Sind Männer von Haarausfall betroffen, sind meist die Gene schuld. Eine Transplantation ist oft die letzte Chance im Kampf gegen die Glatze und die kahlen Stellen.
Eine Haartransplantation ist eine Option, wenn die kahlen Stellen auf dem Kopf zunehmen, eine Glatze droht und weder ein Toupet noch Abrasieren infrage kommen. Allerdings sollten sich Männer gut informieren, bevor sie den Eingriff vornehmen lassen.
Genetisch bedingter Haarausfall
Eine der häufigsten Ursachen für Haarverlust ist der genetisch bedingte Haarausfall, von Medizinern als hormonell bedingter Haarausfall oder androgenetische Alopezie bezeichnet. Diese Form des Haarausfalls ist in den Genen angelegt. Die Haarwurzeln reagieren zu empfindlich auf das Hormon Dihydrotestosteron, kurz DHT, und bilden sich zurück. „Zurück bleibt oft nur ein Haarkranz am Hinterkopf“, erklärt Dr. Andreas M. Finner, Haarmediziner und Spezialist für Haartransplantation sowie Vertreter des Verbandes Deutscher Haarchirurgen (VDHC).
„Die dort wachsenden DHT-resistenten Haarwurzeln sind unempfindlich gegen das Hormon – auch wenn sie an eine andere Stelle umgepflanzt werden.“
Auch Frauen können betroffen sein. Bei ihnen lichtet sich vor allem der Haaransatz und der Scheitelbereich. Doch nicht jedes Haar ist betroffen. Eine Glatze bekommen sie im Gegensatz zu Männern nicht. Jedoch sind Verdichtungen oder ein Auffüllen von Geheimratsecken möglich.
Medikamente gegen Haarausfall oder Haartransplantation?
Frühzeitig erkannt, können Männer mit Medikamenten wie Minoxidil oder Finasterid versuchen, den Haarausfall zu stoppen. Die Präparate müssen allerdings dauerhaft benutzt werden, sonst schreitet der Haarverlust weiter fort. Und nicht alle Mittel sind nebenwirkungsarm. Für Betroffene ist eine Haartransplantation dann eine Option, wenn bereits kahle Stellen zu sehen sind.
„Bei ganz jungen Patienten wird man eher erstmal haarerhaltend mit Medikamenten behandeln. Bereits stark ausgedünnte Zonen lassen sich dezent verdichten, solange nicht zu viele der sicheren Spenderhaare dabei verbraucht werden“, sagt Finner, der in Berlin die „Trichomed-Praxis für Haarmedizin und Haartransplantation“ führt.
„Ganz wichtig ist die individuelle Überprüfung der Eignung und langfristige Planung der Verteilung der Haare. Ergänzend machen Haarmedikamente immer Sinn, um ein weiteres Fortschreiten oder eine erneute Haartransplantation zu vermeiden.“
Gewinnung von Eigenhaar aus Hautstreifen
Bei der Haarverpflanzung werden eigene DHT-unempfindliche Haare aus der sogenannten „safe donor zone“ auf dem Kopf so umverteilt, dass das Gesamthaar wieder voller wirkt und kahle Stellen ausgeglichen werden. Deren Menge ist begrenzt. Eine Züchtung von Haaren oder Vermehrung von Stammzellen ist bislang nicht möglich.
Bei der Transplantation werden bis zu einige Tausend winzige natürliche Haareinheiten (englisch „follicular units“, FU) mit ein bis vier Haarfollikeln verpflanzt, die auch in kleine Lücken und sehr dicht gesetzt werden können. Bei der FUT- Technik (follicular unit transplantation) werden sie aus einem Hautstreifen unter dem Mikroskop präpariert.
Bei der FUE-Technik (follicular unit excision) wiederum werden die Transplantate punktuell mit einer Hohlnadel aus dem Hinterkopf entnommenen. Anschließend werden die gewonnenen Haarwurzeln an den gewünschten Stellen wieder in die Kopfhaut eingebracht.
„Für die Transplantation wird nur das eigene Haar und nicht das Haar anderer Menschen verwendet, da neben den Haarschäften auch die Haarfollikel mit Gewebeanteilen verpflanzt werden. Das körpereigene Immunsystem würde fremdes Gewebe abstoßen und die Haare würden nicht anwachsen“, erklärt der Facharzt für Dermatologie.
Zur Person
Dr. med. Andreas M. Finner ist Haarmediziner und Spezialist für Haartransplantation. Der Vertreter des Verbandes Deutscher Haarchirurgen (VDHC) führt in Berlin die „Trichomed- Praxis für Haarmedizin und Haartransplantation“ und ist Fellow der „International Society Of Hair Restoration Surgery (FISHRS)“.
Reserve an Spenderhaar für Nachverdichtungen
Sind noch DHT-empfindliche Haare vorhanden, sollte nach der Haartransplantation mit Medikamenten einem weiteren Haarverlust entgegengewirkt werden. Wer das nicht möchte, dem raten Experten, mit der Transplantation nur einen Teil der verfügbaren Haarwurzeln vom Hinterkopf zu verwenden und eine Reserve an Spenderhaar für Nachverdichtungen zu belassen. Es sollte also beispielsweise nicht das ganze verfügbare Spenderhaar nur für den Haaransatz verbraucht werden.
„Es kommt immer auf die fachgerechte Platzierung der Transplantate und die natürliche, nachhaltig gutaussehende Gestaltung des Haaransatzes an“, betont der Haarchirurg. „Dies bestimmt der Arzt mit der Ausrichtung der winzigen Pflanzkanäle. Wird bei dem Eingriff nicht sorgfältig und schonend gearbeitet und keine Rücksicht auf Durchblutung und Originalhaarbild genommen, drohen unschöne Ergebnisse, die sich kaum korrigieren lassen.“
Der Haarexperte empfiehlt Interessenten für eine Haartransplantation vorher zu prüfen, ob sie von einem erfahrenen Haarchirurgen persönlich operiert werden, welcher sich regelmäßig bei den Fachgesellschaften VDHC oder ISHRS fortbildet und deren Standards einhält.