„Das sind schreckliche Ereignisse für die Bewohner“
Aktualisiert am 15.01.2024 – 09:43 UhrLesedauer: 3 Min.
Erneut ist auf Island ein Vulkan ausgebrochen. Die Lava ist bis nach Grindavík geflossen – und hat mehrere Häuser verschluckt.
Nach dem zweiten Vulkanausbruch innerhalb von vier Wochen schaut Island erneut gebannt auf die Lage im evakuierten Ort Grindavík. Mehrere Häuser wurden bereits von einem Lavastrom erfasst und zerstört, nachdem das flüssige Gestein bei der fünften Eruption im Südwesten der Nordatlantik-Insel seit 2021 erstmals auch den evakuierten Küstenort erreicht hatte. Am Sonntagabend sprudelte weiterhin glutrote Lava aus zwei länglichen Erdrissen.
„Heute ist ein schwarzer Tag für Grindavík und heute ist ein schwarzer Tag für ganz Island. Aber die Sonne wird wieder aufgehen“, sagte Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir nach Angaben des isländischen Rundfunksenders RÚV am Abend auf einem Pressebriefing des Zivilschutzes. „Zusammen werden wir diesen Schock und alles, was kommen mag, bewältigen.“ Zivilschutzchef Vídir Reynisson sprach demnach davon, dass die Ereignisse vom Sonntag noch lange in Erinnerung bleiben würden und man vermutlich erst den Beginn einer Kette solcher Ereignisse sehe.
Islands Präsident Gudni Th. Jóhannesson rief seine Landsleute in einer abendlichen Rede an die Nation auf, den Bewohnern von Grindavík beizustehen und sie zu unterstützen. „Wir Isländer tun das gemeinsam. Wir werden nicht aufgeben“, wurde er von RÚV zitiert.
Grindavík evakuiert
Der 4.000-Einwohner-Ort Grindavík war bereits in der Nacht zum Sonntag evakuiert worden, als sich die erneute Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavík mit einer abermaligen Erdbebenserie angekündigt hatte. Um 7.57 Uhr (Ortszeit) am Morgen begann der Ausbruch schließlich, als erste Lava aus einem länglichen Erdspalt einige Hundert Meter nördlich von Grindavík sprudelte.
Bereits wenige Stunden danach hatte sich ein regelrechtes Lavameer in dem Gebiet gebildet, das glutrot in der Morgendämmerung leuchtete. Die Wetterbehörde Vedurstofa teilte am Sonntagabend mit, dass der Erdriss rund 900 Meter lang sei.
Häuser in Brand
Schon diese Lava kam Grindavík bedrohlich nahe. In den Mittagsstunden öffnete sich die Erde jedoch noch an einem anderen Ort – und zwar in einem gut 100 Meter langen Riss unmittelbar am nördlichen Stadtrand des Ortes. Von dort zog sich die Lava talabwärts, ehe sie mindestens drei Häuser in Brand setzte oder unter sich begrub. Da der Ort evakuiert ist, bestand keine Gefahr für Menschenleben – wohl aber für das Hab und Gut der betroffenen Bewohner. Wie der Fernsehsender RÚV berichtete, kam der Lavastrom am südlichen Ende des Risses in der Nacht zu Montag zum Stillstand. Der Lavastrom an der nördlichen Spalte habe abgenommen.
Alda Margrét Hauksdóttir, eine Bewohnerin von Grindavík, sagte dem Radiosender Rás 2: „Es ist furchtbar traurig zu sehen, wie die Lava die Häuser in Brand steckt.“ Die Lava habe an ihrer Grundstücksgrenze gestoppt. Ein Mitarbeiter vom Roten Kreuz sagte dem Sender über die Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten: „Die Wohnungsprobleme belasten die Menschen schwer, zusätzlich zu der Ungewissheit darüber, was passieren wird.“
„Das sind schreckliche Ereignisse für die Bewohner“
Laut der Polizei in Suðurnes wurde am Montag weiter an einer Verteidigungsmauer westlich von Grindavík gearbeitet. „Das sind unglaubliche Zeiten, die wir Bewohner von Grindavík gerade erleben“, sagte Fannar Jónasson, Bürgermeister der Stadt, bei Rás 2. „Das sind schreckliche Ereignisse für die Bewohner.“ Viele hätten ihren gesamten Besitz zurückgelassen.
Die Behörden warnten davor, sich dem Ausbruchsort zu nähern. Schaulustige könnten Schutzarbeiten beeinträchtigen. Die Polizei in Suðurnes teilte dazu mit: „Wir bitten die Menschen, nicht zu Fuß zum Ausbruch zu gehen. Draußen ist es extrem kalt, der Weg ist lang und der Boden ist aufgrund von Rissen und anderen Dingen instabil. Darüber hinaus sind alle Einsatzkräfte beschäftigt und verfügen nicht über die Kapazitäten, um Personen wegzubringen, die zu Fuß unterwegs sind. Das Gebiet ist gefährlich im Hinblick auf Risse, Gas und mehr.“