Seit 43 Jahren ist Anouschka Renzi Schauspielerin, sie war aber auch in Reality-Formaten zu sehen. Was sie heute anders machen würde, erzählt sie t-online.

Sie waren zerstritten und sind es für ihr aktuelles Theaterstück noch einmal. Damals lästerte Désirée Nick in ihrem Kabarett-Programm unter anderem über angebliche Schönheitseingriffe bei Anouschka Renzi. Der Streit landete nicht nur auf Titelseiten, sondern 2004 auch vor Gericht. Jetzt wurde das Kriegsbeil für die Bühne wieder ausgegraben: In „Bette und Joan“ verkörpern die Schauspielerinnen zwei legendäre Erzfeindinnen aus Hollywood: Bette Davis (1908–1989) und Joan Crawford (1905–1977).

Im Interview mit t-online verrät Anouschka Renzi, warum sie sich mit Désirée Nick nach fast zwei Jahrzehnten doch noch vertragen hat, und spricht über den veränderten Umgang mit Beauty-OPs, die Oberflächlichkeit in den sozialen Medien und ihre Zukunftspläne.

t-online: Frau Renzi, wie geht es Ihnen?

Anouschka Renzi: Ich finde, dass wir gerade in einer Zeit leben, in der man eine Form von Resilienz entwickelt hat. Seit Corona und nun auch durch die Kriege auf der Welt ist die Stimmung ein bisschen gedämpft. Nach meiner Theatertournee muss ich mal verreisen. Ich war schon fast zwei Jahre nicht mehr richtig weg. Irgendwohin, um ein richtiges Glücksgefühl zu spüren.

Haben Sie in diesen Zeiten noch Zuversicht?

Ich weiß gar nicht, ob ich zuversichtlich bin oder ob ich teilweise überfüttert bin mit Informationen und mich in einem leichten resilienten Betäubungszustand befinde.



Man hat gelernt, mit sich selbst klarzukommen.


Anouschka Renzi


Ich pflege Freundschaften und tue Dinge, die mir guttun: Yoga machen, viel lesen, ins Café, Restaurant oder Theater gehen. Mein Leben ist etwas unaufgeregter geworden, früher war mehr los. Durch Corona haben sich die Menschen sehr darauf eingestellt, für sich zu sein. Man hat gelernt, mit sich selbst klarzukommen.

Das ist schade. Und trotzdem bin ich auf eine bescheidene Art zufrieden.

Sie spielen derzeit zusammen mit Désirée Nick in einem Theaterstück. Knapp 20 Jahre nach dem öffentlichen Streit scheinen sie sich vertragen zu haben.

Enge Freundinnen werden wir nie. Dazu sind wir grundverschieden. Aber wir können miteinander arbeiten.

Wieso kam es nach all den Jahren noch zur Versöhnung?

Sie hatte mich immer wieder in ihren Podcast eingeladen. Irgendwann habe ich mir gesagt: Sieh es als Therapie an und stelle dich deiner Angst. Ich hatte immer Schiss vor ihr und habe es auch nach wie vor. Aber inzwischen habe ich gemerkt: Désirée bellt sehr laut, aber ich kann mich wehren.

Im besten Fall unterstützen sich Frauen auch. Fehlt diese Erkenntnis in unserer Gesellschaft?

Das ist seit Jahrhunderten ein Problem. Frauen haben oftmals gegeneinander gekämpft und sich am Ende damit nur geschwächt. Das ändert sich langsam. Männer hingegen hatten immer schon Seilschaften und haben einander unterstützt. Die Frauen, die dann trotzdem erfolgreich waren, haben ihre weiblichen Stärken wie Intuition und Feingefühl mit männlichen Attributen übertüncht.



Ich habe mich leider Gottes sehr früh auf die Medien eingelassen.


Anouschka Renzi


Haben Sie sich in der Vergangenheit als Frau auch ungerecht behandelt gefühlt?

Natürlich. Das waren die Geister, die ich rief. Ich habe mich leider Gottes sehr früh auf die Medien eingelassen, was ich vielleicht nicht hätte tun sollen. Dabei habe ich Dinge wie einen Schönheitseingriff an meiner Nase zugegeben zu einer Zeit, in der das niemand sonst gemacht hat. Heute sprechen alle offen über ihre Eingriffe und sehen teilweise geklont aus. Dagegen sehe ich schon wieder natürlich aus.

Sind wir alle zu oberflächlich?

Ich habe mit den besten Theaterregisseuren an den besten Schauspielhäusern gearbeitet, aber so etwas interessiert die breite Masse nicht. Aber wenn man sich wie ich einen Höcker von der Nase machen lässt oder eine unangenehme Scheidung durchmacht, wird das zum Thema gemacht.

Das merke ich auch bei Instagram. Wenn man dort irgendetwas mit Inhalt postet, springen einem die Follower ab. Man muss nur Blödsinn, dumme Fotos mit Filtern und viele Oberflächlichkeiten posten. Hauptsache, man kommuniziert: „Mir geht’s gut. Ich bin schön. Ich bin toll. Ich habe Freunde.“ Es ist dahingehend so eine grauenhafte Zeit, dass ich schon wieder froh bin, älter zu sein und das alles nicht mehr mitmachen zu müssen.

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