Was waren deine kulturellen Erwartungen, als du nach Deutschland kamst, Siyoung Kim?
Siyoung Kim: Ich wurde in Berlin geboren, aber meine Eltern kehrten nach Südkorea zurück, als ich vier Jahre alt war. Sie brachten mir ein paar deutsche Wörter bei, zum Beispiel die Wörter für „Orange“, „Geld“, „Tasche“. Trotzdem musste ich sprachlich ganz von vorne anfangen, als ich nach Berlin kam. Die neue Umgebung war zunächst überwältigend. Die Menschen kamen mir riesig und blass vor, und ich konnte die Straßenschilder nicht verstehen. Das Klischee, dass Deutschland viel regiert, hat sich bewahrheitet. Heutzutage fühle ich mich in München zu Hause und liebe es, meine koreanische Kultur und Herkunft zu teilen.
Fabian Feichter: Gemeinsames Essen wird in unserer Künstlerresidenz in Longega groß geschrieben. Abends kann jeder kochen, wenn er Lust dazu hat, und da meine Frau Youlee Ku Koreanerin ist, haben wir in den Bergen immer koreanische Zutaten.
Siyoung Kim: Gerade am ersten Abend, wenn man sich noch nicht richtig kennt, ist das gemeinsame Essen ein Eisbrecher. Auch der Küchenmix kommt immer gut an, etwa Kimchi und Tiroler Knödel. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums des Longega-Projekts im Jahr 2022 veranstalteten wir im Maximiliansforum in München eine Festausstellung mit einem Kochworkshop zu diesem Thema für Schüler und Jugendliche.