Er grub ein Loch mit Besteck, dann seilte er sich mit einem Bettlaken ab: In Bayern ist im Dezember ein Häftling auf spektakuläre Art ausgebrochen.
Mit einem Bettlaken hat sich ein Häftling aus dem Gefängnis in Bad Reichenhall rund sechs Meter abgeseilt und davongemacht. Der Gefangene habe zuvor mit Gegenständen, die zur üblichen Haftraumausstattung gehörten – etwa Besteck und ein abgebrochener Toilettenpapierhalter – ein Loch in die Wand gegraben, teilte eine Sprecherin des Justizministeriums am Dienstag auf Anfrage mit. Die „Passauer Neue Presse“ / Mediengruppe Bayern hatte zuerst über den Vorfall berichtet.
Der Ausbruch ereignete sich den Angaben zufolge in der Nacht zum 17. Dezember 2023. Bereits einen Tag später – am 18. Dezember – sei der 28-Jährige in Traunstein wieder festgenommen worden. Der Mann habe seit dem 16. Februar 2023 unter anderem wegen des Verdachts des besonders schweren Bandendiebstahls, der Störung der Totenruhe, sowie der Verbreitung kinderpornografischer Schriften in Untersuchungshaft gesessen. Ihm werde insbesondere der Diebstahl von Sakralgegenständen aus Friedhöfen, Kirchen und Geschäften im Raum Traunstein vorgeworfen.
Weitreichende Änderungen
Nach dem Ausbruch seien die Abläufe und Maßnahmen zur zusätzlichen Absicherung der Justizvollzugsanstalt Bad Reichenhall mit Hochdruck geprüft und grundlegend überarbeitet worden, hieß es beim Ministerium. Etwa werde kein Gefangener mehr in Hafträumen an der Außenmauer untergebracht. Das betreffe zwei Hafträume in Bad Reichenhall. Zwei weitere Anstalten, die vergleichbare Hafträume haben, seien überprüft worden. Die wenigen Hafträume seien geräumt worden und würden bis zu ihrer zusätzlichen Absicherung nicht mehr belegt.
Ausbrüche aus Justizvollzugsanstalten seien im bayerischen Vollzug die absolute Ausnahme, erläuterte die Ministeriumssprecherin weiter. Laut JVA Bad Reichenhall habe es dort seit weit mehr als 20 Jahren keinen Ausbruch oder Ausbruchsversuch mehr gegeben.