Blasenschwäche ist ein Thema, über das keiner gern spricht. Um peinlichen Situationen aus dem Weg zu gehen, vermeiden viele sportliche Aktivitäten oder Treffen mit Freunden.
Harninkontinenz, umgangssprachlich Blasenschwäche, trifft oftmals Frauen. Neben einer anatomischen Veranlagung können auch ein zu schwaches Bindegewebe oder hormonelle Veränderungen die Ursache sein. Ein Experte gibt Tipps, was bei leichter Blasenschwäche hilft.
Bei Harninkontinenz kommt es zum plötzlichen Verlust von Harn. Mediziner unterscheiden verschiedene Harninkontinenz-Formen. Die drei häufigsten sind:
Belastungsinkontinenz: Ist die häufigste Form der Harninkontinenz. Der Harnverlust ist die Folge von Druck auf den Bauchraum, wie er beim Lachen, Husten, Niesen oder schweren Heben entsteht. Der Urinverlust kann sehr gering sein. Dann gehen wenige Tropfen ab. Doch der Urin kann auch in größeren Mengen austreten. Die Betroffenen spüren meist keinen Harndrang, bevor Urin abgeht. Ursache ist oftmals ein geschwächter Beckenboden.
Dranginkontinenz: Die Betroffenen verspüren einen plötzlich einsetzenden, sehr starken Harndrang – auch wenn die Blase nicht gefüllt ist. Der Drang kann so intensiv sein, dass sie es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen. Der Urin geht schwallartig ab. Ursache ist eine überreizte sowie überaktive Blase und ein geschwächter Schließmuskel.
Mischinkontinenz: Bei der Mischinkontinenz handelt es sich um eine Mischform aus Belastungs- und Dranginkontinenz.
Frauen und Männer mit einer leichten Blasenschwäche sollten sich nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen. Inkontinenz ist kein Grund, sich zu schämen. Urologen betreuen viele Patienten: Schätzungen zufolge sind in Deutschland über alle Altersstufen hinweg acht bis zehn Millionen Menschen von einer Harninkontinenz betroffen. „Der Weg zum Urologen ist der erste wichtige Schritt in Richtung Heilung.
Niemand sollte wegen einer Blasenschwäche still vor sich hin leiden und sich aus dem sozialen Leben zurückziehen müssen“, sagt Matthias Zeisberger, erster Vorsitzender der Inkontinenz Selbsthilfe e. V. „Ist die Ursache der Inkontinenz erst einmal bekannt, kann den meisten Betroffenen geholfen werden. In vielen Fällen lässt sich die Inkontinenz vollständig beheben.“
Häufige Ursachen einer Harninkontinenz sind beispielsweise:
- geschwächter Beckenboden durch Schwangerschaften und Geburten
- Bindegewebsschwäche
- Gebärmuttersenkung
- Operationen im Beckenbereich
- Operationen an der Prostata
- chronischer Husten
- chronische Verstopfung
- Übergewicht
- Nervenschäden
- neurologische Erkrankungen
- Harnwegsinfekte
- Harnröhrenverengung
- Blasensteine
Hinter einer leichten Blasenschwäche steckt in den meisten Fällen eine Belastungsinkontinenz. Bei Frauen ist häufig eine schwache Beckenbodenmuskulatur die Ursache. Bei Männern tritt die Harninkontinenz oft nach Operationen der Prostata auf. Vielen Betroffenen – Frauen wie Männern – hilft Beckenbodentraining. „Beckenbodentraining unter professioneller Anleitung eines entsprechend geschulten Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin ist das A und O bei der Behandlung einer leichten Belastungsinkontinenz“, erklärt Zeisberger. „Die Beckenbodenübungen trainieren die Stützfunktion des Halteapparates und stärken die Funktion des Blasenschließmuskels.“
Beckenbodentraining ist nach Schwangerschaften in Form von Rückbildungsgymnastik wichtig, um die Blasenfunktion zu schützen, aber auch in den Wechseljahren sowie bei Männern nach einer OP der Prostata hilfreich. Doch Beckenbodentraining sollte nicht nur eingesetzt werden, wenn Harnverlust vorliegt.
„Vor allem Frauen sollten die täglichen Übungen als Prävention nutzen – spätestens nach der ersten Geburt“, empfiehlt der Experte. „Krankenkassen, Volkshochschulen, Hebammenpraxen und viele andere Institutionen bieten Beckenbodenkurse an. Dort lernen Betroffene neben gezieltem An- und Entspannen der Muskulatur auch Wichtiges zur generellen Entlastung der Blase im Alltag.“
Bei einer leichten Blasenschwäche ist es ratsam, den Druck auf den Beckenboden möglichst gering zu halten. Ein wichtiger Tipp ist daher, auf eine gute Verdauung zu achten. Gerade Frauen leiden häufig unter Verstopfung. Der Druck, der beim Pressen auf dem Beckenboden lastet, schwächt die Beckenbodenmuskulatur und begünstigt eine Blasenschwäche.
Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Pflanzenfasern (Ballaststoffen) unterstützt einen weichen und voluminösen Stuhl und regt die Darmbewegung an. Wer größere Mengen an Ballaststoffen nicht so gut verträgt, kann es mit gemahlenen Flohsamenschalen versuchen. In Wasser eingerührt bilden sie eine Art Gel, welches die Gleitfähigkeit des Stuhls verbessert und die Ausscheidung erleichtert.