Kay Bernstein ist tot. Der Hertha-Präsident verstarb am Dienstag völlig unerwartet. Zurück bleibt eine Witwe. Vor allem aber auch ein kleines Kind.
Bernstein hatte das Amt als Präsident des Hauptstadtklubs seit Sommer 2022 inne. Die strauchelnde Hertha, die rund ein Jahr später aus der Bundesliga abstieg, versuchte er wieder auf Vordermann zu bringen. Doch Bernstein stellte auch immer klar: Das Privatleben darf nicht hinten runterfallen.
Gemeinsam mit seiner Frau Eileen wohnte Bernstein in Hoppegarten. Er hatte ihr im Oktober 2022 einen Antrag gemacht. Erst im vergangenen Jahr heirateten die beiden. Das große Glück hatte die gemeinsame Tochter bereits komplettiert. Noch vor einem Jahr sagte der verstorbene Bernstein der „Berliner Morgenpost“ über die Hürde, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen: „Wenn ich insgesamt aufpasse, meiner Vaterrolle gerecht zu werden, ist alles im Lot.“
Bernstein vor seinem Tod: „Wie bin ich als Familienvater?
Nun ist Bernstein tot. Die Tochter, keine drei Jahre alt, muss ohne ihren Vater aufwachsen. Aus einer früheren Beziehung hatte Bernstein noch eine weitere Tochter.
Vor wenigen Wochen erst, im Dezember 2023, hatte Bernstein noch im Gespräch mit dem Youtuber „Feliecio 1892“ über die Schwierigkeiten geredet, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinbaren. Er ließ seine ersten anderthalb Jahre als Hertha-Präsident Revue passieren. So war die Zeit für ihn „persönlich herausfordernd“. Er fragte sich: „Wie bin ich als Familienvater? Wie bin ich als Freund? Wie viel Verzicht bringt dieses Amt mit sich?“
In den ersten rund 500 Tagen als Hertha-Präsident seien seine Familie und der Klub präsent gewesen. „Dann hört’s aber auch schon auf, weil alles andere hinten angestellt wurde. Ich kann mich an wenige Abende mit Freunden erinnern, mit denen ich mal abseits von Fußball Zeit verbracht habe.“
Relativ schnell würde man feststellen, dass „dieses Amt einen auch frisst.“ Der Grund: „Weil es diesen Kay gar nicht mehr gibt. Sondern nur noch die Erwartungen rund um Hertha BSC, ob aus der Familie oder dem Umfeld“, so Bernstein. „Das überlagernde Thema war Hertha BSC, nicht unsere kleine Tochter, die gerade aufwächst. Nicht die Frau, wie sie nach der Elternzeit hier den Laden übernommen hat.“
2010 hatte Bernstein eine Event- und Kommunikationsagentur „Team Bernstein“ gegründet. Seine Frau übernahm die Geschäfte nach seiner Wahl zum Hertha-Präsidenten. Der großen Unterstützung seiner Frau schien er sich durchaus bewusst zu sein: „Ich hoffe, ich sage ihr oft genug danke dafür“, betonte er.
„Da gibt die kleine Tochter so, so viel“
Wie kräftezehrend sein Job als Hertha-Boss war, darauf ging Bernstein ebenfalls ein. „Wenn man zurückdenkt, wie oft man die Strecke gefahren ist: Hoppegarten, Charlottenburg, Charlottenburg, Hoppegarten. Man ist irgendwie zweieinhalb Stunden am Tag im Auto. Hat auch ‚was Gutes, wenn man auf dem Feierabend ein bisschen länger Zeit hat, den Tag Revue passieren zu lassen, nochmal ein paar Telefonate zu führen.“ Die Arbeit nahm ihn demnach sehr ein.
Doch: Bernstein konnte eigene Grenzen ziehen. Es gehe darum, „zuhause anzukommen, das Handy im Auto zu lassen, der Familienpapa zu sein und nicht noch danach den Zoom-Call oder das Meeting“, so Bernstein. Solche Situationen gebe es zwar auch. „Wir haben aber relativ schnell mit der Familie gesprochen. Lass uns das auf zwei Abende in der Woche begrenzen, die Hertha einnehmen darf. Die anderen Tage sind Tochter, Familie, Frau.“
Das Jahr 2023 beschrieb er als bewegend. „Wir haben geheiratet mit einer Hochzeitsvorbereitung. Unsere Tochter ist jetzt zweieinhalb. Das letzte Jahr fängt auch an, für den Papa schön zu werden“, erzählte er. „Mimik, Gestik, Interaktion, spielen, schaukeln, rutschen. Da gibt die kleine Tochter so, so viel.“ Die Tragik in seinen Aussagen konnte ihm wenige Wochen vor seinem Tod kaum bewusst gewesen sein.