Eine Alternative zu Dolby Vision?

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Ich habe euch Samsungs ersten QD-OLED-TV, den S95B, schon in einem separaten Erfahrungsbericht vorgestellt. Auch über meine empfohlenen Bildeinstellungen habe ich bereits gesprochen. Mittlerweile hatte ich auch Gelegenheit, ein paar Inhalte mit HDR10+ zu konsumieren und mit Dolby Vision zu vergleichen. Denn oft liest man, dass Kaufinteressenten gerne zum S95B greifen würden, er ohne Dolby Vision jedoch nicht in die Tüte komme. In diesem Post verrate ich euch, ob ich das auch so sehe.

Für Neulinge im Themenbereich HDR erst einmal eine geraffte Einführung: Aktuelle TV-Geräte punkten nicht nur mit 4K-Auflösung, sondern auch mit HDR. Die Abkürzung steht für High Dynamic Range. Damit gehen ein erweiterter Farbumfang sowie höhere Kontraste / Helligkeiten einher. Zumindest gilt das in der Theorie: Ob eine HDR-Umsetzung Mehrwerte mit sich bringt, hängt auch immer stark davon ab, wie beim Mastering gearbeitet worden ist und was das Quellmaterial hergibt.

HDR macht es aber eben möglich, dass ihr erhöhte Kontraste in einem Bild haben könnt, die mit SDR (Standard Dynamic Range) unmöglich bleiben. Ein klassisches Beispiel wäre etwa der Blick aus einer dunklen Höhle oder einem Tunnel in die helle Außenwelt. Oder auch die gleißenden Sterne am Nachthimmel, das Kerzenlicht auf dem Fenstersims und mehr. All das kann dank HDR viel beeindruckender wirken – im Gegensatz zur 4K-Auflösung unabhängig vom Sitzabstand. Ich selbst sehe HDR daher auch als größeren Mehrwert aktueller Fernsehgeräte. Wie gut die HDR-Darstellung ist, hängt dabei auch von der Qualität eures Fernsehers ab.

Logisch: Es nützt ja nichts, wenn ein Film toll für Kontraste und Helligkeit abgestimmt worden ist, euer TV das aber aufgrund technischer Einschränkungen gar nicht so wiedergeben kann. LCDs haben etwa Nachteile bei der HDR-Darstellung, weil sie eine Hintergrundbeleuchtung benötigen. Ergo tendiert Schwarz gerne ins Gräuliche oder ihr seht sogenanntes Blooming. Das äußert sich visuell als eine Art Heiligenschein um helle Objekte vor dunklen Hintergründen. OLEDs hingegen zeigen aufgrund ihrer selbstleuchtenden Pixel perfekte Kontraste und perfektes Schwarz, werden aber nicht ganz so hell wie LCDs und haben immer noch eine gewisse Gefahr des Einbrennens von statischen Bildinhalten.

Der Samsung QD-OLED S95B ist, wie der Name schon sagt, ein OLED-Fernseher. Dieses Modell kann für einen OLED-TV verhältnismäßig hell werden und unterstützt die HDR-Formate HLG, HDR10 sowie das dynamische Dolby Vision. Doch was bedeutet das im Alltag?

HDR10, HDR10+ und Dolby Vision – was ist am besten?

Für die HDR-Darstellung gibt es im Hintergrund noch viel mehr ausschlaggebende Punkte – etwa das Tonemapping. Wer sich dafür interessiert: Das reiße ich auch in meinem Beitrag zu HGiG ein wenig an. Grundsätzlich sind dabei aktuell drei Formate verbreitet: HDR10, HDR10+ und Dolby Vision. HDR10 ist das Standard-Format und bei allen aktuellen TVs an Bord. Dabei ist HDR10 statisch. Das hat vereinfacht gesagt vor allem eine Bedeutung: Beim Mastern müssen die Verantwortlichen Einstellungen wählen, die quasi für den gesamten Film / die Serienepisode Werte vorgeben. Das ist gerade dann mit Kompromissen verbunden, wenn ein Inhalt visuell sehr vielfältig ist.

Bei den dynamischen HDR-Formaten, HDR10+ und Dolby Vision, wird mit dynamischen Metadaten gearbeitet. Theoretisch ist es dadurch möglich, die Einstellungen von Szene zu Szene oder gar für einzelne Frames anzupassen. Dies ermöglicht eine filigrane HDR-Wiedergabe, die auch stilistischen Wechseln gerecht wird. Außerdem wird es dadurch besser möglich, Schwächen und Stärken der OLED-Technologie auszutarieren. Dies war insbesondere für ältere OLED-Modelle noch sehr relevant, die weniger Leuchtkraft aufgewiesen haben, durch das dynamische Dolby Vision aber eine besser angepasste Bildwiedergabe erhielten.

Der wichtigste Unterschied zwischen HDR10+ und Dolby Vision? Technisch ähneln sich die Formate im Grunde sehr. Aber: Für HDR10+ fallen keine Lizenzgebühren seitens der nutzenden Hersteller an, Dolby hingegen kassiert bei seinen Partnern ab. Daraus mag mancher schlussfolgern, dass HDR10+ deutlich verbreiteter als Dolby Vision sein müsste. Doch das Gegenteil ist der Fall. Beispielsweise musste ich mir für meinen Test einen Panasonic DP-UB154EG-K für den Test von UHD Blu-rays mit HDR10+ ausleihen, da meine eigenen Abspielgeräte von LG und Sony nur auf Dolby Vision gepolt sind.

