Ausflugsziele an Fronleichnam
Kilometerlanger Blumenteppich fasziniert Besucher
19.06.2025 – 10:55 UhrLesedauer: 3 Min.
In vielen Orten schmücken am frühen Morgen Blüten die Straßen, während leise Blasmusik erklingt. Fronleichnam zeigt sich dann als ein Feiertag mit viel Tradition und besonderer Atmosphäre.
In vielen Regionen Deutschlands ziehen Gläubige an Fronleichnam in feierlichen Prozessionen durch geschmückte Straßen, vorbei an kunstvollen Blumenteppichen, begleitet von Musik, Weihrauch und feierlicher Stille. Was jahrhundertealte Tradition ist, wird in manchen Regionen Jahr für Jahr mit großer Hingabe gestaltet und ist heute längst nicht mehr nur für Kirchgänger interessant.
Ob auf einem Boot über den Staffelsee, unter freiem Himmel in barocker Tracht oder mit barfüßigen Kindern auf bunten Blumenwegen: Wer Fronleichnam als Ausflugsziel entdeckt, erlebt eine einzigartige Mischung aus Spiritualität, Gemeinschaft und Handwerkskunst. Und wer früh aufsteht, kann mit eigenen Augen sehen, wie aus Tausenden Blütenblättern kleine Wunder entstehen.
In Sipplingen, Bodensee (Baden-Württemberg), wird in der Nacht ein bis zu einen Kilometer langer Blumenteppich aus Tausenden Blütenblättern gelegt. Er bildet einen „himmlischen Teppich“, damit der Priester mit der Monstranz (Leib Christi) den geweihten Boden nicht berührt.
Eine Blumenstraße wird auch in Hüfingen, Schwarzwald-Baar-Kreis (Baden-Württemberg), ausgelegt. Seit 1842 kreieren die Bürger hier einen 500 Meter langen und etwa 1,8 Meter breiten Teppich. Ihre Motivation ist es, dem „Herrn den Weg zu bereiten“ – dabei sind die Blumen Zeichen vergänglicher Schönheit gegenüber dem Ewigen.
Blumenbilder vor den Altären und ein traditioneller, etwa einen Kilometer langer Blumenteppich – das bietet Mühlenbach, Ortenaukreis (Baden-Württemberg). Hier konzentriert sich die Gemeinde vor allem auf vier opulent gestaltete Altäre.
Seit 1935 führt eine einzigartige Seeprozession in Seehausen am Staffelsee, Oberbayern (Bayern), über den See. Das Allerheiligste, die geweihte Hostie in einer Monstranz, fährt mit Fähre und Dutzenden Ruder- und Fischerbooten über den See zur Insel Wörth.
Seit mehr als 500 Jahren wird in Köln-Mülheim (Nordrhein-Westfalen) die „Mülheimer Gottestracht“ in einer Schiffs- und Landprozession über den Rhein gefahren. Das heißt: Die Monstranz wechselt in Begleitung von etwa 100 Beibooten das Rheinufer.
Schon im Mittelalter galten Blumen als Zeichen der Verehrung – man schmückt den „Weg des Herrn“, weil der Boden als unrein gilt. Die Vergänglichkeit der Blumen erinnert an die Vergänglichkeit des Irdischen, während Christus als „Brot des Lebens“ bleibt.
Bei Schiffsprozessionen steht das Wasser biblisch für Leben und Taufe; das Schiff symbolisiert die Kirche, die Gläubige „in den sicheren Hafen“ führt. Der Segen auf dem See beziehungsweise dem Rhein bittet um Bewahrung vor Unwetter, gute Fischerei und sichere Fahrt.