Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Wer kommt für Schäden am Auto nach einem Wildunfall auf?

Mit der Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit steigt die Gefahr von Wildunfällen. Denn dadurch ändern sich unser Lebensrhythmus und auch unsere Hauptverkehrszeiten: Der Straßenverkehr ist dann dichter, wenn auch das Wild aktiv ist. Deshalb nimmt die Zahl der Wildunfälle nach der Zeitumstellung und mit Beginn des Frühjahrs deutlich zu.

In Waldgebieten warnen häufig Schilder vor Wildwechsel. Aber auch ohne entsprechende Hinweise sollten Autofahrer immer damit rechnen, dass ein Tier die Fahrbahn betritt. Manchmal kommt es dann leider zum Schlimmsten. Ein Leser fragte t-online: Wer bezahlt bei einem Wildunfall den Schaden?

Zunächst ist es wichtig, dass Sie den Wildunfall nachweisen können. Dazu dient die Wildunfallbescheinigung (siehe unten). Sofern Sie eine Vollkaskoversicherung besitzen, wird Ihnen der entstandene Schaden in jedem Fall ersetzt. Auch eine Teilkaskoversicherung übernimmt die Kosten für den Unfallschaden – allerdings nur bei einem Zusammenstoß mit sogenanntem Haarwild.

Dabei handelt es sich beispielsweise um Rehe, Hirsche oder Wildschweine. Unfälle mit Federwild, also Vögeln, sind allerdings nicht bei jeder Teilkaskoversicherung mitversichert. Hier muss sich der Autofahrer bei der jeweiligen Versicherung erkundigen.

Ist es zu einem Unfall gekommen, verständigen Sie die Polizei. Sie informiert dann den zuständigen Jäger. Bis die Polizei eintrifft, sichern Sie die Unfallstelle. Berühren Sie das Tier nicht, denn es könnte nur kurz bewusstlos sein, plötzlich aufwachen und ausschlagen. Außerdem könnte es Tollwut haben und ansteckend sein. Ein totes Tier darf nicht ins Auto geladen und mitgenommen werden – das gilt als Wilderei und ist strafbar.

Fotografieren Sie die Unfallstelle, das Tier und die Unfallspuren am Fahrzeug. Gemeinsam mit dem Jäger und der Polizei füllen Sie eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung aus. Sie ist wichtig für die Schadensregelung. Außerdem notiert die Polizei die Namen und Adressen von Zeugen oder Beteiligten.

Nachts ist es ratsam, im Wald mit Fernlicht zu fahren, sofern der Gegenverkehr nicht behindert wird. So können Wildtiere durch die Lichtreflexion ihrer Augen frühzeitig erkannt werden. Taucht Wild am Straßenrand auf, blenden Sie die Scheinwerfer ab.

Sofern Sie den nachfolgenden Verkehr nicht gefährden, sollten Sie bremsen, hupen und das Lenkrad gerade halten. Auf keinen Fall dürfen Sie dem Wild ausweichen, wenn Sie dadurch den Gegenverkehr gefährden oder gegen einen Baum prallen könnten.

Im Jahr 2023 haben die deutschen Autoversicherer mehr als 280.000 Wildunfälle mit kaskoversicherten Autos registriert. Rein rechnerisch kommt es damit täglich zu mehr als 750 Unfällen. Das Risiko ist jedoch zu bestimmten Zeiten höher als zu anderen. Dazu zählen der Herbst mit seiner frühen Dämmerung und die Paarungszeit der Rehe ab Mitte des Sommers. Und auch die Tage der Zeitumstellung gehören dazu.

Dass mit Wild nur in der Dämmerung gerechnet werden müsse, ist übrigens ein gefährlicher Irrglaube: Rehe müssen alle drei Stunden aufstehen und fressen. Deshalb kann es rund um die Uhr zu Wildwechsel kommen.

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