Am Montag ging bei „Hart aber fair“ eine Ära zu Ende. „Zuschaueranwältin“ Brigitte Büscher nahm nach 23 Jahren ihren Hut. Mit t-online spricht sie über den Abschied.
Die Wenigsten hatten damit gerechnet. Nicht nur, dass „Hart aber fair“ angesichts der vielfältigen Veränderungen hinter den Kulissen in eine ungewisse Zukunft abbiegt, jetzt kann auch Brigitte Büscher nicht mehr ins Lenkrad greifen. Sie hat sich am Montagabend von der WDR-Talkshow verabschiedet, wird die Neuausrichtung unter Louis Klamroth und seiner neuen Produktionsfirma nächstes Jahr nicht mittragen.
Nach mehr als 20 Jahren als „Zuschaueranwältin“ der Sendung und ohne große Ankündigung ihres Abschieds kam dies für viele überraschend. Wie es ohne sie weitergeht? Unklar. Der WDR sagt t-online auf Nachfrage: „Die Zuschauerinnen und Zuschauer können sich von den Veränderungen dann bei der nächsten Sendung am 29. Januar 2024 selbst ein Bild machen.“
Das gelte auch für sie, sagt Büscher t-online am Telefon. Sie werde gespannt auf dem Sofa sitzen und schauen, was Florida Factual, die neue „Hart aber fair“-Produktionsfirma, künftig anders mache – und auch einen kleinen Seitenhieb in Richtung der neuen Macher setzt Brigitte Büscher im Interview.
t-online: Viele Zuschauer waren überrascht, dass Sie zum Abschied keine Blumen überreicht bekommen haben, Frau Büscher.
Brigitte Büscher: Keine Sorge! Ich habe keine Blumen erwartet. Das tue ich im Übrigen auch nicht von meinem Mann oder meinen Kindern zum Geburtstag. Ich fand es also überhaupt nicht schlimm, keinen Blumenstrauß bekommen zu haben. Ob man nun keinen bekommt oder drei wie Anne Will ist am Ende auch egal. Wichtig ist etwas anderes.
Mir war es in den letzten Minuten vor allem wichtig, mich verabschieden zu können. Mir war es wichtig, die Gelegenheit zu bekommen, mich bei den Zuschauerinnen und Zuschauern zu bedanken. Immerhin habe ich deren Meinungen und Erfahrungen sehr lange in die Sendung einbringen können.
Nach 23 Jahren bei „Hart aber fair“ kam Ihr Abschied für viele sehr überraschend. In den sozialen Medien war die Anteilnahme aber auch die Empörung groß.
Es rührt mich, dass die Menschen entsetzt sind, irgendwie auch traurig und geschockt. Es zeigt ja, dass ich doch nicht allzu viel falsch gemacht habe in 23 Jahren bei „Hart aber fair“. Und dennoch ist es die falsche Reaktion.
Ja, die Zuschauerinnen und Zuschauer brauchen nicht traurig zu sein oder gar empört reagieren ob meines Abschieds. Das war meine Entscheidung. Ich ganz allein habe mich entschlossen, zu gehen. Das war freiwillig und es fühlt sich gut und richtig an.
Aber wieso verlassen Sie die Sendung?
Meine erste Sendung habe ich am 31. Januar 2001 gemacht. Ich kann mich zwar noch ganz genau an die erste Ausgabe über Sterbehilfe mit Frank Plasberg erinnern, aber es ist verdammt lange her. Nach 23 Jahren ist auch irgendwann mal gut. Ich möchte mich wieder mehr auf meine Rolle als Reporterin konzentrieren und eigene Geschichten machen.
Ich wurde nicht herausgemobbt und es war auch keine Intrige: Ich bin einfach gegangen, weil ich es so wollte.
Brigitte Büscher
Herr Klamroth hat also nichts mit dieser Entscheidung zu tun?
Nein. Er hat mir angeboten, in welcher Rolle auch immer, mit ihm und seinem neuen Team weiterzumachen. Aber das wollte ich nicht. Ich wurde nicht herausgemobbt, und es war auch keine Intrige: Ich bin einfach gegangen, weil ich es so wollte.
Dann überrascht nur noch der Zeitpunkt: Warum gerade jetzt, mit dem Wechsel von „Hart aber fair“ zur neuen Produktionsfirma Florida Factual?
Wir sind Anfang dieses Jahres mit der Idee gestartet, das Format ganz vorsichtig zu verändern. Wir wollten dabei sowohl Kontinuität wahren als auch neue Zuschauergruppen erreichen. Das wollte ich gerne so mittragen und meinen Beitrag dazu leisten, die Sendung zu verändern. Das ist uns gelungen: Meine Rolle ist sogar größer geworden, ich bin öfter rausgegangen und habe Umfragen gemacht, mehr faktische Einordnungen geliefert. Das hat Spaß gemacht.