Ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt im Halbfinalrückspiel in Madrid droht einem Bayern-Star die Bank. Ein anderer gibt dafür „grünes Licht“ für Real.

Aus Madrid berichtet Julian Buhl

Leon Goretzka wirkte in sich gekehrt, als er am Dienstagabend bei der Platzbegehung im Estadio Santiago Bernabéu gemeinsam mit dem Tross des FC Bayern auf den Rasen schlenderte. Mit beiden Händen in den Hosentaschen seines dunklen Anzugs vergraben stand er – ein wenig abseits von seinen Teamkollegen – im Mittelkreis des Spielfelds. Gedankenverloren blickte er Richtung Oberrang des Stadions von Real Madrid.

War Goretzka also nur auf darauf fokussiert oder steckte etwa mehr dahinter? Denn möglicherweise könnte für den Nationalspieler dieser persönliche Traum aller Fußballer nicht in Erfüllung gehen – zumindest nicht als Startelfspieler.

Droht Goretzka gegen Real

Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, fand sich Goretzka beim Abschlusstraining, das Tuchel noch am Vormittag eigentlich geheim und hinter blickdichten Planen in München abgehalten hatte, nämlich nicht in der A-Elf wieder. Dem Bericht zufolge agierte dort statt Goretzka überraschend Jungstar Aleksandar Pavlović an der Seite von Konrad Laimer.

Droht Goretzka also ausgerechnet beim Höhepunkt dieser Saison der Vertrauensentzug seines Trainers und damit die Ersatzbank? Sollte es tatsächlich so kommen, wäre es zweifellos ein harter Schlag, den der Nationalspieler damit zu verkraften hätte. Der nächste einer ohnehin ziemlich komplizierten Saison für ihn, in der er auch in der Nationalmannschaft zum mittlerweile zweiten Mal vorübergehend aussortiert wurde.

„Ich hatte das Erlebnis Bayern gegen Real noch nie. Was gibt es Schöneres als solch eine Paarung im Champions League-Halbfinale“, hatte Goretzka noch vor dem Halbfinal-Hinspiel (2:2) in München gesagt.

Nach seiner Premiere gegen die „Königlichen“ blickte er im Gespräch mit t-online der Reise nach Madrid optimistisch entgegen. Die Ausgangslage sei klar, jetzt müsse man eben im Bernabéu bestehen und gewinnen, um das Finale der Champions League in Wembley zu erreichen, sagte Goretzka: „Warum sollten wir das nicht schaffen?“

Tuchel nahm Goretzka im Hinspiel zur Pause raus

Bei seinem Debüt gegen Real konnte Goretzka aber nicht komplett überzeugen. Die Hauptschuld am Gegentreffer zum zwischenzeitlichen 0:1 traf zweifellos Abwehrspieler Min-jae Kim aufgrund eines Stellungsfehlers. Allerdings ging der Pass, den Toni Kroos auf Torschütze Vinicius Junior spielte, auch mitten durchs Zentrum, direkt zwischen Goretzka und Konrad Laimer durch.

Tuchel nahm Goretzka anschließend jedenfalls zur Pause raus. Und wechselte Raphaël Guerreiro ein, der im Mittelfeldzentrum überzeugte. Nachdem der Portugiese im Rückspiel verletzungsbedingt nun nicht zur Verfügung steht, könnte jetzt möglicherweise Pavlović seine Rolle übernehmen. Mit dieser Maßnahme würde Tuchel zweifellos für eine große Überraschung sorgen und auch ein gewisses Risiko eingehen. Schließlich haben Pavlović und Laimer noch nie von Beginn an gemeinsam im Mittelfeld gespielt.

Zuvor war im Vergleich zum Hinspiel eigentlich nur ein Wechsel in der Startelf zu erwarten gewesen. Dass Matthijs de Ligt seine Knieprobleme überwunden und „grünes Licht gegeben“ habe, bestätigte Tuchel bei seiner Abschluss-Pressekonferenz am Dienstagabend. Er legte sich bereits darauf fest, dass der Niederländer Kim im Abwehrzentrum ersetzen und dort wieder an die Seite von Eric Dier rücken wird.

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