Schmerzen in der Schulter und Bewegungseinschränkungen deuten auf eine Entzündung im Schultergelenk hin. Die Art des Schmerzes verrät viel über den Auslöser.
Das Wichtigste im Überblick
Häufig sind ein Mangel an Bewegung und unterentwickelte Muskeln die Hauptursache. Ist erstmal eine Entzündung in der Schulter entstanden, kann der Heilungsprozess langwierig sein.
Die gute Nachricht ist: Eine Operation ist eher selten nötig. Woher eine Entzündung in der Schulter kommt und wie sie behandelt wird..
Mediziner unterscheiden zwei Entzündungsarten in der Schulter: eine Entzündung unter dem Schulterdach (Impingement-Syndrom) sowie eine Entzündung der Schulterkapsel (Frozen Shoulder). Beim Impingement-Syndrom handelt es sich um eine entzündungsbedingte Verengung im unter dem Schulterdach, genauer: im Gleitraum zwischen Schulterdach und Oberarmkopf (Subakromialraum).
Orthopäden sprechen daher auch von einem Schulterengpass-Syndrom. Die Entzündung kann auf eine funktionelle Reizung zurückzuführen sein oder ist strukturell bedingt.
Im Schultergelenk bewegt sich eine große Kugel in einer kleinen Pfanne. Das macht das Schultergelenk störungsanfällig. Ist die Muskultur (Rotatorenmanschette), welche das Gelenk stützt und hält, unterentwickelt oder überlastet, kann die muskuläre Balance des Gelenks gestört werden und eine Entzündung entstehen.
Bewegungsmangel, Fehlhaltungen am Schreibtisch, Sportarten mit intensiven Schlagbewegungen wie Volleyball und Tennis, aber auch häufiges Arbeiten über Kopf sind mögliche funktionelle Ursachen.
- Ausführlich: Impingement-Syndrom kann Schulterschmerzen verursachen
„Bei einer strukturell bedingten Schulterentzündung sind meist Verschleißerscheinungen oder Einrisse im Gewebe von Muskeln oder Sehne (Supraspinatussehne) ursächlich für die Entzündung im Schultergelenk“, sagt Professor Philip Kasten, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Orthopädisch Chirurgischen Centrum (OCC) Tübingen, Mitglied des Vorstands der D-A-CH Vereinigung für Schulter und Ellenbogenchirurgie sowie Experte der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU).
Eine weitere Ursache einer Schulterentzündung ist die Gelenkkapselentzündung. Jedes Gelenk ist von einer Gelenkkapsel umgeben. Die Gelenkkapsel ist nach innen, zur Gelenkseite, mit der Gelenkhaut ausgekleidet. Ist die Gelenkkapsel selbst entzündet, sprechen Mediziner von Kapsulitis. Ist die Gelenkinnenhaut, Synovialis genannt, entzündet, sprechen Mediziner von einer Synovitis.
Verschiedene Erkrankungen oder Veränderungen des Gelenks, beispielsweise Verletzungen, Arthrose oder Rheuma, können die Gelenkinnenhaut reizen. Bei einer Kapsulitis führt die Entzündung zu einer Schwellung und Verdickung der Kapsel. Das Gelenk verliert dadurch seine Bewegungsfreiheit. Schmerzen, Gelenksteife und Bewegungseinschränkungen sind die Folge.
„Die Frozen Shoulder, auch Schultersteife genannt, ist dadurch gekennzeichnet, dass Betroffene besonders nachts von Schulterschmerzen geplagt sind und ihren Arm nicht nach außen drehen können“, erklärt Kasten. „Das Heben des Armes über den Kopf wird zunehmend schmerzhafter.“
Die Entzündung in der Schulter – sowohl beim Impingement-Syndrom als auch bei der Frozen Shoulder – wird im ersten Schritt immer konservativ behandelt, sofern kein Sehnenriss, eine starke Enge in der Schulter durch Knochenanbauten oder andere strukturelle Veränderungen die Ursache sind. Krankengymnastik hilft, die Muskulatur der Schulter zu stärken, die Beweglichkeit zu fördern und Schmerzen zu lindern.
Gegen die Schmerzen kommen zudem Schmerzmittel, etwa mit dem Wirkstoff Ibuprofen, zum Einsatz. Betroffene müssen bei einer entzündeten Schulter in jedem Fall Geduld haben: Bis die Entzündung abgeklungen ist, können, je nach Beschwerdebild, mehrere Wochen vergehen.
Professor Dr. Philip Kasten ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Orthopädisch Chirurgischen Centrum (OCC) Tübingen, Mitglied des Vorstands der D-A-CH Vereinigung für Schulter und Ellenbogenchirurgie sowie Experte der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU).
Bei ausgeprägteren Entzündungsreaktionen kann Kortison eingesetzt werden. Dieses kann in die Schulter gespritzt oder in Form von Tabletten eingenommen werden. „Kortison wirkt sehr gut gegen Entzündungen der Schulter. Allerdings ist Kortison aufgrund möglicher Nebenwirkungen nicht zur längeren Anwendung geeignet. Oftmals wird zudem ergänzend Hyaluron gespritzt, um das Gelenk zu schützen“, so der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Laut dem Experten lässt sich das Impingement-Syndrom in 95 Prozent der Fälle ohne Operation heilen. Operiert werden muss dann, wenn ein Sehnenriss oder ein struktureller Schaden der Rotatorenmanschette vorliegt.
Auch die Frozen Shoulder wird nur dann operiert, wenn die konservative Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg führt oder die steife Schulter auf Verwachsungen im Gelenk zurückzuführen ist oder Strukturen anderweitig korrigiert werden müssen. Nach der Operation der Schulter kann diese in der Regel sofort wieder bewegt werden. Regelmäßige Physiotherapie im Anschluss ist wichtig, um das Gelenk zu trainieren und die Beweglichkeit zu fördern.