Aus diesem Grund bietet die Akademie nicht nur Bachelor- und Masterstudiengänge in den Bereichen Orchesterinstrumentenspiel, Klavier und Komposition an, sondern ermöglicht den Studierenden auch die Teilnahme an Kursen in den Geisteswissenschaften, Philosophie, Geschichte und Literatur. Ziel ist es, die Grundlagen dieser Fächer zu vermitteln und die intellektuellen Fähigkeiten der Studierenden zu schärfen und gleichzeitig Raum für Begegnung und Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher nationaler, religiöser und kultureller Herkunft zu schaffen.

„Gott sei Dank haben wir noch die Musik“

„Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober führen wir einen noch engeren Dialog mit den Studierenden“, erklärt Akademie-Direktorin Regula Rapp. Sie trifft sich regelmäßig mit dem Studentenwerk, um die Probleme und Bedürfnisse der Studierenden zu besprechen. Darüber hinaus werden individuelle Beratungs- und Therapiemöglichkeiten angeboten. „Natürlich gab es einige Studierende, die Zeit brauchten und zunächst fernblieben. Andere kamen regelmäßig zum Unterricht, weil sie dankbar waren, sich in etwas anderes vertiefen zu können“, berichtet Rapp. Wie wichtig die Kraft der Musik ist, ist dem Rektor in den letzten Monaten bewusst geworden: „Ein Student aus Israel sagte zu mir: ‚Gott sei Dank haben wir noch die Musik‘.“ Inmitten von Traumata kann uns Musik etwas Hoffnung geben.“

Freundschaften über alle Grenzen hinweg

Auch Studierende, die nicht aus der Kriegsregion stammen, seien in diesen schwierigen Zeiten von besonderer Bedeutung, sagt Rapp. „Jeder unterstützt den anderen, es gibt viel Mitgefühl. Und sie geben einander Kraft. Die Freundschaften, die hier entstehen, überschreiten Grenzen“, sagt Rapp. An der Barenboim-Said-Akademie wird jeder Einzelne als Mensch und Mitmusiker betrachtet und eine friedliche Verständigung gefördert.

Ziel ist es, dass Studierende in einer geschützten Umgebung gemeinsam lernen und musizieren können. Daniel Barenboim und Edward Said förderten von Anfang an eine lebendige Diskussionskultur im Orchester. Differenzen und die Äußerung negativer Meinungen sind nicht nur erlaubt, sie werden sogar gefördert. Auch in der aktuellen Situation ist die Akademie ein Ort, an dem Israelis und Palästinenser miteinander reden und sich austauschen können. Michael Barenboim, Sohn des Gründers und Dekan der Akademie, ist sich bewusst, dass das einzigartig ist: „Der permanente Konflikt im Nahen Osten ist der Grund für die Existenz des West-Eastern Divan Orchestra und der Akademie.“ Wir tragen eine besondere Verantwortung gegenüber unseren Studierenden. Hier soll sich jeder wohlfühlen – und das zu erhalten, erfordert harte Arbeit.“

Ein Ort der Begegnung und des Dialogs in Krisenzeiten

Um in der aktuellen Situation die Sicherheit der Studierenden zu gewährleisten, wurden beispielsweise vor größeren Konzerten Taschenkontrollen eingeführt. Dennoch ist es das Ziel, den offenen Charakter der Akademie weitestgehend zu wahren. „Wir wollen ein Ort der Begegnung und des Miteinanders bleiben – das ist unsere Vision“, erklärt Michael Barenboim.

Das West-Eastern Divan Orchestra und die Barenboim-Said Academy zeigen, dass Verständnis und Zusammenarbeit möglich sind, auch wenn es harte Arbeit erfordert. „Das gibt Hoffnung in Zeiten, in denen es viel Hoffnungslosigkeit gibt“, sagt Rektorin Regula Rapp.

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