Bei der WM in Australien und Neuseeland erreichte Inka Grings mit der Schweiz das Achtelfinale – und kam damit weiter als das DFB-Team. Trotzdem folgte kürzlich das Aus als Cheftrainerin. Einem Job als Nationaltrainerin Deutschlands wäre sie nicht abgeneigt.
Es war ein historischer Erfolg für das Team der Schweiz. Noch nie zuvor hatte eine schweizerische Frauennationalmannschaft das Achtelfinale einer Weltmeisterschaft erreicht. Gegen den späteren Weltmeister Spanien war für das Team von Inka Grings dann aber Schluss.
Die zweimalige deutsche Europameisterin war seit Januar Cheftrainerin des Nationalteams, vor gut vier Wochen trennten sich Verband und Trainerin aber. Eine Rolle spielte dabei auch ein Engagement von ihr beim SV Straelen im Jahr 2019/2020. Gegen Grings hatte sich zuletzt ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Kleve wegen des Verdachts der Beihilfe zum Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt gerichtet. Das Verfahren wurde nach einer von ihr getätigten Zahlung abgeschlossen.
Bei t-online spricht die Ex-Nationalspielerin ausführlich über ihre Zeit in der Schweiz, das desaströse Abschneiden der deutschen Mannschaft sowie darüber, wie der DFB wieder an die Weltspitze gelangen soll.
t-online: Frau Grings, seit knapp vier Wochen sind Sie nicht mehr Trainerin der Frauennationalmannschaft der Schweiz. Wie kam es zur Trennung?
Inka Grings: Am Mittwoch, dem 15. November, sind dubiose Artikel über mein Angestelltenverhältnis zu meiner Zeit als Trainerin beim SV Straelen erschienen, welche absurd waren und nicht stimmten. Ein Tag später wurde nach einem Call mit dem schweizerischen Fußballverband dann eine einvernehmliche Trennung vereinbart.
Es liegt nahe, dass die Trennung aufgrund der gegen Sie erhobenen Vorwürfe einer Scheinanstellung erfolgt ist. Das Verfahren gegen Sie wurde nach einer von Ihnen getätigten Bezahlung eines Geldbetrags an die Staatskasse abgeschlossen.
Ich bin mir keiner Schuld bewusst. All das, was da geschrieben wurde, war gelogen und entsprach absolut nicht der Wahrheit! Es wurden Falschaussagen über meine Person getätigt. Ich habe das Gefühl, dass ich zum Bauernopfer gemacht wurde. Von meiner Seite ist zu dem Thema aber nun alles gesagt.
Ihr letztes Spiel an der Seitenlinie als Trainerin der Schweiz war Ende Oktober in Zürich gegen Spanien. Die Partie ging mit 1:7 verloren. Auch bei der WM war das letzte Spiel gegen Spanien, die Schweiz war beim 1:5 im Achtelfinale ähnlich chancenlos.
Die WM, die wir gespielt haben, war die erfolgreichste, die eine Schweizer Frauen-Nationalmannschaft je gespielt hat. Wir sind vor Norwegen Gruppenerster geworden. Wir haben null Gegentore kassiert und in allen drei Gruppenspielen jeweils immer die Spielerin des Spiels gestellt. Dass wir dann bereits im Achtelfinale gegen den anschließenden Weltmeister spielen mussten, war einfach Lospech. Ich liebe es, mich mit Topteams zu messen. Nach dem 1:7 in der Nations League muss ich aber auch sagen, dass ich jetzt nicht so schnell wieder gegen Spanien spielen muss (lacht).
Hat die Schweiz in diesen Duellen ihre Grenzen aufgezeigt bekommen?
Auf gewisse Weise schon, aber das sind einfach zwei unterschiedliche Welten, ganz andere Dimensionen. Man muss neidlos anerkennen, dass sich Spanien da auf einem deutlich höheren spielerischen Niveau bewegt. Aber da geht es und wird es noch anderen Ländern so gehen. Ich habe den Ansatz gewählt, viel auf junge Spielerinnen zu setzen und versucht, einen Umbruch einzuleiten. Dass innerhalb dieses Prozesses dann Fehler passieren, ist doch auch völlig normal.
Sie waren nicht ganz ein Jahr Trainerin der Schweiz, waren davor beim FC Zürich im Amt. Wo steht der Schweizer Fußball aktuell?
Ich bin ein Trainertyp, der Leistung über alles stellt. Die Schweiz hat ein superinteressantes Modell mit jungen Nachwuchsspielerinnen, das so langsam in Fahrt kommt. An der Playstation sammelst du keine Erfahrung, du musst sie auf dem Feld machen und ein Gespür für Situationen auf Wettkampfniveau bekommen. Die Schweiz musste diesen Weg gehen, man hat zuvor fast nonstop mit denselben Spielerinnen gespielt. Ich habe einen Generationswechsel vollzogen: mit Spielerinnen wie beispielsweise Smilla Vallotto (19 Jahre) oder Alayah Pilgrim (20), die zuletzt überragende Spiele gemacht haben.