Acht Sterne, ein Dorf: In Baiersbronn steht auf fast jedem Gipfel ein Gourmettempel. Warum der Ort zur heimlichen Hauptstadt der Spitzengastronomie geworden ist.
Der Schwarzwaldort Baiersbronn gehört seit Jahrzehnten zur internationalen Spitzengruppe der Gourmetdestinationen. Acht Michelin-Sterne sind hier zu Hause. Seit mehr als 30 Jahren zieht der kleine Ort Feinschmecker aus aller Welt an – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Abgeschiedenheit. Inmitten dunkler Tannenwälder und sanfter Hügel hat sich hier eine Dichte an Spitzenrestaurants entwickelt, die weltweit ihresgleichen sucht.
Zwei Restaurants, die „Schwarzwaldstube“ im Hotel Traube Tonbach und das Restaurant „Bareiss“, tragen jeweils drei Michelin-Sterne. Damit steht Baiersbronn in einer Liga mit kulinarischen Metropolen wie Paris, wo neun Restaurants mit der Höchstwertung ausgezeichnet sind – allerdings bei ungleich höherer Bevölkerungsdichte. Ergänzt werden die beiden Drei-Sterne-Häuser um zwei weitere Spitzenrestaurants, dem „1789“ und dem „Schlossberg“, die jeweils einen Stern tragen.
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„Strukturiert, reduziert, intensiv“ – so beschreibt der Spitzenkoch Claus-Peter Lumpp selbst seine Handschrift im Drei-Sterne-Restaurant „Bareiss“. Hier begann er einst seine Laufbahn. 2007 erhielt das Restaurant unter seiner Leitung den dritten Michelin-Stern. Seitdem bestätigen die Prüfer des renommierten Guides Jahr für Jahr ihre Höchstwertung.
Fachmedien überschlagen sich seither mit Lob: Lumpp sei ein „Dirigent der Haute-Cuisine“, ein Künstler, der aus Zutaten zeitgenössische Esskunst erschaffe. „Unser Gourmetrestaurant ist nicht irgendein Drei-Sterne-Restaurant im Schwarzwald, es ist eines der besten Restaurants in Deutschland und hat sich auch weit über die Grenzen des Landes hinaus einen erstklassigen Namen gemacht“, berichtete Pressesprecherin von „Bareiss“ t-online.
Das Drei-Gänge-Menü bei Claus-Peter Lumpp, das im „Bareiss“ mittags serviert wird, kostet 178 Euro. Das teuerste Menü ist das Degustations-Menü zum Preis von 335 Euro.
Florian Stolte gilt als der Aufsteiger unter Baiersbronns Gourmetköchen. 2019 erhielt er für das Restaurant „1789“ im Hotel Traube Tonbach seinen ersten Michelin-Stern. Dass er gerade hier ausgezeichnet wurde, ist mehr als eine Fußnote – es ist ein Kreis, der sich schließt. Denn in der Küche der Traube Tonbach hatte Stolte einst seine Ausbildung begonnen, bevor er Stationen im In- und Ausland absolvierte. Hier kostet das günstigste Menü 175 Euro, das teuerste 195 Euro.
Video | Schnellimbiss erhält Michelin-Stern:

Seit 1995 trägt das Gourmetrestaurant „Schlossberg“ im Hotel Sackmann einen Michelin-Stern. Verantwortlich für diesen langjährigen Erfolg ist Jörg Sackmann, dessen Küche als aromaintensiv, klar und inspirierend beschrieben wird.
2013 übernahm Sohn Nico Sackmann die Rolle des Küchenchefs. Seither kochen Vater und Sohn Seite an Seite. Unter Deutschlands Spitzenköchen gilt Jörg Sackmann als einer der innovativsten. Mit Nico Sackmann ist ein Nachfolger herangewachsen, der diesen Ruf weiterträgt. Ein Menü aus fünf Gängen kostet aktuell 179 Euro, für acht Gänge bezahlt man 230 Euro.
Die „Schwarzwaldstube“ im Hotel Traube Tonbach hält seit 1992 ununterbrochen drei Michelin-Sterne – länger als jedes andere Haus in Deutschland. Diese Konstanz ist eng mit dem Namen Torsten Michel verbunden. Der gebürtige Dresdner steht seit 2004 in der Küche, 2017 übernahm er die Position des Küchenchefs.
Sein Stil gilt als „produktfokussierter Purismus mit klassisch französischem Unterton“. So beschreiben es Kritiker. Ein Degustations-Menü kostet hier 325, eine vegetarische Variante 295 Euro.
Baiersbronn beheimatet somit acht Sterne. Nicht selten ist deshalb vom „Sternedorf“ Baiersbronn die Rede. Aber was macht das Örtchen so anziehend für Sterneküche? Die Gemeinde hat 15.621 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2023) und gehört zur Region Nordschwarzwald. Flächenmäßig ist Baiersbronn die zweitgrößte Gemeinde Baden-Württembergs – nur Stuttgart ist größer. Das rund fünf Kilometer nordwestlich von Freudenstadt gelegene Schwarzwalddorf ist ein anerkannter Fremdenverkehrsort.