Von der Erde aus beobachten wir die Perseiden, die Lyriden und die Aquariiden – Reste alter Asteroiden oder Kometen. Bald könnte es aber die ersten menschengemachten Sternschnuppen zu sehen geben.
Es vergeht fast kein Monat im Jahr ohne Sternschnuppen. Jetzt im September beobachten wir die Alpha-Aurigiden, im Oktober die Orioniden und im Dezember huschen die Geminiden über unseren Nachthimmel. Die Wissenschaft kennt gut 90 verschiedene Meteorströme – die Überbleibsel alter Asteroiden und Kometen. Bald könnte aber der erste von Menschen verursachte Meteorschauer niedergehen.
Wissenschaftler der Technischen Hochschule von Mailand (Italien) haben unter der Leitung des Weltraumingenieurs Eloy Peña-Asensio errechnet, dass die Leuchtstreifen in etwa zehn Jahren für eine Dauer von etwa 100 Jahren auf der Erde zu sehen sein werden. Ihre Entstehung ist spektakulär und geht auf eine Explosion von vor zwei Jahren zurück.
Video | So will die NASA die Erde künftig vor Asteroiden schützen
Quelle: reuters
Am 26. September 2022 kollidierte die Nasa-Esa-Raumsonde Dart mit dem winzigen Asteroiden Dimorphos. Dart war mit einer Geschwindigkeit von 22.000 Kilometern pro Stunde absichtlich in den kleinen Himmelskörper gesteuert worden, um zu testen, ob Asteroiden auf diese Weise abgewehrt können. Tatsächlich konnte durch den Zusammenprall die Umlaufbahn von Dimorphos um seinen größeren Begleitasteroiden Didymos um etwa 32 bis 33 Minuten verlängert werden.
Bei diesem Zusammenprall geschah aber noch mehr. Etwa eine Million Kilogramm Gestein und Staub wurde ins All geschleudert – genug Material, um an die zehn Eisenbahnwaggons zu füllen, wie die Nasa berichtet. Die Mailänder Forscher haben nun ausgerechnet, dass diese Trümmer schon in sieben Jahren in die Nähe des Mars, in frühestens zehn Jahren in Erdnähe gelangen können. Hier könnten sie dann in der Atmosphäre verglühen und für uns als Sternschnuppen sichtbar werden.
„Dieses Material könnte sichtbare Meteore erzeugen, wenn sie die Atmosphäre durchdringen“, sagte Peña Asensio dem US-Fernsehsender CNN. „Sobald die ersten Teilchen den Mars oder die Erde erreicht haben, könnten sie mindestens die nächsten 100 Jahre lang in regelmäßigen Abständen eintreffen.“
Trotz dieser Vorhersage besteht laut Peña Asensio keine Gefahr für die Erde. Die einzelnen Fragmente seien maximal so groß wie ein Smartphone, die meisten winzig klein wie Sandkörner. Sie würden beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen: „Es gibt keine Möglichkeit, dass Material von Dimorphos die Erdoberfläche erreicht“, so der Experte.
Die Erkenntnisse der Mailänder Forscher, die ihre Studie beim „The Planetary Science Journal“ zur Veröffentlichung eingereicht haben, basieren unter anderem auf Daten eines kleinen Satelliten namens Liciacube. Er war kurz vor dem Aufprall vom Dart-Raumschiff getrennt worden und hatte den Zusammenprall gefilmt.