Streit um einen Gebäckklassiker: Eine Bäckereikette in Sachsen benennt den Schokokuss um. Das finden nicht alle gut. Dem Erfolg des Produkts tut das keinen Abbruch.

Mehrere Lagen Biskuit, Puddingfüllung und außen eine dunkle Kakaoglasur. Das ist die Rezeptur für einen Klassiker des deutschen Bäcker-Handwerks: den Schokokuss, wahlweise auch Schaumkuss, je nach Füllung.

Eine Bäckereikette in Sachsen hatte sich mit dem beliebten Gebäck zuletzt wenig Freunde gemacht, weil es die Süßigkeit unter dem früher einmal geläufigen Namen Mohrenkopf in der Auslage feilbot. Das empfanden viele Kunden, aber auch ein Aktivisten-Kollektiv namens „SektGabi*s“ als anstößig. Sie warfen dem Unternehmen Rassismus vor und forderten eine Umbenennung. Darüber hatten lokale Medien bereits im Frühjahr berichtet.

„Aus unserer Sicht muss man den Mohrenkopf nicht mit Rassismus in Zusammenhang bringen“, sagte Firmeninhaber Matthias Möbius im „Sachsen Fernsehen“ zu den Forderungen der Aktivisten. „Die Gruppe wirft uns vor, rassistisch zu sein: Dem kann ich aus voller Überzeugung widersprechen.“ Möbius verwies darauf, dass sein Unternehmen Mitarbeiter aus 20 Ländern beschäftigt.

Dennoch nahm die Bäckereikette den Schokokuss aka Mohrenkopf zunächst aus dem Programm, damit sich die „Wogen erstmal glätten“, wie der Firmenchef im April sagte. Ein halbes Jahr später ist der Verkaufsschlager wieder zurück im Sortiment. Dieses Mal unter neuem Namen: Als „M-Kopf“ liegt das Gebäck seit Kurzem wieder in den Auslagen des Traditionsbetriebs in Sachsen.

M-Kopf? Möbius-Kopf? Oder doch nur eine kaum verschleierte Variante des historisch stark belasteten und als rassistisch empfundenen Begriffs Mohrenkopf? Wofür die Abkürzung steht, daraus macht der Geschäftsführer der Bäckerei ein Geheimnis. „Was man jetzt aus dem Namen macht, bleibt jedem selbst überlassen“, sagt Matthias Möbius der „Bild“-Zeitung.

Die Vorwürfe ließen nicht lange auf sich warten. „Der Geschäftsführer handelt weiterhin bewusst rassistisch“, zitiert die „Bild“ einen Sprecher der Gruppe „SektGabi*s“. Möbius wehrt sich gegen die Anschuldigungen. „Wir sind nicht fremdenfeindlich. Für uns ist ‚Mohrenkopf‘ eine traditionelle Gebäckbezeichnung“, so der 59-jährige Unternehmer.

Allerdings sehen auch einige Kunden in dem Namen weiterhin ein Problem. In Kommentaren in sozialen Netzwerken kündigten sie an, zukünftig nicht mehr bei der Bäckereikette kaufen zu wollen. In den Siebzigerjahren kursierte im deutschsprachigen Raum für das Gebäck, das heute allgemein Schokokuss heißt, auch die Alternativbezeichnung „Negerkuss“ – die mit dem Begriff verbundene Diskriminierung schwarzer Menschen ist unstrittig.

Bäckereichef Möbius glaubt dennoch, eine gute Lösung gefunden zu haben. „Um keine Gefühle zu verletzten, haben wir aber einen Kompromiss gesucht“. Die ominöse Abkürzung soll nun also die Wogen glätten. Viele Kunden haben damit offenbar kein Problem. Sie griffen kräftig zu und ließen die Verkaufszahlen des Gebäcks in den 50 Filialen der Kette zuletzt in die Höhe schnellen.

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