Meinungen zum Zapfenstreich für Scholz
„So wollen wir Deutsche nicht mehr erscheinen“
Aktualisiert am 05.05.2025 – 19:09 UhrLesedauer: 3 Min.
Zapfenstreiche stoßen gleichermaßen auf Ablehnung und Zustimmung. t-online-Leser erklären, was sie von einer solchen Zeremonie halten, wie sie auch am Montag für Olaf Scholz veranstaltet wird.
Am Montagabend wird Olf Scholz feierlich aus seinem Amt des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland in Form eines Großen Zapfenstreichs verabschiedet. Diese Ehre wurde zuletzt Angela Merkel im Dezember 2021 zuteil.
Die einen t-online-Leser empfinden solche Zapfenstreiche als traditionsreich und würdevoll, die anderen sehen darin eine aus der Zeit gefallene Zumutung. Im Folgenden lesen Sie eine Auswahl von Zuschriften.
„Die Bundeswehr ist der Fels in der Brandung“
Christian Hochheim, Oberstabgefreiter d.R., schreibt: „Ich finde es absolut richtig, dass die Bundeswehr in der Öffentlichkeit deutlich sichtbar ist.“ Dafür sei dieser öffentlichkeitswirksame Anlass passend. Immerhin verfolgten Angela Merkels Zapfenstreich vor dreieinhalb Jahren mehr als neun Millionen Menschen vor den Bildschirmen.
Der t-online-Leser unterstreicht die Bedeutsamkeit der Bundeswehr: „Ohne Streitkräfte, ohne die Soldaten, die jeden Tag ihr Leben und ihre Gesundheit für unsere liebgewonnenen Freiheiten einsetzen, würden wir alle von jenen beherrscht, die nur Terror und Gewalt über die Menschen bringen. Die deutsche Bundeswehr ist der Fels in der Brandung, der unsere Werte in einer immer unsicherer werdenden Welt schützt.“
Kai Müller findet es befremdlich, „wenn die Zeremonie derart aus der Zeit gefallen wirkt. Eine moderne Gesellschaft sollte doch in der Lage sein, für scheidende Bundeskanzler eine zeitgemäße Form der Würdigung zu organisieren. Die Beteiligten hätten es verdient.“
Von einer solchen Modernisierung, die sich Kai Müller wünscht, hält Annette Ellermann nichts. Sie sagt: „Es sollte so eine Veranstaltung öfter geben, denn die Bundeswehr ist ein Teil unserer Demokratie und auch mit ihrer Tradition und ihren Ritualen, die etwas Erhabenes haben.“ Angelika Ellermann möchte nicht, dass man alles nur um des Änderns Willen ändert. Sie weiß um die Gräueltaten des Dritten Reiches, merkt aber an:
„Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern. Wir sollten unsere Bundeswehr nicht auf modern trimmen, denn alle diese Rituale haben auch ihren Platz in unserer Gesellschaft. Man sollte der Bundeswehr den Stellenwert einräumen, der ihr zusteht.“
Helmut Woppmann widerspricht einer Ansicht wie der von Angelika Ellermann, indem er schreibt: „Man kann zum Zapfenstreich der Bundeswehr vor dem Reichstagsgebäude geteilter Meinung sein. Ich persönlich sehe dafür keine Notwendigkeit. Ich halte den Zapfenstreich sogar für kontraproduktiv für eine moderne Bundeswehr.“ Dieser gesteht Helmut Woppmann zu, sie habe es geschafft, „den Übergang von der Wehrmacht alter Schule in eine für damalige Zeiten neue Armee in der Nato zu bewältigen“, wendet aber ein:
„Gerade jetzt ist Säbelrasseln und Strammstehen, Zapfenstreich und Co. nicht das Gebot der Zeit. Tradition hat die Bundeswehr nicht. Sich auf die Tradition der alten Wehrmacht zu berufen, wäre fatal. Also warum diese antiquierten Zeremonien?“, fragt er rhetorisch.

„Viele Bürger möchten sich damit nicht auseinandersetzen“
„Ich bin ein Befürworter des Zapfenstreiches. Es ist wichtig, dass der Bevölkerung bewusst ist, dass die Bundeswehr für die notwendige Sicherheit sorgt“, äußert Lars Braune. Weiterhin findet er: „Das von vielen als normal empfundene, hohe Sicherheitsempfinden in unserem Land wird durch die Soldaten und Soldatinnen dauerhaft gewährleistet. Vielen Bürgern ist dies nicht bewusst und sie möchten sich damit auch nicht auseinandersetzen.“
Den t-online-Leser stört, dass gleichzeitig von der Bevölkerung ein hohes Sicherheitsniveau gefordert werde. „Die Frage, wie dies erreicht und gewährleistet werden soll oder wird, möchte die Bevölkerung allerdings nicht beantworten. Sie hofft auf eine Selbstlösung beziehungsweise erwartet, dass dies seitens der Politik schon ‚irgendwie‘ gewährleistet wird“, moniert er.
Thorsten Zok war selbst Zeitsoldat. Er diente als Oberfeldwebel d.R. Dennoch sieht er Zapfenstreiche kritisch: „Solche Veranstaltungen kann man ablehnen, sie sind meiner Meinung nach aus der Zeit gefallen.“ Damit will er die Rolle der Armee jedoch keinesfalls kleinreden, im Gegenteil: „Wichtiger wäre, die Bundeswehr wieder deutlich ins öffentliche Leben zu bringen. Zu meiner Zeit hat man ständig Soldaten in Uniform in Stadt und Eisenbahn gesehen. Heute scheinen sich alle zu schämen, Uniform zu tragen.“