Die USA wehren sich gegen günstige E-Autos aus China. Mit einer drastischen Erhöhung der Zölle will Biden die heimische Produktion schützen. Das hat auch Auswirkungen auf deutsche Hersteller.
Satte Preissteigerungen abzusehen: US-Präsident Joe Biden erhöht die Einfuhrzölle für chinesische E-Autos um das Vierfache. Statt 25 Prozent sollen künftig 100 Prozent fällig werden, wie die Regierung in Washington am Dienstag mitteilte.
Damit dürfte der Weg für chinesische Elektroautos in die USA de facto versperrt sein. Auch Halbleiter, Solarzellen, bestimmte Mineralien und Medizinprodukte sind von den neuen Zollregelungen betroffen. China kündigte umgehend Vergeltung an. Der Streit um Zölle und Vergeltungsmaßnahmen könnte dabei auch Auswirkungen für deutsche Autohersteller haben. Doch Gleiches mit Gleichem vergelten wollen die nicht.
Sorgen vor chinesischer Überproduktion
Hintergrund für Bidens Entscheidung ist die Sorge vor unfairen Handelspraktiken Chinas. „China verwendet dieselbe Strategie wie schon zuvor, um sein eigenes Wachstum auf Kosten anderer anzukurbeln, indem es trotz heimischer Überkapazitäten weiter investiert und die globalen Märkte mit Exporten überschwemmt, die aufgrund unfairer Praktiken unterbewertet sind“, begründete die Wirtschaftsberaterin des Weißen Hauses, Lael Brainard, die Maßnahmen.
Konkret geht es darum, dass China die eigene Produktion von E-Autos durch umfangreiche Subventionen unterstützt und somit reihenweise günstige Modelle auf den Markt bringt. Im vergangenen Jahr flossen so umgerechnet bis zu 100 Milliarden US-Dollar staatliche Subventionen an chinesische Autokonzerne. Diese Praxis ist auch vielen europäischen Herstellern ein Dorn im Auge. Die EU-Kommission untersucht deshalb derzeit, inwiefern Preise auf dem europäischen Markt künstlich niedrig gehalten werden – sehr zum Ärger der chinesischen Behörden. Das Ergebnis der Untersuchung steht noch aus.
Der Konkurrenzkampf zwischen US-amerikanischen und chinesischen E-Auto-Herstellern tobt schon länger. Die Zölle aus den USA könnten nun dazu führen, dass China versucht, noch mehr günstige E-Autos auf den europäischen Markt zu bringen. Denn hier gelten weiterhin nur zehn Prozent Einfuhrzoll.
Scholz gegen Strafzölle
Dass die EU eigene Zölle erhebt, gilt dennoch als unwahrscheinlich, denn Deutschland spricht sich bislang dagegen aus. Bei einem Besuch in Schweden sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, dass er sich noch nicht abschließend zur Untersuchung der Kommission äußern könne. „Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass gegenwärtig jedenfalls 50 Prozent der Importe von Elektrofahrzeugen aus China von westlichen Marken kommen, die selbst dort produzieren und nach Europa importieren“, so Scholz. „Das ist vielleicht auch ein Unterschied zu anderen Ländern und Nordamerika in dieser Frage.“
Damit ist Scholz auf einer Linie mit den großen deutschen Autobauern. BMW-Chef Oliver Zipse hat sich am Mittwoch deutlich gegen Strafzölle auf chinesische Elektroautos ausgesprochen. „Protektionismus setzt eine Spirale in Gang“, sagte er bei der Hauptversammlung. „Zölle führen zu neuen Zöllen.“ Zipse fürchtet, dass Peking zudem den Zugang zu wichtigen Rohstoffen für die E-Auto-Produktion verknappen könnte. „Hier wird viel zu kurz gedacht“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der europäische Markt werde keinesfalls von billigen chinesischen Fahrzeugen überschwemmt.
Auch Volkswagen gibt sich bislang wenig eingeschüchtert – trotz eines nach eigenen Angaben „verhaltenen“ Jahresstarts. Insbesondere bei den E-Autos schwächelte die Nachfrage. Nach dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie Ende 2023 war sie sogar förmlich eingebrochen. Inzwischen springe das Geschäft mit den für VW wichtigen E-Autos wieder an, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz bei der Vorstellung der Quartalszahlen im vergangenen Monat.