Die besetzte Dondorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim: Aktivisten stellen sich auf eine Räumung durch die Polizei ein.

„Vor einer Minute hätten wir das Gebäude räumen sollen“, sagt Benny Fischer, Pressekontakt der Gruppe „die Druckerei“. Seit Samstag besetzen einige Aktivisten dieser Gruppe die Dondorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim. Am Mittwochnachmittag ist die Stimmung fühlbar angespannt. Erfahren Sie hier, welche Forderung die Aktivisten zuvor ausgesprochen hatten.

„Mit gezogener Waffe“

Bis Mittwoch, 16 Uhr, hätten die Besetzer die Dondorf-Druckerei verlassen sollen. Dann hätte die Goethe-Universität den Strafantrag zurückgezogen, den sie wegen Hausfriedensbruchs gestellt hatte.

Die Aktivisten stellen sich auf das Schlimmste ein. Ihnen sei bewusst, dass die Polizei die Besetzung der Druckerei jederzeit auflösen könnte. „Die letzte Räumung wurde mit gezogener Waffe durchgeführt“, sagt Benny im Gespräch mit t-online aus. Zuvor wurde das Dondorf-Gebäude im Sommer besetzt.

Die alte Dondorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim –Ansicht aus dem Innenhof (Quelle: Madlen Trefzer)

Die Druckerei gehörte einer jüdischen Familie

Die Geschichte der ehemaligen Druckerei ist geprägt von tragischen Schicksalen. Ursprünglich gehörte das Gebäude der jüdischen Familie Dondorf, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde.

Eine der vier Töchter dieser Familie, Helene Dondorf, wurde 1941 in das Ghetto Łódź verschleppt und starb dort drei Monate später. Die anderen drei konnten ins Ausland fliehen und überlebten den Krieg. Zuvor verkauften Dondorf die Druckerei, in der später das nationalsozialistische Frankfurter Volksblatt gedruckt wurde.

Tagische Schicksale in der Druckerei

„Die Dorndorf-Druckerei ist ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte – insbesondere der jüdischen Stadtgeschichte“, erklärt Benny Fischer während des Rundgangs durch das Fabrikgelände. Dies sei Grund genug, warum das Gebäude nicht abgerissen werden dürfe.

Des weiteren sei es laut Fischer absurd, ein solches Bauwerk leer stehen zu lassen. Schließlich habe es genug Raum, um Studenten, Künstlern und anderen Gruppen aus Frankfurt einen Ort der Zusammenkunft zu bieten.

Snacks und Zuspruch aus dem Stadtteil

So langsam fängt es an zu dämmern. Unten im Innenhof halten sich noch circa 30 Aktivisten auf. „Am Samstag waren wir noch über 100“, so Fischer. Nachts senke die Zahl aber auf etwa 15 Personen. Kein Wunder, immerhin sieht man bereits am Nachmittag seinen eigenen Atem – und das im Gebäudeinneren.

2023-12-13 20:42:32.782 – 1702500152782

Auf die Frage, wie die Besetzer bei immer weiter senkenden Temperaturen ohne Heizung schlafen können, antwortet Fischer: „Mit ganz vielen Schlafsäcken klappt das schon irgendwie.“ Einen Einblick in die Schlafräumlichkeiten der Aktivisten will Benny Fischer t-online nicht gewähren.

Die Gruppe sei gut versorgt. So hätten Leute aus dem Stadtteil Frühstücksbrötchen vorbeigebracht und die Kantine „Ada“ habe Solidarität gezeigt, indem sie die Besetzer mit übriggebliebenen Speisen versorgte. Zuspruch gibt es auch seitens der Grünen aus Frankfurt, die ihr Verständnis für das Handeln der Aktivistengruppe in einer Pressemitteilung am 13. Dezember ausdrücken.

Schauderhafter Raum im kleinen Nebengebäude

Nicht jeder Raum der Dondorf-Druckerei ist groß und lichtdurchflutet. Als Fischer den Rundgang im Nebengebäude fortsetzte, roch es schon am Eingang ziemlich streng. Hier hatte es offenbar einen Brand gegeben. Mitten in einem stockfinsteren Zimmer standen zwei abgebrannte Einkaufswägen.

Benny Fischer sagte dazu: „Wenn die Uni so mit den Räumen umgeht, dann sind sie bei uns besser aufgehoben.“

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