Nach neun Jahren im Mercado Nürnberg macht ein Sporthändler Schluss. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich will sich auf Standorte in Grenznähe konzentrieren.
Es ist ein trauriger Anblick: Die ersten Regale sind fast leer, einige Kleiderständer hängen nur noch spärlich voll, die Preise sind teils drastisch reduziert. Das Sportgeschäft im Mercado in Nürnberg Schoppershof steht kurz vor dem Aus. „Totalabverkauf, -70 Prozent“, steht auf Plakaten, die überall am Eingang der Filiale zu sehen sind. Nach neun Jahren Geschäftsbetrieb schließt der österreichische Sporthändler Hervis seine Filiale in Nürnberg.
Das Geschäft hat überwiegend positive Google-Bewertungen, doch gab es vor allem in den vergangenen Monaten auch immer mal wieder Kritik: „Leider war die Auswahl recht gering. Sauberer, ordentlicher Laden, hilfsbereiter Service“, schreibt eine Frau namens Anita. „Preislich sehr ansprechend, aber es fehlt an Personal und Ordnung“, lautet die Bewertung von Marco. Sabine äußert sich hingegen sehr zufrieden: „Ich bin heute unglaublich gut von dem Verkäufer Mischa beraten worden. Ich bin Wanderanfänger und habe kaum Ahnung, worauf ich achten muss bei den Schuhen.“
Nürnberg: Kunden enttäuscht über Schließung von Filiale
Es gibt auch Kunden, die die bevorstehende Schließung bedauern: „Hey Geschäftsleitung! Lasst doch bitte den Laden in Nürnberg offen! Warum soll diese Filiale denn schließen??“, fragt etwa Marco.
„Wir haben uns entschieden, uns verstärkt auf Standorte in Grenznähe zu Österreich zu konzentrieren“, erklärt die Pressestelle von Hervis Sports auf Nachfrage des Portals „nordbayern.de“. Neben Nürnberg gibt es unter anderem noch Läden in Amberg, Neumarkt und Regensburg.
Schwierige Situation: Hervis ergreift Maßnahmen
Die Neuausrichtung dürfte mit der schwierigen Situation auf dem Markt zutun haben. Im Frühjahr 2023 hatte Hervis die Branche bereits mit einer überraschenden Nachricht geschockt: Der Sportfilialist hatte damals in Österreich den Einkauf bei Großhändlern für mehrere Monate gestoppt und Bestellungen widerrufen.
In einem Schreiben, das dem Portal „sazsport.de“ vorliegt, wurden die Lieferanten seinerzeit außerdem darüber in Kenntnis gesetzt, dass in Bayern „sämtliche unserer zehn Stores per sofort auf Abverkaufsmärkte umgestellt werden.“ Alle offenen Bestellungen bei Lieferanten stornierte Hervis zusammen mit dem Schreiben.
In Nürnberg wird die Filiale nun sogar endgültig geschlossen. Noch bis voraussichtlich Ende Januar können die Kunden auf den insgesamt 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche Schnäppchen ergattern – voraussichtlich solange soll der Ausverkauf dauern. Ein genaues Datum für die Schließung der Filiale gibt es noch nicht.
Schicksal der Hervis-Mitarbeiter noch ungewiss
Was mit den Mitarbeitern passiert, ist noch offen. „Wir möchten betonen, dass uns das Wohl unserer Mitarbeiter sehr am Herzen liegt“, betont die Pressestelle gegenüber „nordbayern.de“. Alle Beschäftigten sollen Angebote innerhalb des Unternehmens erhalten.
Hervis ist in Österreich mit 105 Filialen der größte Sporthändler und verfolgt im Nachbarland das Ziel, dass jeder Österreicher innerhalb von 30 Minuten ein Geschäft erreichen können soll. Außerhalb Österreichs gibt es 128 Filialen. Die Zentrale befindet sich in Wals/Salzburg – auch das internationale Filialnetz in sechs Ländern wird von hier aus geleitet. Die Hervis Sport- und Modegesellschaft m.b.H. ist eine hundertprozentige Tochter der SPAR Österreichische Warenhandels-AG, die 1954 in Tirol gegründet wurde.
Harvis machte im Jahr 2022 einen Umsatz in Höhe von 552 Millionen Euro und beschäftigt über 3200 Mitarbeiter, darunter gut 300 Lehrlinge. Zum Gewinn gibt es keine offiziellen Angaben.