Erik Lesser, Severin Freund und Julian Schütter verbindet der Wintersport. Doch die Ex-Athleten und der Skirennfahrer sorgen sich um die Zukunft ihrer Sportarten.
Egal ob Biathlon, Skispringen oder Ski Alpin: Die letzten und ersten Monate eines Jahres gehören den Wintersportlern. Sie begeistern mit ihrem Können die Massen – und zwar nicht nur in Deutschland. Doch der Wintersport ist längst nicht mehr das, was er mal war. Nirgends wird der Klimawandel für Athletinnen und Athleten so deutlich wie auf Pisten und Loipen.
„Wir Wintersportler sind jedes Jahr auf den gleichen Gletschern unterwegs und schauen ihnen beim Schmelzen zu“, sagt der Österreicher Julian Schütter im Gespräch mit t-online: „Wir sehen, dass die Winter immer schneeärmer werden. Skigebiete brauchen immer stärkere Beschneiungsanlagen, um Schneesicherheit zu gewährleisten.“ Dem stimmt Erik Lesser zu. Der frühere Biathlet sagt t-online: „Als Athlet nimmt man die Auswirkungen im Ort wahr.“ Lesser kann dies an einem Beispiel verdeutlichen: Ramsau am Dachstein.
„Diese Liftanlage musste mittlerweile abgebaut werden“
„Wenn man da ein Trainingslager geplant hat, dann war das 2007 und 2008 im Oktober nie ein Problem“, erzählt er. Heute sei das nicht mehr möglich: „Am Gletscher auf 3.000 Metern Höhe gab es eine Liftanlage. Diese Liftanlage musste mittlerweile abgebaut werden, weil die Fundamente aus dem Eis herausschauten und keinen Halt mehr hatten. Da sieht man den Klimawandel direkt und deutlich, das macht die ganze Sache noch einmal bewusster.“
Ein ähnliches Bild zeichnet sich im Skispringen ab. Fand die Vierschanzentournee früher noch in einem weißen Winterland statt, sahen die Zuschauer in den vergangenen Jahren nur eine weiße Landebahn. Drumherum war die Landschaft grün. „Natürlich macht es sentimental, wenn man auch andere Bilder kennt und es anders erlebt hat“, sagt der ehemalige Skispringer Severin Freund im Gespräch mit t-online.
Schütter ist als aktiver Sportler noch mitten im Geschehen. Lesser und Freund sind als TV-Experten und einstige Athleten noch nahe dran. Alle drei lieben ihren Wintersport. Doch sie wissen auch, dass es in den nächsten Jahren Veränderungen geben wird – und machen sich um die Zukunft ihrer Sportarten Gedanken.
„Der Wintersport kann eine Vorbildfunktion ausüben“
In der vergangenen Saison startete der 25-jährige Schütter eine Petition, um den Internationalen Skiverband (Fis) zu mehr Klimaschutz und einem klimafreundlichen Handeln aufzufordern. Er ist mit seiner Forderung nicht alleine. Bisher gibt es 35.000 Unterschriften. Auch Skistars wie Mikaela Shiffrin und Lara Gut-Behrami haben unterzeichnet und ihre Wünsche an den Verband laut ausgesprochen (mehr zu den Forderungen lesen Sie hier).
„Der Wintersport kann Vorreiter sein und eine Vorbildfunktion ausüben“, sagt Schütter, der in den letzten Jahren überlegt hat, wie er „Teil der Lösung“ werden könnte. Seine Antwort darauf: „Aktivismus“. Doch er stellt auch fest: „In der Branche bewegt sich etwas.“ Skirennfahrerinnen und -rennfahrer sprachen sich öffentlich dafür aus, beispielsweise den Rennkalender nach hinten zu verschieben, anstatt im Oktober zu starten.
„Sportler werden gezwungen, auf anderen Kontinenten zu trainieren“
Auf diese Weise könnte man CO2 einsparen. Da in Europa immer später Schnee fällt und Ski-Alpin-Asse den Schnee zum Trainieren brauchen, fliegen sie dafür im September etwa in die USA oder nach Südamerika. „Die Sportler werden dazu gezwungen, auf anderen Kontinenten zu trainieren, um rechtzeitig für dieses Rennen bereit zu sein. Wenn der Saisonauftakt einen Monat später wäre, könnten sich viele Athleten in Europa vorbereiten und die CO2-Emissionen wären niedriger“, so Schütter.