Wer kennt es nicht: Wenn Menschen sich aufregen, nervös oder beschämt sind, werden sie rot. Hühnern geht es einer neuen Studie zufolge wohl ähnlich.
Hühner können ähnlich wie Menschen bei Aufregung rot werden. Das ist das Ergebnis einer Studie des französischen Forschungsinstituts für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE), die im Fachblatt „Applied Animal Behaviour Science“ veröffentlicht wurde. Möglicherweise lasse sich die Rötung künftig als Indikator für das Wohlergehen der Tiere einsetzen. Zuvor war die als typisch menschlich geltende Eigenheit des Errötens bei Aufregung bereits bei bestimmten Geiern und Aras gezeigt worden.
Bei dem Experiment wurden sechs Haushühner (Gallus gallus domesticus) in einem großen Gehege im Loire-Tal über drei Wochen hinweg beobachtet und in verschiedenen Situationen gefilmt, etwa wenn sie gefüttert oder eingefangen wurden. Anschließend wurde mit einer Bildsoftware der Grad der Rötung im Gesicht gemessen. Das Ergebnis: Die Hühner wurden den Forschenden zufolge je nach emotionalem Zustand unterschiedlich stark rot im Gesicht. Wenn sie appetitliches Futter bekamen, erröteten sie nur ein wenig. Wenn sie aber eine negative Erfahrung machten und etwa eingefangen wurden, verfärbte sich das Gesicht der Tiere scharlachrot. Im Ruhezustand war die Haut der Tiere dagegen den Angaben zufolge viel heller.
Gewöhnungseffekt an Menschen?
Auf dieser Grundlage untersuchten die Forschenden um Aline Bertin und Cécile Arnould vom INRAE das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Sie gewöhnten 13 Hennen über fünf Wochen hinweg schrittweise an die Anwesenheit eines Versuchsleiters. Im Gegensatz zu anderen Hennen, die nicht an einen Menschen gewöhnt wurden, behielt die erste Gruppe eine hellere Hautfarbe bei der Anwesenheit des Versuchsleiters. Das könnte den Angaben zufolge darauf hindeuten, dass sie Menschen positiver wahrnehmen als die Hühner, die zuvor nicht an eine Person gewöhnt wurden.
Durch diese Forschung seien neue Perspektiven hinsichtlich der Ausdrucksformen von Hühnern eröffnet worden, hieß es. Dazu zählten etwa die Bewegung der Kopffedern, aber auch, wie sich die Gesichtsfarbe der Hühner beim Spielen, bei Frustration oder im sozialen Miteinander verändert.