ARK Invest vor, die seit Donnerstag auch hierzulande an der Börse zu kaufen sind.

Die ETFs setzen allesamt auf „disruptive Innovation“, also auf Technologien, die unser tägliches Leben nachhaltig verändern sollen. Für Wood sind das Robotertechnik und Automatisierung, Künstliche Intelligenz und Energiespeicher, aber auch Blockchain und DNA-Analyse. Wegen hoher Kursschwankungen in den vergangenen Jahren standen Woods Fonds zuletzt jedoch in der Kritik.

(Quelle: Steven Le – Thee Photo Ninja)

Zur Person

Cathie Wood ist CEO und Anlagestrategin der 2014 gegründeten US-Investmentgesellschaft ARK Investment Management mit Sitz in Florida. Das Unternehmen setzt auf „disruptive Innovation“ und betreibt auch Forschung. Früher arbeitete Wood u.a. bei der Vermögensverwaltung AllianceBernstein und einem Hedgefonds. Wood hat einen Bachelor in Finanz- und Wirtschaftswissenschaften von der University of Southern California.

Anderthalb Stunden sprach Woods mit Journalisten, unter anderem mit t-online, über echte Innovation, ihre Vorliebe für Tesla und warum sie Schwankungen am Aktienmarkt nicht abschrecken.

t-online: Frau Wood, Ihre Fonds zu disruptiven Technologien gibt es bereits seit 2015 in den USA. Wieso kommen Sie genau jetzt damit nach Europa?

Cathie Wood: Das Interesse an Europa haben wir schon lange. Wir stellen Forschungsergebnisse zu innovativen Technologien kostenlos zur Verfügung – ein Viertel der Abonnenten stammt aus Europa. Es war klar, dass wir nur dann Fuß fassen, wenn wir mit einem hier ansässigen Fondsanbieter kooperieren. Es hat etwas gedauert, bis wir Rize aus Großbritannien fanden und so ETFs entwickeln konnten, die der hiesigen Regulatorik entsprechen. Dazu passt, dass aktive ETFs gerade jetzt auf dem Vormarsch sind. Anleger hierzulande schätzen insbesondere, dass transparent ist, welche Aktien im ETF stecken. Bei traditionellen aktiv gemanagten Fonds ist das nicht so.

Sind denn die Europäer genauso offen für umwälzende Technologien wie die Amerikaner und bereit zu investieren?

Die Gespräche mit potenziellen Kunden in Europa zeigen uns: Ja. Das Interesse an neuen Technologien ist groß – Geldgeber sehen einen Markt und hatten bislang wenig Möglichkeiten, in Zukunftstrends zu investieren. In Family Offices – also Vermögensverwaltungen großer Familien – ist es oft die jüngere Generation, die auf neue Technologien setzt und uns einlädt, unsere Fonds der Familie vorzustellen. Wir haben mit Investoren gesprochen, die vielleicht 40 sind und unsere Investmentstrategie haargenau kennen. Das haben wir nicht erwartet und das zeigt, wie tief das Interesse ist. Hierzulande wird sehr genau analysiert.

Ihre Fonds standen in der Kritik, weil sie stark im Wert schwanken. Unter anderem hat Tesla Ihnen große Verluste eingebracht. Weshalb bleiben Sie investiert?

Tesla wird unser Leben in den kommenden zehn Jahren umwälzen. Es stellt gerade auf eine neue Ära der automatisierten Fertigung um, das sogenannte unboxed packaging …

… dabei werden wichtige Komponenten des Autos gleichzeitig zusammengebaut, bevor es zur Endmontage geht.

Elektroautos, die von Menschen gefahren werden, werden so deutlich billiger. Tesla will so aber auch 25.000 selbstfahrende Autos bauen. Die neue Fertigung wird den globalen Verkauf von Elektroautos exponentiell nach oben bringen, von heute etwa 10 Prozent auf 75 Prozent Marktanteil in den nächsten fünf bis zehn Jahren.

Eine derartige Steigerung des Absatzes in wenigen Jahren. Wie genau soll das möglich sein?

Einmal, weil die Produktion billiger wird und sich viel mehr Menschen Elektroautos leisten können werden. Und: Einzelpersonen und Firmen werden eine ganze Reihe von Teslas kaufen, um eine Robotaxi-Flotte aufzubauen. Die neuen Flotten werden in der Größe schnell skalieren und Tesla wird an den Umsätzen beteiligt sein. Dank Uber und Lyft, derzeit die zwei großen Fahrdienstvermittler in den USA, wissen die Leute schon, wie es ist, bei einer Person ins Auto zu steigen, die sie nicht kennen. Aber ich meine, die Leute würden sich doch lieber ohne Fahrer fortbewegen, als bei einem Unbekannten mitfahren.

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