An chinesischen E-Autos scheiden sich in Deutschland die Geister: Skepsis trifft auf Neugier. Eine Umfrage zeigt, dass die Marken aus Fernost noch an ihrer Bekanntheit arbeiten müssen.
Neben dem Wunsch, die deutsche Industrie unterstützen zu wollen (32,2 Prozent) seien das Vertrauen in westliche Automarken (29,8) und der Zweifel an einer ausreichenden Ersatzteilversorgung (20 Prozent) maßgebliche Gründe für die Zurückhaltung.
Vielen Deutschen sind die chinesischen Automarken nicht einmal bekannt: Fast die Hälfte der Befragten (46,1 Prozent) gab an, keine chinesische Automarke beim Namen nennen zu können. Lediglich fünf Marken erreichen eine nennenswerte Bekanntheit unter den Befragten:
Wie schwer es neue Marken aktuell noch auf dem deutschen Markt haben, zeigen auch die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) vom Mai: Die einzige neue Marke, die im Mai relevante Stückzahlen erreichte, ist MG (SAIC-Konzern). Rund 2.700 Neuzulassungen gingen auf ihr Konto, was einem Zuwachs von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und einem Marktanteil von 1,1 Prozent entspricht.
Deutlicher weniger Neuzulassungen, aber immerhin noch im dreistelligen Bereich, verzeichneten die Hersteller Polestar (414), Great Wall Motors/Ora (268) sowie BYD (201). Alle anderen Newcomer bleiben dagegen deutlich unterhalb der Wahrnehmbarkeits- und Relevanzschwelle. Aiways (4), Fisker (12), Ineos (31), Lucid (13), Lynk&Co (1), Maxus (13), Nio (35), Vinfast (8) und Xpeng (12) mussten sich mit äußerst schleppenden Verkäufen begnügen. Selbst Rolls-Royce (42) und Bentley (63) konnten im vergangenen Monat jeweils mehr Autos verkaufen.
Alle, die den Kauf eines chinesischen E-Autos grundsätzlich in Erwägung ziehen würden, wären dazu nur dann bereit, wenn das Fahrzeug deutlich günstiger wäre als ein nicht-chinesisches Elektroauto (63,3 Prozent). Immerhin 17,3 Prozent wären bereit, genauso viel auszugeben. Nur 19,4 Prozent würden tatsächlich mehr Geld in die Hand nehmen.
Was Interessierte zu einer Anschaffung bewegen würde, wären das gute Preis-Leistungs-Verhältnis (29,5 Prozent), niedrigere Anschaffungspreise (27,2 Prozent) sowie die softwaretechnische Ausstattung der Fahrzeuge (16,1 Prozent). Kontakt zu chinesischen Autos hatten nur wenige der Befragten: 14 Prozent sind schon einmal mit einem Auto „Made in China“ gefahren. 78,5 Prozent hatten bislang hingegen noch gar keine Berührungspunkte.
Einen spannenden Zusammenhang stellt die Studie noch her: Je interessierter an Politik die Befragten sind, desto weniger würden sie den Kauf eines chinesischen E-Autos in Erwägung ziehen: Während 50,9 Prozent der sehr stark politisch motivierten Menschen den Kauf ablehnen, sind es unter den Unpolitischen nur 18,7 Prozent.