Für eine Fußballerin aus Sambia bezahlt der US-Klub Bay FC eine Weltrekordsumme. Dahinter steckt ein ambitioniertes Projekt, das den Fußball aufmischen will.
Racheal Kundananji. Den Namen sollten sich alle Sportbegeisterten merken. Die 23-jährige Stürmerin gilt in ihrer Heimat Sambia als Superstar, sie erzielte für ihren Verein Madrid CFF in 43 Pflichtspielen 33 Tore in anderthalb Jahren.
Auch die deutsche Frauennationalmannschaft hat Erinnerungen an die sambische Fußballerin, verlor das Team um Alexandra Popp doch ein Testspiel kurz vor der Fußball-Frauen WM 2023 gegen die spielfreudigen Sambierinnen mit 2:3. Kundananji erzielte dabei kurz nach Wiederanpfiff das psychologisch wichtige 2:0 für Sambia – ein Rückschlag, von dem sich die DFB-Frauen bis in die Nachspielzeit nicht mehr erholten.
Wie nun bekannt wurde, wechselt Kundananji von der starken spanischen Frauenliga in die USA. Und zwar für eine Weltrekord-Ablösesumme von umgerechnet rund 735.000 Euro. Der Bay FC schickt sich in der National Women’s Soccer League (NWSL) an, die ebenfalls hoch eingeschätzte amerikanische Frauenprofiliga aufzumischen. Das berichteten das Fachblatt „Marca“ und andere Medien am Dienstag unter Berufung auf Kreise des Madrid CFF.
Offizielles Angebot zunächst wohl abgelehnt
Für so viel Geld habe bisher keine Spielerin in der Geschichte des Frauen-Fußballs den Verein gewechselt, hieß es. Der neue US-Club aus der Region San Francisco in Kalifornien zahle unter anderem die volle Ablösesumme. Zudem seien erfolgsabhängige Bonuszahlungen in Gesamthöhe von umgerechnet rund 70.000 Euro vereinbart worden. In ihren offiziellen Mitteilungen zum Wechsel nannten allerdings weder Madrid noch der Bay FC irgendwelche Zahlen.
Wie das Fachmagazin „Goal“ berichtet, habe Madrid CFF ein offizielles Angebot in Höhe von 400.000 Euro für Racheal Kundananji zuvor abgelehnt. Daraufhin habe die Spielerin den Wechsel selbst forciert, der Bay FC erklärte sich zudem bereit, die festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 750.000 Dollar (rund 735.000 Euro) zu zahlen. US-Sportmagazine sprechen von einem „Blockbuster-Transfer“, also einem Sensationstransfer.
Die Vorteile für beide Seiten liegen auf der Hand: Neben einem stattlichen Gehalt erhält Kundananji in den USA die Gelegenheit, zum Aushängeschild der aufstrebenden NWSL zu werden. Ähnlich wie vergleichbar Argentiniens Weltmeister Lionel Messi, der im vergangenen Sommer von Paris St. Germain zu Inter Miami wechselte, könnte sie den US-Fußball auf ein neues Level heben.
Klubgründerin schielt auf die Rendite
Für den erst im April 2023 gegründeten Verein aus der Nähe von San Francisco hingegen ist der Wechsel ein absoluter Coup. Der junge Klub erscheint mit einem Knall auf der Bildfläche und kann sich gleich in seiner ersten Spielzeit mit einem internationalen Topstar schmücken.
Hinter dem Bay FC stecken unter anderem die ehemaligen US-Nationalspielerinnen Aly Wagner, Brandi Chastain, Danielle Slaton und Leslie Osborne. Gemeinsam mit der Investmentfirma Sixth Street sollen sie laut Medienberichten 53 Millionen US-Dollar (rund 52 Millionen Euro) in den Klub gepumpt haben, um diesen sofort konkurrenzfähig zu machen. Die Ziele des Bay FC sind ambitioniert. „Je mehr du in ein Projekt investierst, desto mehr Rendite bekommst du hinterher“, so beschreibt Aly Wagner die Erfolgsformel ihres Klubs.
Die ehemalige Mittelfeldstrategin, die nach ihrem Karriereende 2010 eine erfolgreiche Laufbahn als Sportmoderatorin einschlug, fungiert derzeit als Ko-Vorsitzende des Bay FC. Der Verein soll nach ihrem Willen nicht nur auf ein Level mit dem Männerfußball in den USA kommen, sondern auch zur globalen Sportmarke werden, so beschrieb Wagner gegenüber dem Portal „US Campaign“ ihre Vision. Sicherlich haben sie und die Investoren dabei auch das Jahr 2026 im Blick. Dann gastiert die Frauen-Fußball-WM in den USA, unter anderem auch in San Francisco und San José, also dort, wo der Bay FC seine Heimspiele austrägt.