Bei der jüngsten Befragung für den ifo-Geschäftsklimaindex stieg die Stimmung unter deutschen Unternehmern auf den höchsten Stand seit einem Jahr. „Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Umfrageergebnis. Besonders stark hellte sich die Stimmung im Bereich Dienstleistungen auf. In den Industriebetrieben verbesserte sich das Geschäftsklima hingegen nur leicht. Die Firmen des Verarbeitenden Gewerbes seien weiterhin sehr unzufrieden mit dem Auftragsbestand, hieß es in der Mitteilung.

Dazu dürften auch die nach oben korrigierten Prognosen mehrerer großer Wirtschaftsforschungsinstitute in den vergangenen Wochen beigetragen haben. So erhöhte etwa das ifo Institut seine Aussichten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte demnach um 1,5 Prozent zulegen, das wäre fast doppelt so viel wie die ursprünglich angenommenen 0,8 Prozent. Auch für dieses Jahr erhöhten die Experten ihre Prognose ganz leicht von 0,2 auf 0,3 Prozent, hieß es Anfang Juni.

Auch das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) erhöhte seine Prognose für 2026 um einen Zehntelprozentpunkt auf 1,6 Prozent und für 2025 von 0,0 auf 0,3 Prozent. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sah zuletzt ebenfalls Erholungszeichen und rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent dieses Jahr. Noch im März hatte das Institut ein Plus von 0,1 Prozent vorhergesagt. Für das Jahr 2026 rechnet das IWH mit einem Wachstum um 1,1 Prozent.

Peter Leibinger, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), hingegen äußerte sich da deutlich vorsichtiger. Die Stimmung sei besser als die Lage, sagte er am Montag vor Journalisten. Der BDI rechnet für das laufende Jahr noch nicht mit einer Erholung. Stattdessen prognostiziert der Verband einen weiteren Rückgang des BIP um 0,3 Prozent.

Der deutliche Unterschied zu den Wirtschaftsforschungsinstituten ergebe sich dadurch, dass der BDI das Eintreten von Trumps Zöllen ab Juli in voller Kraft gerechnet habe. Hinzu kommt: Die Industrieproduktion liegt weiterhin um deutliche 9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019, die Kapazitätsauslastung beträgt nur 77 Prozent, so Leibinger. Der Weg aus der Rezession sei deshalb noch weit, aber für das kommende Jahr bestünden gute Chancen. Es läge nun an der Bundesregierung, neben dem „Investitionsbooster“ weitere konkrete Maßnahmen an den Start zu bringen, etwa zum Bürokratieabbau.

Die Botschaft der Wirtschaft an Reiche ist dieser Tage deutlich: Nicht eingehaltene Versprechen lassen das Vertrauen bröckeln. Dabei ist genau das so wichtig, um auf Kurs zu bleiben.

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