Auch wenn eine Darmspiegelung keine angenehme Untersuchung ist – es lohnt sich, die Angst zu überwinden. Schließlich kann sie sogar vor Darmkrebs schützen.
Woran man merkt, dass man wirklich 50 Jahre alt geworden ist? Wenn die Einladung zur Darmkrebsvorsorge im Briefkasten liegt. Ein Schreiben, das die Krankenversicherungen nicht ohne Grund verschicken: „Anders als bei vielen anderen Krebsarten gibt es für Darmkrebs eine effektive und wirksame Früherkennung“, sagt der Epidemiologe Prof. Hermann Brenner von Deutschen Krebsforschungszentrum.
Oder anders gesagt: Es gibt Untersuchungen, die im besten Falle Leben retten und komplizierte Behandlungen vermeiden können.
Je früher ein bösartiger Tumor entdeckt wird, desto besser lässt er sich behandeln – das gilt auch für Darmkrebs. „Und noch wichtiger: Es gibt sogar die Möglichkeit, Vorstufen zu entdecken und zu entfernen, damit es gar nicht erst zum Darmkrebs kommt“, sagt Brenner, der die Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung leitet.
1. Wie wahrscheinlich ist es, Darmkrebs zu bekommen?
Ein bösartiger Tumor im Dick- oder Enddarm: Diese Diagnose bekommen rund 25.000 Frauen und rund 30.000 Männer pro Jahr. Bei Frauen ist Darmkrebs damit die zweithäufigste Tumorerkrankung, bei Männern die dritthäufigste.
Junge Menschen sind selten betroffen. Männer sind im Durchschnitt 71 Jahre alt, Frauen 75 Jahre, wenn sie die Diagnose Darmkrebs bekommen. „Darmkrebs tritt in der Regel erst ab einem Alter von 50 Jahren auf. Daher zielt auch die Vorsorge auf diese Altersgruppe“, sagt Tina Maghsoudi. Sie ist Chefärztin der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Schön Klinik Hamburg Eilbek.
Wie bei anderen Krebsarten, spielen auch bei der Entstehung von Darmkrebs die Lebensgewohnheiten eine Rolle: Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel etwa lassen das Risiko steigen.
2. In meiner Familie gibt es bereits Fälle von Darmkrebs. Ist mein Risiko erhöht?
Ja, denn die genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Haben Verwandten ersten Grades – Eltern, Geschwister oder Kinder – Darmkrebs, ist auch das eigene Risiko erhöht. „Das Risiko ist umso größer, je jünger die Verwandten waren, als sie ihre Darmkrebs-Diagnose bekommen haben“, sagt Hermann Brenner.
Wenn sich Fälle von Darmkrebs in der eigenen Familie häufen, kann unter Umständen eine humangenetische Beratung sinnvoll sein. Denn es gibt bestimmte Genveränderungen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, im Laufe des Lebens einen bösartigen Tumor im Darm zu entwickeln – darauf kann man testen. „Dafür müssten aber mindestens drei Familienmitglieder betroffen sein“, sagt Tina Maghsoudi.
3. Wie macht sich ein bösartiger Tumor im Darm bemerkbar?
Sehr lange leider gar nicht. Startpunkt sind kleine Wucherungen, die an der Darmschleimhaut entstehen – Polypen heißen sie in der Medizin. Sie sind Vorstufen, aus denen sich Darmkrebs entwickeln kann. Das passiert unbemerkt über viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte. Beschwerden verursacht Darmkrebs meist erst, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.
Ein Warnzeichen, das man unbedingt im Hinblick auf Darmkrebs abklären lassen sollte: veränderte Stuhlgewohnheiten. Das kann bleistiftdünner Stuhl sein, ein Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung oder Blut im oder am Stuhl. Bemerkt man beim Toilettengang, dass der Stuhl rot oder schwarz gefärbt ist, kann das auf eine durch einen Tumor bedingte Blutung im Darm hinweisen, so Hermann Brenner.
Und dann gibt es unspezifische Warnzeichen, also Beschwerden, hinter denen verschiedene Krankheiten stecken können, darunter Darmkrebs. Müdigkeit und Abgeschlagenheit zum Beispiel. Es kann aber auch die Waage sein, die immer weniger Körpergewicht anzeigt, ohne dass man weiß, wieso.
Erste Anlaufstelle, wenn man solche Symptome bei sich bemerkt, ist der Hausarzt oder die Hausärztin. Er oder sie kann beim Verdacht auf Darmkrebs an Spezialisten überweisen.
4. Welche Möglichkeiten für die Früherkennung gibt es?
Es gibt zwei Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs, für die Krankenversicherungen die Kosten übernehmen.
Darmspiegelung (Koloskopie): Männer haben ab einem Alter von 50 Jahren, Frauen ab 55 Jahren, Anspruch auf eine Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge. Ist das Ergebnis unauffällig, kann man nach mindestens zehn Jahren eine zweite Darmspiegelung machen lassen. Bei Auffälligkeiten wird früher wieder kontrolliert.