Auch sieht es so aus, dass es nur sehr, sehr wenige Discs gibt, die HDR10+ verwenden. In meiner durchaus umfangreichen, physischen Sammlung etwa musste ich reichlich herumkramen, um Testkandidaten auszugraben. Fündig wurde ich bei sage und schreibe 5 Titeln: der „Zurück in die Zukunft“-Trilogie“, „X-Men: Dark Phoenix“, „The Suicide Squad“, „Dr. Sleeps Erwachen“ und schließlich Turbines exzellenter Umsetzung von „Die Braut des Prinzen“. Ideal zum Vergleichen: alle Discs, bis auf „X-Men; Dark Phoenix“ sind neben HDR10+ auch mit Dolby Vision bestückt.

„X-Men: Dark Phoenix“ bietet tatsächlich zwar HDR10+, aber kein Dolby Vision.

Schlecht für meine Vergleiche: Für die Wiedergabe muss ich nicht nur unterschiedliche UHD Blu-ray-Player verwenden, sondern auch unterschiedliche TVs. Erwartet also hier keinen fundierten Vergleich zwischen HDR10+ und Dolby Vision, sondern eher meine Eindrücke verschiedener Gerätekonstellationen und Techniken als Gesamtbild.

  • Set-up für Dolby Vision: LG OLED C9, 55 Zoll mit dem Player LG UBK90
  • Set-up für HDR10+: Samsung QD-OLED S95B mit dem Player Panasonic DP-UB154EG-K

Meine Meinung zu HDR10+ vs. Dolby Vision

Wie oben erwähnt: Um HDR10+ und Dolby Vision exakt zu vergleichen, müsste die gesamte Gerätekette identisch sein. Selbst dann könnte man streng genommen auch nur spezifische Beispiele vergleichen. Was ihr hier also von mir lest, sind subjektive Eindrücke über die jeweiligen Geräteketten, die als solche verstanden werden sollten. Warum ich Discs verglichen habe? Hier kann ich eben sicher sein, dass bis auf den angelegten HDR-Standard sonst alles identisch ist. Streaming-Inhalte sind jedoch auch mit Dolby Vision weitaus verbreiteter. Das stellt ihr allzu rasch fest, wenn ihr euch bei den Platzhirschen wie Amazon Prime Video, Disney+ oder Netflix umschaut.

Dabei bin ich im Übrigen der Meinung, dass der LG C9 mit WOLED-Technik von Haus aus ein natürlicheres Bild zaubert als der Samsung S95B mit QD-OLED-Technologie. Allerdings ist da nicht zu vernachlässigen, dass ich ersteren wesentlich länger nutze und die Abstimmungen über die Software auch nahtloser finde.

Dafür punktet der S95B mit knackigeren Farben – zu verdanken sicherlich seinen Quantenpunkten. Und die erhöhte Leuchtkraft macht sich dann auch bei der Wiedergabe von HDR10+-Inhalten bemerkbar. Gerade beim noch verhältnismäßig frischen Streifen „The Suicide Squad“ sieht man das gut. Da ist mehr Dynamik im Spiel als beim C9 mit Dolby Vision beim identischem Film.

Langweilig für einen Vergleich, aber realistisch: Sonst kann ich bei meiner Wiedergabe im Grunde alle Unterschiede, die ich bei den mir vorliegenden Titeln in Nuancen feststellen konnte, auf die Hardware schieben – nicht konkret auf den verwendeten HDR-Standard. Rein technisch gesehen, würde ich sagen, dass man Dolby Vision somit an einem TV-Gerät, das HDR10+ beherrscht, nicht wirklich braucht.

Nur 5 Titel aus meiner UHD-Blu-ray-Sammlung warten mit HDR10+ auf.

Aber: Schaue ich mir einen Film an, der nur in HDR10 und Dolby Vision vorliegt und vergleiche die Wiedergabe zwischen LG C9 (mit Dolby Vision) und Samsung S95B (mit HDR10), dann gefällt mir das Tonemapping, also die Art und Weise wie Helligkeit und Kontraste geregelt werden, am C9 besser. Auch wenn der C9 nicht so leuchtstark ist wie der S95B, so gleicht Dolby Vision das mit dem überlegenen Tonemapping aus. Denn der S95B kann seine technischen Vorteile nicht immer ausspielen.

Kein Dolby Vision, kein Kauf?

Mein Fazit? Liegt ein Inhalt sowohl mit HDR10+ als auch Dolby Vision vor, dann ist es absolut kein Nachteil, dass der Samsung S95B auf Dolby Vision verzichtet. Die Ergebnisse sind qualitativ in meiner Wahrnehmung identisch. Minimale Unterschiede schiebe ich auf meine unterschiedlichen Geräteketten. Liegt ein Inhalt aber nur entweder mit dem statischen HDR10 oder Dolby Vision vor, dann vermisse ich persönlich das filigranere Tonemapping von Dolby Vision durchaus. Dies kann auch die recht hohe Leuchtkraft des S95B nicht vergessen machen.

Wer eine Xbox Series X|S besitzt und Dolby Vision eventuell auch für Gaming nutzen mag, muss darauf am S95B ebenfalls verzichten. Allerdings sind die Unterschiede zwischen HDR10-Gaming und Dolby Vision eher marginal, sodass ich das nicht als wirklich relevant betrachte. Ich wünsche mir dennoch, dass Samsung sich noch zum Support von Dolby Vision durchringen kann, denn es fehlen vor allem die Inhalte mit HDR10+. Gehe ich meine Filmsammlung mit über 100 UHD Blu-rays durch, finde ich die besagten fünf Titel mit HDR10+, aber ein Vielfaches mit Dolby Vision. Bei Streaming-Content kann man ein ähnliches Kräfteverhältnis feststellen. Dass sich das Gleichgewicht hier noch verschieben wird, sehe ich leider nicht.

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