Nach dem Einsturz der Brücke in Baltimore könnte es Probleme mit Lieferketten geben, warnt die US-Regierung. Auch ein deutscher Autobauer ist betroffen.

Der Einsturz der Autobrücke in Baltimore hat nach Angaben von US-Verkehrsminister Pete Buttigieg auch wirtschaftliche Folgen. Man stelle sich wegen der Bedeutung des dahinter liegenden Hafens schon jetzt auf Lieferkettenprobleme ein, „von denen wir wissen, dass sie kommen werden“, sagte Buttigieg am Dienstagnachmittag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz vor Ort. Diese beträfen dann nicht nur die Region um Baltimore, „sondern die gesamte US-Wirtschaft“. Zudem könnten deutsche Unternehmen betroffen sein.

Die zuständige Hafenbehörde hatte den Schiffsverkehr nach dem Vorfall bis auf Weiteres ausgesetzt. Der Hauptteil des Hafens liegt nach Angaben Buttigiegs hinter der eingestürzten Brücke. Nach Angaben von US-Präsident Joe Biden handelt es sich um eine der wichtigsten maritimen Anlaufstellen der USA – insbesondere für den Import und Export von Autos und Kleinlastern.

Video | Schiff rammt Brücke – diese stürzt ein

Quelle: t-online

Mercedes-Terminal aktuell nicht erreichbar

Auswirkungen dürfte deshalb unter den deutschen Unternehmen vor allem Mercedes-Benz zu spüren bekommen. Der Autobauer betreibt in dem aktuell nicht erreichbaren Hafenbereich ein Terminal. Dem „Handelsblatt“ teilte Mercedes-Benz mit, dass man den Hafen von Baltimore vor allem für Importe nutze, daneben aber auch die Häfen von New Brunswick und Charleston. Man stehe „in engem Austausch“ mit den Logistikdienstleistern, teilte der Konzern dem „Handelsblatt“ mit. Lieferwege würden derzeit überprüft, „um Alternativen zu bewerten“.

Auch BMW und VW betreiben Terminals in Baltimore, jedoch am Hafeneingang, also noch vor der eingestürzten Brücke. „Wir erwarten keine Auswirkungen auf den Schiffsbetrieb, aber es kann zu Verzögerungen im Lkw-Verkehr kommen, da der Verkehr in dem Gebiet umgeleitet wird“, sagte ein VW-Sprecher dem „Handelsblatt“. Auch BMW geht demnach vor allem von „kurzfristigen Verkehrsbehinderungen“, aber nicht von Auswirkungen auf das eigene Geschäft aus.

Über den Hafen von Baltimore werden rund 850.000 Fahrzeuge pro Jahr verschifft. Rund 15.000 Arbeitsplätze hängen davon ab. Zudem ist die Brücke eine wichtige Verkehrsader an der Ostküste der USA. Laut Biden überquerten sie vor dem Unfall rund 30.000 Fahrzeuge pro Tag.

Experte erwartet kaum Probleme

Entgegen den Aussagen Buttigiegs erwartet ein US-Experte jedoch keine größeren Lieferkettenprobleme oder starke Preisanstiege. Der Ökonom Ryan Sweet teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass der Vorfall zwar erneut die Verwundbarkeit der US-Lieferketten aufzeige, „aber dieses Ereignis wird größere wirtschaftliche Auswirkungen auf die Wirtschaft in Baltimore haben als auf nationaler Ebene“. Er erwarte keinen sichtbaren Effekt auf die Wirtschaftskraft der USA.

Verkehrsminister Buttigieg sprach den Angehörigen am Dienstag sein Mitgefühl aus und lobte die Arbeit der Rettungsteams. Die Brücke bezeichnete er als „Kathedrale der amerikanischen Infrastruktur“. Der Wiederaufbau werde lange dauern. „Es wird nicht schnell gehen, es wird nicht billig sein, aber wir werden gemeinsam wieder aufbauen.“

Auf die Frage, ob Amerikanerinnen und Amerikaner sich um die Stabilität der Brücken des Landes sorgen müssten, entgegnete Buttigieg: „Ich kenne keine Brücke, die dem direkten Aufprall eines Schiffes dieser Größe standhält.“ Man müsse jedoch aus dem Unglück die richtigen Schlüsse ziehen und daraus lernen.

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