Deutschland startet mit zwei Siegen in die Heim-EM. Die Hoffnung auf den Titel wächst unter den Fans. Doch noch ist nicht wirklich klar, wie gut die DHB-Auswahl ist.
Sie können es also auch unter 50.000, die deutschen Handballer. Nachdem beim EM-Auftakt in Düsseldorf am Mittwoch noch 53.586 Zuschauer im Publikum gewesen waren, sahen am gestrigen Sonntag „nur“ 13.571 Fans in Berlin die deutsche Mannschaft an. Die Partie gegen Nordmazedonien war eine Rückkehr in die Normalität. Vom Weltrekord in die gewohnte Atmosphäre. Vom Stadion in die Halle.
Doch an der Leistung der deutschen Mannschaft änderte das wenig. Wie schon gegen die Schweiz war der Heimvorteil für das Team von Bundestrainer Alfred Gíslason mehr Motivationsschub als Last. Mit 34:25 schlug die DHB-Auswahl die Südeuropäer und zeigte wieder einmal, was in ihr steckt, vor allem offensiv. Angeführt von Spielmacher Juri Knorr (zehn Tore) spielte Deutschland variabel und zielstrebig, dazu blitzschnell im Umschalten.
Die deutschen Handball-Fans träumen von einem Märchen mit einem Titel als Krönung. Vor fünf Jahren konnte die DHB-Auswahl erst im Halbfinale von Norwegen gestoppt werden. Der klare Sieg gegen Nordmazedonien befeuerte diesen Traum.
Wobei auch beim Spiel am Sonntag nicht alles gut lief, wie Linksaußen Lukas Mertens nach dem Spiel analysierte: „Wir haben zwei, drei technische Fehler zu viel gemacht, den Ball zu leicht nach vorne geworfen, sodass die Nordmazedonier noch mal rangekommen sind. Das darf uns gegen Frankreich nicht passieren. Und dann müssen wir vorne die Dinger reinmachen, wir hatten in der ersten Hälfte ein paar zu viele Fehlwürfe.“
Warum das Spiel so wichtig ist
Frankreich, das ist der Gegner am Dienstag im letzten Vorrundenspiel dieser Heim-EM. Und auch wenn Deutschland das Ticket für die Hauptrunde bereits sicher hat, ist das direkte Duell extrem wichtig. Denn in die Hauptrunde nimmt Deutschland nur das Ergebnis gegen das Team mit, das mit der DHB-Auswahl weiterkommt. Und das ist aller Voraussicht nach Frankreich.
Der Olympiasieger zählt zu den Favoriten auf den Titel. Bundestrainer Gíslason sieht nur Dänemark auf Augenhöhe mit Frankreich. Das Spielermaterial um Stars wie Dika Mem (FC Barcelona) und Ludovic Fabregas (Telekom Veszprém) ist einmalig bei diesem Turnier.
Genau deshalb ist die Partie am Dienstag so wichtig. Sie ist ein Gradmesser für die deutsche Mannschaft, um herauszufinden, wo sie wirklich steht. Denn die bisherigen EM-Gegner, die Schweiz und Nordmazedonien, zählten von Beginn an zu den Außenseitern bei diesem Turnier. Und die zwei Siege gegen Portugal Anfang Januar sollten aufgrund des Testspielcharakters nicht überbewertet werden.
Genau deshalb geht die Europameisterschaft für Deutschland jetzt erst richtig los. Das Gleiche gilt für Frankreich, meint Alfred Gíslason: „Das Spiel der Franzosen ist mehr oder weniger annulliert.“ Rein rechnerisch kann Frankreich zwar noch ausscheiden, doch die Schweiz müsste selbst Nordmazedonien schlagen, auf einen deutschen Sieg hoffen und ganz nebenbei noch 23 Tore aufholen.
Wo Frankreich Schwächen hat
Kiril Lazarov, Nordmazedoniens Nationaltrainer, hat mit seinem Team bereits gegen Frankreich gespielt – und klar verloren. Die Gründe sah er vor allem in der individuellen Qualität: „Frankreich ist eins der besten Teams der Welt. Sie haben die vielleicht besten Spieler der Welt und spielen immer gleich, aber es ist trotzdem sehr schwer gegen sie zu spielen.“