Nach dem Abstieg 2018 wollte der HSV schnellstmöglich zurück in die Bundesliga. Jetzt ist er bereits ein Urgestein im Unterhaus – und steht gleichzeitig vor dem Totalumbruch.

Die aktuelle Saison in der 2. Bundesliga endet für den Hamburger Sport-Verein voraussichtlich so wie auch die vergangenen fünf Spielzeiten. Den Aufstieg hatte der Klub aus der Hansestadt über den Großteil der Saison fest im Blick. Am Ende reicht es für den einstigen Bundesliga-Dino, der 2018 erstmals abgestiegen war, aber wohl wieder nicht für die langersehnte Rückkehr ins deutsche Oberhaus.

Dabei gibt man in Hamburg Jahr für Jahr den Aufstieg als klares Saisonziel aus, stockte dem Vernehmen nach für einen neuerlichen Angriff auf die Bundesliga vergangenes Jahr den Lizenzspieleretat von 22 Millionen Euro auf 26 Millionen Euro auf. Gebracht hat das aber anscheinend nichts.

In der Tabelle steht der HSV lediglich auf Rang vier. Das Spitzenduo aus Holstein Kiel und – ausgerechnet – Stadtrivale FC St. Pauli ist den Hamburgern vier Spieltage vor Schluss und vor dem Duell bei Eintracht Braunschweig (ab 13 Uhr im Liveticker bei t-online) uneinholbar enteilt. Auch Fortuna Düsseldorf auf Rang drei ist bereits sechs Zähler vor dem HSV. Im Sommer wird im Klub deshalb wohl alles auf null gestellt werden müssen. Der Aufstieg rückt dadurch mutmaßlich auf Jahre in die Ferne.

Mit Baumgart sollte alles besser werden

Angezählt sind beim HSV in diesen Tagen nämlich so gut wie alle: Trainer, Sportdirektor und Spieler. Im Fall von Steffen Baumgart ist das besonders bitter. Der 52-Jährige steht erst seit Mitte Februar an der Seitenlinie der „Rothosen“, folgte nach der 3:4-Niederlage der Mannschaft gegen Hannover 96 auf den bei vielen Fans durchaus beliebten Tim Walter. Dieser war mit dem HSV zweimal in der Relegation am Wiederaufstieg gescheitert. Der Hauptgrund: Der als „Walterball“ propagierte Offensivfußball der Mannschaft unter dem Ex-Coach wies gerade in der Abwehr immer wieder eklatante Schwächen auf.

Mit Baumgart sollte nun alles besser werden. Doch unter dem ehemaligen Köln-Trainer manövrierte sich der HSV immer weiter in die Krise, überzeugte plötzlich auch im Angriff nur noch selten. So kommt es, dass Baumgart seit Dienstantritt erst drei Spiele mit seiner Mannschaft gewinnen konnte. Jeweils dreimal spielte der HSV in dieser Zeit aber auch Unentschieden oder ging gar als Verlierer vom Platz. Besonders enttäuschend: die Heimniederlage gegen Tabellenschlusslicht Osnabrück Anfang März.

Für Baumgart wird die Luft nach seinem durchwachsenen Start in Hamburg durchaus dünner. Am Mittwoch geriet er auf einer Pressekonferenz bei einigen Fragen von Kindern anlässlich des „Zukunftstags“ sogar etwas in die Bredouille, gab das mit etwas Selbstironie auch unumwunden zu. „Ich komme hier ja richtig ins Schwitzen“, so der Trainer. Die Kinder hatten unter anderem von ihm wissen wollen, ob er in der kommenden Saison noch Trainer im Klub sei oder ob er vor seinem Engagement gewusst habe, dass der HSV-Kader nicht zu seinem Spielstil passen würde?

„Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr so lange dauert, bis die Abläufe passen, wir haben in dieser Saison nur keine Zeit mehr“, antwortete Baumgart auf die Kader-Frage. Und seine Zukunft beim HSV? Er wolle „sehr gerne in Hamburg bleiben“, erklärte der Coach. „Ich weiß, dass ich dafür Ergebnisse brauche, aber ich habe nicht vor, zu gehen.“ In der Tat scheinen die letzten Saisonspiele auch für Baumgart eine Art Bewährungsprobe zu sein. Sollte seine Mannschaft zum Ende der Spielzeit nicht die Kurve kriegen, dürfte er wenige Argumente für eine Weiterbeschäftigung in Hamburg auf seiner Seite haben.

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