Mit Störungen, die zu einem Abbruch führten, sorgten Aktivisten für einen Eklat. Nun äußert sich die Polizei zum Vorfall.
Antiisraelische Aktivisten sorgten am Donnerstag für den Abbruch einer Podiumsdiskussion an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), bei der mit Daphne Barak-Erez eine israelische Richterin zu Gast war. Nun äußerte sich eine Sprecherin der Berliner Polizei dazu, warum die Beamten nicht eingegriffen haben: „Ein Unterstützungsangebot wurde durch die Veranstalter abgelehnt“, sagte die Polizeisprecherin im Interview mit dem Journalisten Martin Lejeune auf Youtube. Das bestätigt die HU auf Anfrage von t-online: Es sei „die gemeinsame Entscheidung der Organisatoren und Veranstalter, auf die Störung so zu reagieren.“
Zunächst hatte eine Gruppe antiisraelischer Aktivisten von 15 bis 20 Personen ein Statement verlesen. Danach sei versucht worden, „eine Diskussionssituation zu eröffnen“, erklärt die HU auf Anfrage von t-online. Das scheiterte jedoch. „Stattdessen wurde laut gebrüllt“, teilt die Pressesprecherin der Universität mit. Daraufhin habe man beschlossen, die Veranstaltung abzubrechen. „Mit Leuten, die einen Genozid ausüben, kann man nicht diskutieren“, warfen die israelfeindlichen Aktivisten Barak-Erez vor, die Richterin am Obersten Gerichts Israels ist. Die Präsidentin der Universität, Julia von Blumenthal, entschuldigte sich bei Barak-Erez, konnte die Aktivisten jedoch nicht beruhigen.
Hausverbot gegen Störer wird geprüft
Laut Polizei könne es sich bei der Störung der Veranstaltung, die von der privaten Hochschule Hertie School veranstaltet wurde, um Hausfriedensbruch handeln. Da aber kein Strafantrag gestellt wurde, gebe es wohl kein „Strafverfolgungsinteresse“, so die Polizeisprecherin. Dem widerspricht die HU Berlin nicht. Aber: „Derzeit prüft die HU Maßnahmen wie Hausverbot gegen die Störer.“ Laut Mitteilung gehe man bei der Universität davon aus, dass unter den „propalästinensischen“ Aktivisten auch HU-Studierende waren.
Am Freitagmittag hatte die HU und die private Hochschule Hertie School eine gemeinsame Erklärung zu dem Vorfall veröffentlicht. „Ich empfinde es als beschämend gegenüber den Gästen, die wir zu einer wichtigen Diskussion eingeladen haben, dass diese nicht wie geplant stattfinden konnte“, erklärt Julia von Blumenthal. Die Universität sei ein Ort, an dem auch kontroverse Positionen diskutiert werden können. „Aber das geht nur, wenn man sich gegenseitig zuhört. Dazu gab es von Seiten der Aktivisten heute keine Bereitschaft“, so die Präsidentin weiter. Die Diskussion sei später im kleinen Kreis fortgeführt worden.